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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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der Grand Central Station hinein in die Stadt getreten war, wäre ich am liebsten sofort ins Hotel geflüchtet. Alles war so gigantisch groß, die Häuserfluchten fast schon bedrohlich.
    Hier in Elysium erging es mir kaum anders, mit dem einzigen Unterschied, dass es hier weniger laut und die Luft weitaus angenehmer war.
    Die Ausmaße der Gebäude und Straßen waren allerdings genauso beeindruckend.
    Andächtig blieb ich stehen und spürte den bekannten Fluchtgedanken, der mich zurück ins Gebäude treiben wollte.
    Ich verstand jetzt, warum sich nur jene hier aufhielte, die auch hier arbeiteten. Das Paradies stellte ich mir anders vor. Scheinbar gab es
mein
Paradies auch. Nur gerade nicht hier im Zentrum.
    Weißer Marmor pflasterte die Straßen, dazwischen gab es zahlreiche Grünflächen. Wiesen, Bäume, Blumenbeete, die meistens irgendwo zwischen Häusern und breiten Straßen angelegt waren.
    Wenigstens gab es keine Autos. Hier legte man alles brav zu Fuß zurück, oder per Flügel. Oder wie sich gleich herausstellte – per Monorail.
    Die Station der Bahn lag in der Nähe. Zadkiel führte mich die Treppe hinauf, durch die Drehtüren, nachdem er eine Karte durch einen Leser gezogen hatte.
    Wir warteten auf dem Bahnsteig.
    Ein paar Minuten vergingen und die schneeweiß glänzende Monorail fuhr leise summend ein. Ich setzte mich ans Fenster und blickte hinaus, während wir zwischen den Hochhäusern hindurch schwebten.
    Elysium war beeindruckend. Es erfüllte mich eine Ruhe, die ich wahrscheinlich nicht einmal auf der einsamen Wiese beim Wald am anderen Ende meiner Stadt gefunden hätte. Hier schien die Zeit still zu stehen. Große, mächtige Bäume wuchsen in den kleinen Parks, die zwischen den riesigen Häusern lagen. Der gepflasterte Boden war blank poliert und der Himmel strahlte weit über mir. Die Engel, denen wir begegneten, schwiegen. Sie nickten nur leicht und mit einer übernatürlichen Eleganz, dass ich mir daneben auch ziemlich daneben vorkam. Mit meinem schwarzen Mini und den schweren Schuhen fühlte mich unter all dem Licht und Glanz wie ein Tintenfleck auf weißem Papier.
    Zadkiel schien das zu bemerken und entschuldigte sich sofort.
    «Entschuldige. Ich hätte dir noch etwas anderes zum Anziehen geben sollen!»
    Ich schüttelte den Kopf. Obwohl die Farbe und vor allem der Aufzug hier komplett deplatziert waren, fühlte ich mich wohl in den Kleidern. Es war alles, was mir geblieben war von seiner Welt. Von ihm.
    Gut, ich hatte das Kleid nicht von Raciel selbst erhalten, aber dass Belial mit ihm befreundet war zählte. Gut, sie waren nicht wirklich befreundet, aber ich hatte keine Zeit und keine Ressourcen für Spitzfindigkeiten.
    «Schon in Ordnung», antwortete ich.
    Zadkiels Gesicht erhellte sich und er atmete auf.
    Wir stiegen aus und ich fand mich auf einem breiten Weg, der direkt zur Zentrale führte.
    Rund um das riesige Gebäude war ein Park angelegt. Satter Rasen unterbrach die Straßen, die aus allen vier Richtungen auf den Eingang zu liefen. Die Kugel an der Spitze des Hochhauses warf einen mächtigen Schatten auf die grüne Fläche. Sie phosphorierte und schien zu pulsieren, strahlte silbern über den ganzen Himmel. Andächtig blieb ich stehen und legte den Kopf in den Nacken, um bis nach oben zu blicken.
    «Dort oben ist die Sicherheitsabteilung», erklärte Zadkiel nicht ohne Stolz und ging voraus. «Kommst du?»
    Ich folgte ihm rasch. Das riesige Tor öffnete sich automatisch. Ich grinste.
    «Was ist?» fragte Zadkiel skeptisch.
    «Nichts», antwortete ich. «Ich finde es nur witzig. Es ist so ganz anders, als ich mir das Paradies vorgestellt hatte.»
    Der junge Engel lachte. «Auch wir gehen mit der Zeit. Wir haben uns auch von Kutten und Sandalen verabschiedet, wenn du das meinst. Du wirst überrascht sein.»
    Ich war wirklich neugierig. Von der Hölle hatte ich erstens nicht viel gesehen und zweitens hatte das, was ich gesehen hatte, eher meinen Erwartungen entsprochen. Aber Lilith hatte auch von irgendwelchen seltsamen Dingen gesprochen, die ich nicht verstand.
    Der Saal hinter der himmlischen Schiebetüre ähnelte in der Größe meinem Gästegebäude. Der Rest allerdings war komplett anders. Gras wuchs auf dem Boden und Bäume säumten den Weg zu den Aufzügen. Tresen aus blank poliertem Marmor standen zur Linken und zur Rechten, dahinter je zwei junge Frauen, die gerade mit ihren Headphones Anweisungen weiter gaben. Die Wände waren Licht durchflutet, doch ich konnte nicht erkennen,

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