Daemonenherz
verwirrt an und wartete, bis bei mir der Groschen gefallen war.
«Ah, natürlich», lächelte ich verlegen und folgte ihr durch den Spiegel, während ich an Lucifel dachte.
Tränen und kein Zurück
«Wollt ihr mich verarschen? Ihr wollt ausgehen und kommt hierher??»
Ich stand in der alten Kirche. Fassungslos über die Tatsache, dass ich zu Hause war. In meiner Stadt. In der Nähe meines früheren Lebens. Hier, irgendwo im Nirgendwo.
«Hast du was dagegen?» Belial musterte mich beiläufig und eilte den Kirchengang zur Tür.
«Aber… ich… das hier… Mein Gott ihr könntet überall hin! New York, Los Angeles, London, Paris wo auch immer und ihr kommt hierher?!»
Belial zuckte mit den Schultern. «Es ist unauffällig und wir sind unter uns. Denkst du etwa, wir mischen uns in unserer Freizeit unter Menschen? Das hält doch keiner aus!»
Ich kommentierte das nicht weiter sondern folgte ihr hinaus. Lucifel hatte die Kirche bereits verlassen.
Vieles war mir noch immer ein Rätsel von dem, was hier abging und mir tagtäglich begegnete. Aber wenn ich etwas gelernt hatte in den letzten zwei Monaten dann, dass ich es einfach hinnehmen musste, auch wenn es mir nicht gefiel. Verdrängung war nach wie vor meine beste und ultimativste Taktik. Über was ich nicht nachdachte, musste ich mir auch keine Sorgen machen.
Ich hatte genug andere Sorgen. Lucifel zum Beispiel. Die Tatsache, dass ich zu seinem offiziellen Spielball mutiert war. Das ganze Morden um mich herum. Die Tatsache, dass die Dämonen die Menschen für ebenso furchtbar hielten wie umgekehrt, also der Fakt, dass meine bisherige Weltordnung eine Komplettrenovierung durchmachte.
Den aufkeimenden Gedanken an Raciel verbannte ich augenblicklich wieder in die Tiefen meiner Gehirnwindungen. Dafür hatte ich jetzt keine Nerven.
Ich trat ins Freie und sog die frische Luft durch meine Lungen. Es war seltsam, wieder auf der Erde zu sein. Die Sonne war warm und die Strahlen kitzelten meine Haut. Die Vögel sangen in den Wipfeln der Bäume neben der kleinen Kirche und ein Flugzeug durchquerte mit dumpfem Grollen den Himmel über mir.
«Schlag keine Wurzeln!» hörte ich Belial, die ihre menschliche blonde Haarpracht zurückwarf und in ihr Auto stieg, das noch immer auf dem Parkplatz stand.
Sie war das komplette Gegenteil von der Dämonin Belial in der Hölle.
Murrend folgte ich ihr und riss die Beifahrertür auf.
«Warum müssen wir Lucifel begleiten?» knurrte ich demotiviert.
Dummerweise gab
er
mir Antwort. Er saß auf der Rückbank und musterte mich säuerlich.
«Weil sie die beste Kämpferin und meine Leibwache ist und du gefälligst einfach tust, was ich dir sage», knurrte er, während ich in meiner schwungvollen Bewegung ins Auto erstarrte.
Betreten sank ich in den Sitz und starrte geradeaus. Wir schwiegen während der ganzen Fahrt, von der ich nicht wusste, wo sie nun schon wieder hin führte. Als wir ausstiegen, stand ich vor dem imposanten Eingang des Hilton-Hotels nahe dem Flughafen.
«Ihr feiert hier?» flüsterte ich zu Belial, als wir hinter Lucifel in die Eingangshalle trippelten.
«Du bist wirklich dämlich», sagte sie und schüttelte den Kopf. «So geht doch kein Mensch auf eine Party», meinte sie und wies auf ihre Kleidung – ein Zweiteiler mit Jupe und Pumps. «Aber wir haben hier zwei Wohnungen im obersten Stock.»
Ich nickte und sah mich um. Es fühlte sich seltsam an, wieder unter Menschen zu sein. Ich konnte ihre Blicke spüren und die Bewunderung fast greifen.
Alle meine Sinne waren auf Menschen ausgerichtet. Ich konnte ihre Aura spüren, wusste, welcher von ihnen bereits Schuld auf sich geladen hatte und in welchem Umfang. Ich konnte jeden einzelnen einer Kategorie zuordnen.
Die Eingangsdame beispielswiese war kein Lamm. Aber noch im Rahmen des akzeptablen. Vermutlich eine Kandidatin für Niflheim. Der junge Businessman, der gerade aus dem Lift kam und hektisch auf seine Uhr blickte, strahlte die Tugend förmlich aus und es bereitete mir fast physisch Schmerzen. Bei der Sofagruppe neben dem Eingang saß ein Ehepaar und beide hatten gewaltig etwas ausgefressen. Was es war, das wusste ich nicht, dazu hätte ich die Datenbank abfragen müssen, aber ich wusste, dass es für die beiden in Sheol enden würde.
Ich kategorisierte automatisch jeden einzelnen im Raum. Alles auf der kurzen Strecke vom Eingang bis zu den Aufzügen.
«Das ist cool», flüsterte ich, als ich neben Belial in einen eintrat. «Ungewohnt und unheimlich,
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