Daemonenherz
Gliedern und machte der Angst Platz. Er musterte mich ruhig und lehnte den Arm an die Duschkabine. Das schwarze Hemd schmiegte sich an seinen muskulösen Körper. Ein seltsamer Anblick, nachdem ich ihn seit Wochen nur in seiner Höllengestalt gesehen hatte. Seine Aura war dieselbe geblieben.
«Was ist so beschissen», wiederholte er und kniff die Augen zusammen.
«Das geht dich nichts an», flüsterte ich beschämt.
Das war so unglaublich und überdimensional peinlich und demütigend, dass mir Tränen in die Augen schossen.
Meine Antwort gefiel ihm überhaupt nicht. Er packte mich am Arm, zog mich aus der Dusche und schleuderte mich mit voller Wucht gegen die Porzellanfliesen des Badezimmers. Sofort lehnte er gegen mich und drückte meine Arme mit seiner Hand an die Wand.
«Und ob es mich etwas angeht», flüsterte er bedrohlich. «Ich bin dein Vorgesetzter. Und ich kümmere mich um die Sorgen meiner Angestellten.»
Ich spürte die Gänsehaut, die über meinen Körper kribbelte.
Er wartete nicht auf eine Antwort. Er küsste mich. Leidenschaftlich! Nicht mit seiner ursprünglich mittlerweile gewohnheitsmäßigen Kälte.
Ich keuchte und erschrak. Ich hatte geahnt, dass es nicht bei bloßen Spielereien von ihm bleiben würde. Aber ich hatte gehofft, mehr Zeit zu haben. Länger als zwei Monate! Was in Anbetracht einer Ewigkeit in der Hölle kein wirklich absurder Wunsch gewesen war.
Er schien das anders zu sehen. Und mir schien es nicht wirklich etwas auszumachen. Das schockierte mich noch viel mehr. Sowas gehörte sich nicht!
Obwohl er seine Kräfte diesmal gar nicht einsetzte, spürte ich Verlangen. Ich schloss die Augen und erwiderte den Kuss. Seine Zunge berührte meine und jagte einen Schauer über meinen Rücken. Mein Körper bebte. Meine Lippen zitterten während er sie mit seinen liebkoste. Es war unbeschreiblich. Anders als mit Raciel. Wilder.
Leidenschaftlicher.
Ich rang nach Atem. Es hatte nichts mit Liebe zu tun. Bloß pures Verlangen.
Genau da setzte mein Hirn wieder ein. Ich wandte mich ab.
Ich konnte das nicht. Ich würde Raciel nicht betrügen. Niemals.
Nur weil wir nicht beieinander sein konnten berechtigte mich das nicht zu so etwas. Das war nicht richtig.
«Was», flüsterte er während sein heißer Atem über meinen Hals strich.
«Lass los», keuchte ich.
Er lachte sein bedrohliches Lachen, das meistens nichts Gutes verhieß. «Nein.»
«Bitte.»
«Es ist fast schon süß, wie sehr du dir noch Hoffnungen machst», flüsterte er, ohne von mir abzulassen. «Er wird nicht kommen. Kein Engel wird kommen, um dich zu retten. Du hast diese Welt hinter dir gelassen, genauso wie wir alle. Freiwillig.»
Seine Worte schmerzten, aber seine Lippen machten das auf seltsame Art und Weise ungeschehen. Auf eine Art, die mich erschreckte. Die ich nicht wollte.
«Raciel wird nicht kommen», wiederholte er und in mir zog sich alles zusammen.
Ich stieß ihn mit einem Ruck von mir, zog eines der Handtücher vom Regal, schlang es um meinen Körper und riss die Tür auf. Ich wollte nur noch weg. Lucifel schien es grausamen Spaß zu bereiten, mich zu quälen. Er fand es außerdem nicht lustig, dass ich das Weite suchte.
Er folgte mir und stieß mich aufs Bett, das direkt gegenüber der Badezimmertür lag. Ehe ich begriff, was geschah, lag er mit seinem ganzen Gewicht auf mir.
«Du solltest das nicht tun», drohte er mir und krallte seine Hand in meinen Nacken.
«Ich kann nicht», stockte ich und keuchte.
Nun hielt er es doch für angebracht, seine Kräfte einzusetzen. «Oh mein Gott!» stöhnte ich auf, nur um im selben Atemzug hinzuzufügen «Hör auf».
Ich biss die Zähne zusammen. Ich benötigte meine ganze Willenskraft, an meinen Prinzipien festzuhalten.
Ich konnte Raciel nicht betrügen.
Ich wollte Lucifel.
Am liebsten hätte ich mich einfach hingegeben. Aber die Stimme in meinem Hinterkopf ließ das nicht zu.
«Finde dich damit ab», flüsterte Lucifel, während er mit seiner Hand über meinen Körper strich. Ich keuchte, während er weiter sprach. «Du bist ein gefallener Engel. Für die Ewigkeit. Du machst es dir unnötig schwer und das weißt du.»
War er verflucht nochmal mein Psychiater?!
Klar wusste ich das.
Ich wusste, dass ich daran zerbrechen würde. Ich wusste, dass mich meine Liebe zu Raciel in meiner jetzigen Situation zerstören würde. Wenn ich nicht losließ, würde es mich in den Abgrund zerren.
Ich konnte nicht. In mir sträubte sich alles beim Gedanken, ihn
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