Daemonenherz
ihr stand ein weiterer Dämon, vermutlich derselben Stufe. Seine Haare waren aus Feuer, Fledermausflügel prangten auf seinem Rücken, die Haut hatte die Farbe von Asche und sein Mund war mit wenigen Fäden zugenäht.
Ich schauderte.
Ich würde vermutlich in den nächsten Minuten sterben, aber die Panik blieb aus. In mir schien alles taub. Vermutlich war es Angst, Enttäuschung und Trauer, die alles in mir einfroren. Raciel würde zusehen, wie ich starb. Er hatte keine Wahl, ich war ihm nicht einmal böse.
Wortlos kniete ich nieder.
«Es tut mir Leid», flüsterte Belial, spannte die Flügel und gesellte sich hinauf zu den anderen hochrangigen Dämonen.
Es war laut und die Luft erfüllt von einer unheiligen Spannung. Ich warf einen Blick zu Lucifel und seinen Untergebenen. Lilith und Belial sahen mich mitleidig an. Raciels Blick war kühl und emotionslos. Lucifel ließ seinen Blick über die versammelten Pfeiler gleiten und lächelte.
Die Engel in meiner Nähe sahen mitgenommen aus.
Lucifel hob die Hand. Augenblicklich verstummte die Hölle.
«Eine neue Ära beginnt!»
Ich hörte Lucifel lachen. Es wurde kalt. Die Ketten um meine Handgelenke froren langsam zu, das Eis kroch über meine Haut. Es tat weh, aber ich rührte mich nicht. Es war ein angenehmer Schmerz. Er würde mich erlösen. Er würde das alles hier beenden. Ich schloss die Augen und wartete. Wartete bis die Kälte meinen ganzen Körper erfüllte und meine Brust zuschnürte.
Meine Atemwege gefroren und eine Hitze breitete sich von Innen aus.
Das Eis klirrte und knackte, mein Brustkorb drückte zusammen. Knochen brachen.
Der Schmerz war brutal. Ich glaubte zu hören, dass ich schrie, aber meine Gedanken und meine Sinne vernebelten. Ich riss die Augen weit auf. Über mir verwandelte sich die Nebeldecke des Trichters zu schemenhaften Konturen. Ich erkannte Pferde aus Dunst und leuchtend rote Augen. Der Nebel zog nach unten um den Pfeiler herum. Wie eine gigantische Welle traf er auf dem Boden auf und verteilte sich.
Er prallte auf mich wie ein Hammer und schleuderte mich zurück. Ich schrie auf und blieb benommen liegen. Der Nebel riss an meinen Gliedern, verbrannte meine Haut und ließ meine Innereien gefrieren.
Nun ging alles unglaublich schnell.
Ich hörte Lucifel in der Entfernung aufschreien, spürte wie sich die Ketten an meinen Armen lösten und mich jemand vom Boden aufhob.
Immer höher und höher. Ich konnte die Augen nicht öffnen. Benommen war ich nicht in der Lage, auch nur einen Finger zu bewegen.
Ich stieg höher. Jemand hielt mich fest und sagte irgendetwas, aber ich konnte es nicht verstehen. Keifende Geräusche erklangen unter mir. Chimären? Holte mich hier gerade jemand raus? Ich versuchte, die Augen zu öffnen, aber es ging noch immer nicht.
Es wurde heller. Auf angenehme Art und Weise. Schien die Sonne?
Ich vernahm andere Stimmen. Diesmal konnte ich hören, was sie sagten.
«Bei Gott, was…»
«Nehmt sie! Bringt sie in Sicherheit.»
«Wieso hast du…»
«Keine Zeit, sie werden mich holen. Kümmert euch um sie!»
Jemand anderes nahm mich in den Arm. Warme Haut berührte meine. Eine Hand legte sich auf meine Stirn, strich mir durch die Haare und eine bekannte Stimme erklang ganz nah an meinem Ohr. Sie schien gequält.
«Bitte vergib mir. Es tut mir Leid. Ich liebe dich!»
Die warme Hand auf der Stirn verschwand. Panisch riss ich meinen Arm zur Seite, bekam seinen zu fassen. Ich wollte etwas sagen, aber es ging nicht. Ich konnte nicht sprechen. Meine Kehle war eingefroren.
Sanft löste mein Retter die Hand von seinem Arm und nahm sie in seine. Ich spürte seine Lippen darauf und den sanften Druck, als er seine Finger um meine Hand schloss.
Das Keifen der Chimären wurde lauter.
Raciel ließ los und ich begann zu schreien.
Flügel, Jeans und keine Heiligenscheine
Warme Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht, als mein Bewusstsein zurückkehrte. Ich war schwach. Der Schock blieb aus.
Dumpf hallten die Gedanken durch meinen Geist. So musste es sich auf Morphium anfühlen, dachte ich bei mir und öffnete vorsichtig die Augen. Sie waren das Licht nicht mehr gewohnt und ich blinzelte einige Male, ehe ich mich umsehen konnte.
Der Raum war riesig. Grösser als mein Wohnzimmer, meine Küche und mein Schlafzimmer zusammen. Alles war weiß. Schneeweiß. Eine totale Reizüberflutung nach der Dunkelheit und dem Feuer der Hölle.
Säulen flankierten die eine Hälfte des Raumes. Dahinter strahlte ein rötlich
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