Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
bevor Draco den letzten Satz vollendet hatte. Diensteifrig wischte er sich die Hände an der Schürze, auf seiner Stirnglatze glitzerte Schweiß.
    »Zu Diensten, hoher Herr«, sagte er in unterwürfigem Tonfall.
    »Komm her«, befahl Draco mit fester Stimme. Ohne Warnung packte er den Wirt am Arm und riss den Mann von den Füßen. Mit einem Schrei prallte er auf den mit Binsen bestreuten Fußboden. Draco aber packte das Schwert, setzte dem Erschrockenen den Stiefel auf die Brust und die Schwertspitze an den Hals. Den Blick allerdings richtete er auf Tarjanian.
    »Mag sein, dass ein paar andere Opfer geeignet sind, um Euren Sinn zu wandeln«, äußerte er hartherzig. »Erst der Wirt, dann vielleicht seine Töchter? Ich habe keine Eile.«
    Brakandaran konnte ohne Weiteres nachvollziehen, welche Gedanken jetzt durch Tarjanians Kopf schössen. Ihm ließ sich beinahe ansehen, wie er die Erfolgsaussichten eines Versuchs abwog, Draco zu erreichen, bevor er dem Wirt die Klinge in die Kehle stieß, wie er aus dem Augenwinkel die Abstände schätzte, sich merkte, wo die Männer hinter ihm lauerten. Doch es stand unleugbar schlecht. Brakandaran sandte ein stummes Gebet an Jondalup, den Gott des Glücks, und erbat, dass Tarjanian Einsicht haben möge.
    Anscheinend erhörte Jondalup das Stoßgebet. Tarjanians Zögern dauerte noch ein paar Atemzüge lang, dann warf er das Schwert von sich. Sofort sprangen die beiden Männer hinter seinem Rücken zu ihm. Brakandaran verzog das Gesicht, während er beobachtete, wie die Krieger Tarjanian mit wahrer Begeisterung roh niederrangen. Draco trat beiseite, der Wirt rappelte sich auf und floh den Schankraum. Mit einem Ausdruckt tiefer Befriedigung steckte Draco das Schwert in die Scheide und befahl, Tarjanian durch den Hinterausgang fortzuschaffen.
    Brakandaran überlegte, ob er folgen sollte, aber entschied sich dagegen. Er hielt es für ratsamer, Ghari und den anderen gefangenen Rebellen zur Flucht zu verhelfen. Dadurch konnte er ein wenig sein Gewissen beruhigen. Tarjanian befand sich fürs Erste auf dem Rückweg zur Festungsstadt, und die Zitadelle war genau der Ort, wo Brakandaran ihn haben wollte.
    Nun brauchte er bloß noch R'shiel ausfindig zu machen.
24
    R'SHIEL WAR IN DEM GLAUBEN erzogen worden, Tränen seien ein Zeichen der Schwäche. Als Kind hatte sie nie geweint. Nicht einmal, wenn man sie wegen ihres trotzigen Betragens mit der Rute gezüchtigt hatte. Keine Träne war geflossen, als Frohinia, nachdem R'shiel im Alter von zwölf Jahren auszureißen versucht hatte, anstatt Novizin der Schwesternschaft zu werden, ihr Pferd zum Schlächter hatte bringen lassen. Nichts nötigte sie zum Weinen, selbst Georj hatte sie nicht beweint, als er in der Arena den Tod gefunden hatte. Doch während sie jetzt ins Dunkel flüchtete, brachen sich in vielen Jahren angestaute Tränen aus ihrem Innern Bahn, und all ihre Selbstbeherrschung war mit einem Mal zunichte.
    Blindlings lief sie durch den Weinberg, bis sie in das sumpfige Gelände am Flussufer gelangte. Dort sank sie auf dem feuchten Untergrund auf die Knie und schluchzte hemmungslos vor sich hin. Am schlimmsten war daran, dass sie nicht einmal wusste, warum sie weinte. Der Zank konnte nicht die Ursache sein, Tarja und sie hatten in letzter Zeit häufig Streit. Und es war auch nicht, weil er sie geküsst hatte. Schon lange betrachtete sie ihn nicht mehr als ihren Bruder, und sie neidete Mandah die Küsse genug, um zu erkennen, dass sie Eifersucht empfand. Vielleicht lautete der Grund,
    dass er sie eigentlich gar nicht hatte küssen wollen, es wider Willen getan hatte. Sein Gesichtsausdruck, als er von ihr abgelassen hatte, war unmissverständlich gewesen: ein Beweis dafür, dass er es bereute.
    »Warum heulst du?«
    Beim Klang der Stimme fuhr R'shiel herum. Verdutzt bemerkte sie ein kleines Mädchen, das sie neugierig beobachtete. Das Kind hatte nackte Füße und trug nur ein dünnes Hemdchen, doch allem Anschein nach spürte es die Kühle des Abends nicht. R'shiel hatte das Mädchen noch nie gesehen. Ohne Zweifel gehörte es zu einer der zahlreichen Heidensippen, die im Weinberg Zuflucht suchten. Zunächst war R'shiel danach zumute, es anzuschnauzen und fortzuschicken, aber diese Anwandlung zerstob, sobald das Mädchen näher trat.
    »Ich weiß es nicht«, bekannte sie und rieb sich die Augen.
    »Ist es«, fragte das Kind, »weil du mit Tarjanian Streit hattest?«
    »Woher weißt du, dass ich mich mit Tarja gestritten habe?«
    »Mach dir

Weitere Kostenlose Bücher