Daemonenherz
Das ist jetzt vorbei. Wir werden dich noch eine Weile hier behalten. Zuerst müssen wir die anderen Pfeiler aus der Hölle zurückholen. Dazu brauchen wir noch etwas Zeit. Danach bringen wir dich auf die Erde zurück.»
Ich glaubte, mich verhört zu haben.
«Was heißt hier vorbei? Nichts ist vorbei! Es hat gerade erst begonnen!»
Verwirrt musterte er mich, ehe es ihm dämmerte, dass ich gar nicht daran dachte, diesen Plan hinzunehmen.
«Irial. Wir können ihm nicht helfen.»
«Aber die Pfeiler, die könnt ihr befreien? Das liegt doch verflucht nochmal auf dem Weg!»
Er rang nach Worten. «Das ist kompliziert. Wir können eine Invasion in den Trichter starten, aber alles, was sich außerhalb befindet, das», er stockte. «Da haben wir keine Chance! Lucifel wird Raciel im Palast haben. Wenn er nicht schon längst ein Höllenwurm ist. Wir können nichts tun.»
«Nein», schrie ich lauter, als ich es von mir selbst vermutet hätte. «Nein! Ihr wollt einfach nicht!»
Er sah mich traurig an. «Glaub mir, ich wünschte ich könnte dir helfen. Wir haben Anweisungen von oben.»
«Von Gott?» Fassungslos starrte ich ihn an. «Gott hat das gesagt? Bring mich zu ihm! Sofort! Ich werde dem mal was über die Liebe geigen!»
Raphael lächelte unwillkürlich. «Das sind ja ganz neue Töne von dir. Hör zu, ich werde tun was ich kann. Vielleicht schaffe ich es, die Seraphim dazu zu bringen, dir eine Audienz bei Metatron zu gewähren. Schon das ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Mach dir keine großen Hoffnungen.»
«Ich will keine Audienz bei dem Metadings! Ich will zum Chef!»
Nun lachte der Engel tatsächlich. «Keiner von uns kann eine Audienz mit Gott haben. Metatron ist seine Stimme, alles läuft über ihn.»
Ich zog eine Augenbraue hoch. «Woher wisst ihr, dass er wirklich Gottes Wille verkündet und nicht selbst einfach Chef ist?»
Er starrte mich entsetzt an. «Bist du verrückt? Natürlich wissen wir, dass Gott existiert. Stell nicht so viele Fragen, ich tu ja, was ich kann.»
«Tut mir leid. Ich», verzweifelt rang ich nach Worten. «Ich kann nicht untätig hier herum sitzen. Ich habe ihm so viel zu sagen…»
Raphael lächelte. «Dämon ist Dämon. Für uns ist er derjenige, der dir Leid zugefügt hat. Derjenige, der dich verletzt hat. Für uns ist das unverzeihlich.»
«Wie können sie ihn verurteilen. Sie kennen mich nicht», patzte ich zurück und bereute es im nächsten Moment.
«Wir sind Engel. Wir lieben die Geschöpfe, die wir schützen sollen. Wir vergeben Dämonen nicht, die ihnen Schaden zufügen. Niemals!» Nach einigen Augenblicken wurde sein Ausdruck sanfter. «Aber beantworte mir persönlich eine Frage.»
Ich nickte.
«Liebst du ihn?»
Mir stockte der Atem. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich benötigte einige Sekunden, ehe ich das eine Wort rausbrachte. «Ja.»
Raphael seufzte. «Gut, ich werde tun was ich kann. Ich werde mit den Seraphim sprechen. Mach dir keine Hoffnungen.»
«Danke», flüsterte ich bloß.
«Jedenfalls schön zu sehen, dass du dich erholt hast», fügte er hinzu. «Zadkiel sollte bald hier sein. Er wird dir alles zeigen und du kannst ihm Fragen stellen, wenn du willst.»
Wie sich heraus stellte war Zadkiel ein sehr eifriger Zeitgenosse. Eine Weile nachdem Raphael sich für meine Mission verabschiedet hatte, kam er ins Zimmer gestürmt und zog mich direkt mit sich in den langen Korridor.
Währenddessen redete er unablässig. Wie viel er bereits von mir gehört hatte und das ich ausgesprochen mutig sein musste und wie schlimm ich von diesem «blöden» Dämon behandelt worden war und wie gut es sei, dass ich ihn um den Finger gewickelt hatte, sodass er mich im letzten Moment rettete.
Ich hätte ihn am liebsten erwürgt. Aber er strahlte so über beide Ohren und wechselte das Thema, als wir das Ende des langen Ganges erreichten.
Zadkiel drückte einen Knopf auf einer durchsichtigen Projizierung vor einer Metallplatte. Kurze Zeit später löste sich die Platte in Luft auf und dahinter kam ein kleiner Raum mit verglasten Wänden zum Vorschein.
«Ist das ein Aufzug?» fragte ich fassungslos und trat hinein.
«Ja», antwortete Zadkiel erstaunt und strich sich verwirrt durch die kurzen, blonden Haare.
Irgendwie war er niedlich. Das lag nicht nur an der Tatsache, dass er kleiner war als ich, sondern auch an seinem Aussehen. Mit den blonden Haaren und den stahlblauen Augen hatte er wirklich etwas Engelhaftes. Seine Flügel waren sogar
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