Daemonenherz
antworte mir. Sag mir, wie es dir geht. Ich muss es einfach wissen, damit ich das hier unten ertrage. Ich hoffe so sehr, dass es dir gut geht.
Ich liebe dich. Über alles. Du fehlst mir.
Irial
Für mehr reichte die Zeit nicht. Mehr gab es auch nicht zu sagen. Mit zitternden Fingern klickte ich auf
Senden
und starrte einige Sekunden gebannt auf den Bildschirm. Er verschwand und Belial stand auf.
«Ich leite es dir weiter, falls er antwortet. Erwarte nicht zu viel. Sie werden ihn dort oben ziemlich an der kurzen Leine halten. Ich muss jetzt wieder zurück. Wir sehen uns.»
Damit ließ sie mich im Café zurück. Ich zitterte noch immer nervös. Starrte gebannt auf meinen Armreif, auf dem silberne Linien erschienen, wenn ich eine neue E-Mail empfing. Er blieb schwarz. Ich zwang mich zur Ruhe. Ich wusste ja nicht einmal, ob er überhaupt antworten konnte. Vielleicht würde ich nie wieder von ihm hören. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, ihm zu schreiben.
Ich war froh, klingelte das Telefon.
«Irial? Wo steckst du, ich brauch dich hier.»
Lucifel klang gestresst.
Vermutlich hatte er wieder tonnenweise Arbeit. Warum er sich so viel davon selbst machte, begriff ich immer noch nicht. Er war verflucht nochmals der Fürst der Finsternis, was also kümmerten ihn Zahlen, Statistiken und Abrechnungen?
Ich stand auf. Seine rechte Hand zu sein war auch nicht gerade ein Job, den ich freiwillig angenommen hätte.
«Was kann ich tun?» fragte ich, als ich kurze Zeit später sein Büro betrat.
Er stand am Fenster und wirkte ziemlich ruhig auf mich. Zu ruhig. Das behagte mir gar nicht. Das letzte Mal, als ich ihn so ruhig gesehen hatte, hatte ich nachher wimmernd auf dem Boden gelegen.
Die ganzen letzten Wochen hatte er mich nicht angerührt. Nur rumgehetzt.
«Ich bin ziemlich beeindruckt», sagte er und drehte sich um.
Meine Befürchtung war nicht unberechtigt gewesen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen und ich zwang mich zur Beherrschung.
«Mehr als ein Monat und du lebst noch, das hätte ich nicht gedacht.»
«Danke», antwortete ich und senkte den Kopf.
Bereits am dritten Tag hatte ich das zum ersten Mal getan. Das war einen Tag nach meinem Mord, nachdem ich die Entscheidung getroffen hatte, mich meinem Schicksal zu fügen. Das beinhaltete auch, ihn als Herrscher und in meinem Sinne Vorgesetzten anzuerkennen und ihm genau wie alle anderen Dämonen zu begegnen. Mit Respekt und Ehrfurcht. Wenn auch nicht ganz freiwillig.
Ich hatte mich dafür entschieden, das hier zu überleben. Viele unangenehme Dinge gehörten da dazu.
«Ich nehme nicht an, dass du mittlerweile weißt, wie du damit umgehen sollst», fragte er und wies auf die Klinge an meinem Rücken. «Langsam wird es Zeit. Meine Untergebenen haben anders zu tun, als dir ständig hinterher zu laufen und dich aus brenzligen Situationen rauszuhauen.»
«W-was?«
«Dachtest du wirklich, du hättest einfach Glück gehabt im letzten Monat? Wie gesagt, es wird Zeit, dass du lernst, dich selbst zu verteidigen. Sag Belial sie soll dir die nächsten zwei Wochen das Nötigste beibringen. Ich werde zwei Wochen ohne dich klar kommen. Danach bist du auf dich allein gestellt, also solltest du schnell lernen.»
«Ich… du…» stotterte ich. «Sie haben mich…»
«Du hast echt ne verdammt lange Leitung, was?» knurrte er und packte mein Handgelenk. «Du hast überlebt, weil ich es so angeordnet habe.»
Ich hatte das gar nicht mir selbst zu verdanken?
Das bedeutete, dass mein eigentliches Leben hier unten in der Hölle noch gar nicht richtig angefangen hatte. Das bis jetzt war ein Spaziergang gewesen im Gegensatz zu dem, was kommen würde, sobald ich nicht mehr von Belial und den anderen beschützt werden würde… Mir wurde schlecht.
Lucifel war wirklich grausam!
«Nicht doch», flüsterte er und beugte sich zu mir hinunter. «Das kriegst du doch sicher hin.»
Ich hätte ihm am liebsten gezeigt, was ich mit meiner Faust alles hinbekam, hielt mich aber zurück.
Er lächelte und küsste mich. Ich keuchte auf und wich zurück, aber er zog mich an sich. Nur einen kurzen Moment, aber das reichte, um mich aus der Fassung zu bringen. Er ließ los und ich stolperte zurück.
«Du kannst jetzt gehen», meinte er und schlenderte zu seinem Schreibtisch zurück.
Innerlich kochte ich vor Wut als ich mich verbeugte und den Raum verließ. Kaum war ich draußen, öffnete ich meinen Computer und hämmerte noch während dem Gehen in die Tasten.
Etwa eine halbe
Weitere Kostenlose Bücher