Dämonenjäger Murphy - Dreizehn Zyklen
letzten Blick auf das neue Ich, sog die Essenz der grünen Sichelaugen tief in sich ein, und setzte sich mit einem gekonnten Hechtsprung vom Untergrund ab.
Da wo kein Halt existierte, gaben ihm seine ausziehbaren Krallen die nötige Hilfestellung. Es war ihm nun sogar möglich, steil nach oben ragende Häuserwände emporzuklettern.
Nachdem ihn sein neuer Instinkt zurück zu ihrem Unterschlupf geführt hatte, begann er den Aufstieg.
Er winkelte die Hinterläufe an und katapultierte sich ohne große Kraftanstrengung hinauf in die erste Etage. Hier hangelte er das umgestürzte Gerüst hoch und schlüpfte im geduckten Galopp durch eines der in Trümmer liegenden Fenster.
Der Konzertsaal lag in einem grauen Halbdunkel. Der von draußen reinschneiende Dreck musste die althergediente Schönheit in einem Atemzug ausgelöscht haben. Die von der Decke hängenden Kronleuchter wirkten wie verfaulte Trauben.
Seine den Schatten angepassten Augen suchten die Umgebung ab. Die Nüstern der flachen Nase waren geweitet. Er hob den stromlinienförmigen Schädel, atmete die trockene Luft ein und versuchte in den vorhandenen Aromen, die Präsens seines Meisters zu erahnen.
Der Duft von Macht, drängte sich ihm der Gedanke auf. Er konnte es sehen – eine blitzförmige blaue Linie, welche hinter einem der hinteren Bereiche verschwand.
Er ließ sich lautlos fallen, schlich bis zu dem die Treppe herauf führenden Eingang und linste neugierig hinein.
„Ich musste warten“, drang es in sein linkes Ohr. Er drehte den Schädel in einer ruckartigen Bewegung zur Seite. Der Meister überragte ihn um fast zwei Köpfe. Starrte ihn aus zwei funkelnden Augen an. „Wo warst du?“, haderte er und entriss ihm mit einer schnell ausgeführten Geste den Beutel „Unsere Zeit ist knapp bemessen.“
„Ich...“ Hank nahm eine geduckte Dienerhaltung ein und folgte seinem Meister ins Innere des abgedunkelten Raumes. „...einige der Zutaten waren schwer zu beschaffen.“ Sein Brustkorb hob und senkte sich in unregelmäßigen Zügen. Der letzte Rest seiner einst menschlichen Mentalität keimte in unregelmäßigen Abständen auf. Versetzte ihn in Angst und ließ sein Tun und Wirken so arm wie erbärmlich erscheinen.
Der Meister beachtete ihn nicht weiter. Er kippte den Inhalt des Beutels auf den Boden und begann damit ihn eingehend zu untersuchen. „Hat man dich gesehen?“, fragte er nach Beendigung seiner Inspektion.
Hank hatte sich in eine der Ecken gekauert. „Nein Herr“, versicherte er, „ich war vorsichtig.“ Sein Blick war an der großen Wanne haften geblieben. „Es waren nur wenige ihrer Art unterwegs.“ Ihrer Art. „Sie wagen es nur vereinzelt.“
„Und doch ist uns nur eine begrenzte Zeit gegeben.“ Er beugte sich über die Wanne, streichelte sanft über den darin aufbewahrten Leichnam. „Ihr Verfall ist rapide vorangeschritten. Wir werden sofort beginnen.“
„Herr?“
Das Fell seines Meisters sträubte sich, er fuhr die Krallen aus. „Begrenzte Zeit“, zischte er und begann damit, ihn in das Ritual einzuweihen.
*
Man führte sie in Gruppen von jeweils drei Mann hinein. Der Saal besaß die äußere Form eines Sichelmondes. Während die äußeren Plätze den niederen Rängen zugewiesen waren, stieg das Machtverhältnis mit jedem Näherkommen des Zentrums an.
Man gebot ihnen niederzuknien. Er weigerte sich und steckte die darauffolgenden Schläge ohne einen Laut des Schmerzes ein. Das anfängliche Gelächter der anwesenden Speichellecker erstarb. Man hörte nur mehr das Knallen des Schlagstockes – sah die aufgeplatzten Wunden und verstand nicht, wie eine solche Pein zu ertragen war.
Die Stirn, wie der Rest vom Gesicht des die Bestrafung ausführenden Wachsoldaten, waren von der Anstrengung schweißgebadet. Als sein Arm schließlich erschlaffte, hörte er aus dem Hintergrund das verhöhnende Kichern einiger Huren. Er wollte die Schmach wieder gut machen, den Sklaven mit seinen bloßen Fäusten zu Boden prügeln, als aus dem Zentrum eine Stimme laut wurde: „Es reicht.“ Das Kichern wie auch das Gemurmel klangen ab. Ruhe kehrte ein. „Du hast dich bereits genug erniedrigt.“
Der Soldat sah von dem blutenden Mann, zu dem Elfenbeinthron rüber. „Herr ich...“ Seine Worte gingen in einem bluterstickenden Gurgeln unter. Der Sklave hatte sich seiner Fesseln entledigt und seinem Peiniger eine schmale Klinge durch die Kehle gerammt.
Jemand schrie etwas. Die zwei anderen Soldaten verschenkten wertvolle Sekunden.
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