Dämonenjäger Murphy - Dreizehn Zyklen
den nächsten Tritt ein. Sein Flehen blieb ungehört.
Sie schleiften ihn wie einen Sack totes Fleisch hinter sich her. Der Versuch, aus dem nicht zugeschwollenen Auge, etwas von der nahen Umgebung in sich aufzunehmen, entpuppte sich als nutzlos. Alles spielte sich hinter einem schwummrigen grauen Nebel ab. Er würgte wieder – pumpte auch noch den letzten Rest an Flüssigkeit aus sich heraus und kämpfte verzweifelt gegen die drohende Ohnmacht an.
Sie hielten an, tauschten einige Worte aus, und begannen damit eine vor ihnen liegende Tür zu öffnen. Etwas rastete mit einem knirschenden Schnappen auseinander, gab zuerst nur einen Spalt frei, dann ruckartig den Rest.
Jemand umgriff seine Füße – zog ihn ins Innere des neuen Raumes. Die von den Misshandlungen herrührenden Schrammen und Blutergüsse interessierten sie nicht. Er knallte mit dem Hinterkopf gegen eine aus dem Boden ragende Trennleiste, jaulte wie ein verwundeter Köter auf und warf seinen Folterknechten einen nicht verständlichen Fluch zu.
Sie tuschelten wieder – öffneten ihre Hosenställe und begannen auf ihm zu urinieren, wollten seiner gebrannten Seele auch noch den letzten Rest an Würde nehmen.
Nachdem sie gegangen waren, spürte er das unwiderlegbare Verlangen eines raschen Todes. Der Gedanke dieses Martyrium ein weiteres Mal durchzumachen, erschien ihm wie ein Freifahrtschein zu Hölle. Und er hatte nicht vor diesen einzulösen. Selbstmordvorstellungen waren nichts Neues. Erst vor kurzem war er drauf und dran gewesen seinem unglückseligen Leben ein rasches Ende zu setzen. Eine namenlose Bestie, gewaltiger als jedes vom Menschen erschaffene Übel, wäre ihm bei diesem Unterfangen nur zu gerne behilflich gewesen.
Und doch lebte er. Wenngleich es ihm mit jeder verstreichenden Minute schwieriger fiel, diese Existenz noch weiter zu ertragen. Komm auf die Beine, ermahnte er sich schließlich und schaffte es, sich von der seitlichen Position auf den Rücken zu wälzen. Die Augen fest verschlossen begann er mit den verstauchten Fingern den Untergrund abzusuchen. Zuckte immer wieder zurück und begann von neuem.
„Nur Stroh“, krächzte er nach einer halben Ewigkeit. Führte einen der Halme zu seinem, von Schlägen gebeutelten Mund und begann nachdenklich darauf rumzukauen.
Irgendwo raschelte es. Da jede Bewegung nur mehr unter Schmerzen möglich war, beschloss er es vorerst noch zu ignorieren. Im Geiste kehrte er immer wieder zu der Kathedrale zurück, sah die über ihm thronenden Gestalt der Bestie, und...
Das Rascheln nahm zu. Kleine bekrallte Pfoten, die über den nackten Steinboden trippelten. „Ratten“, ächzte er und spürte bereits, wie sie damit begannen ihr neues Nahrungsaufgebot anzutesten.
*
Hank erlebte das Ritual wie in einer Art Trance. Der Meister hatte seine Arme weit ausgebreitet. Die starren Tieraugen gen Decke gerichtet, war er in rhythmische Beschwörungen verfallen. Eine uralte Sprache, die schon vor den ersten Menschen existierte. Relikt einer untergegangen Epoche, in welcher die Gefüge des Universums verzweifelt nach einem Ort des Verweilens suchten.
Er hatte die Ohren dicht angelegt – versuchte den Worten seines Meisters zu folgen und schnappte hier und da sogar Verständliches auf. Die mit dem Kuss des Meisters eingehende Veränderung von Leib und Seele, hatte damit begonnen ihm die Mysterien der ersten Rassen zu offenbaren. Nicht mehr lange und alle Geheimnisse würden offen vor ihm liegen.
Die Beschwörungen seines Herrn klangen mit einem Schlag ab und machten einer unheilvollen Stille Platz. Etwas veränderte sich. Nur wenige Handbreit unter der Decke manifestierte sich ein ringförmiges Schemen. Ähnlich der Darstellung einer fernen Galaxie, welche sich um ihr eigenes Zentrum drehte.
Hanks innere Anspannung wuchs ins Unermessliches. Seine Pranken scharrten unruhig über das mit Kräutern ausgelegte Parkett. Anders, wie sein Meister stand er der Erscheinung mit Argwohn gegenüber.
„Angst ist hier fehl“, grollte der Wolf und deutete ihm näher zu treten. Als Hank zögerte, ließ er seinem ersten Befehl ein drohendes Knurren folgen. „Ich habe dir versprochen, dich von deiner menschlichen Seite zu befreien...“
„Ja Herr... aber ich...“ Die Augen nur mehr auf die wirbelnde Spektralgalaxie gerichtet, überkam ihn die Wucht des Aufschlags wie ein Schock. Als er der in seiner Brust steckenden Krallenhand gewahr wurde, entrang sich seiner Kehle ein hilfloses Winseln. Er fühlte wie die
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