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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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R'shiel beinahe Gewissensbisse verursachte, es zumindest in gewisser Weise täuschen zu müssen. In Mündelhausen bezahlte Holdarn Zimmermann für sie eine Fahrt auf einem Lastkahn nach Breitungen, weil er die Auffassung hegte, eine Seminaristin solle nicht die gesamte Strecke auf eigenen Beinen zurücklegen. R'shiel versuchte sich diesem Großmut zu entziehen, aber vergeblich. Infolgedessen traf sie in Breitungen viel früher als erwartet ein und trat dort den vergleichsweise nur noch kurzen Fußweg zur Zitadelle an.
    Auf der Landstraße herrschte reger Verkehr, Ochsenkarren, berittene Hüter, Bauern mit Leiterwagen, auf denen sie Gemüse und Leute beförderten ... Alle strebten zur Zitadelle oder kamen von dort und mühten sich um Angelegenheiten, an denen R'shiel kein Interesse hegte. Ihre einzige Sorge war, dass jemand sie erkennen könnte. Zwar blieb die Wahrscheinlichkeit gering, dass irgendwelche gewöhnlichen Bürger sie erkannten, aber es gab in der Heerführung genügend höhere Ränge, die sie immerhin schon gesehen hatten. Zum Glück war das Wetter kühl, und ihr schlichter, bäuerlicher Mantel hatte eine große Kapuze, die ihr Gesicht verbarg. Sie nahm eine leicht gebeugte Haltung ein, während sie das Stadttor durchquerte, aber die Krieger, die es bewachten, schenkten ihr keinerlei Aufmerksamkeit. Für eine einzelne Frau inmitten des ständigen Andrangs von Leuten, die in die Festungsstadt strömten, erübrigten sie keine Beachtung.
    Als sie diese Hürde erfolgreich genommen hatte, seufzte R'shiel erleichtert auf, obwohl sie bis jetzt noch keine klare Vorstellung hatte, wie eigentlich ihr weiteres Vorgehen aussehen sollte. Ihr auf recht plötzlicher Eingebung beruhender Entschluss, zur Quelle ihres Zorns und Kummers umzukehren, hatte bislang keinen brauchbaren Plan zum Ergebnis gehabt. Sie wusste zehntausend Dinge, die sie Frohinia sagen wollte, aber sie konnte schwerlich die Freitreppe des Großen Saals ersteigen und sich von den Schildwachen anmelden lassen. Zudem lebte niemand in der Zitadelle, von dem sie hätte erwarten können, dass er ihre Gegenwart nicht unverzüglich verriet. Am wenigsten durfte sie sich solche Hoffnungen in Bezug auf ihre früheren Schlafgenossinnen der Dormitorien machen. Ausschließlich einer Sache war sie sich völlig sicher: Wenn jemand sie erkannte, wurde sie sofort verhaftet. Diese Aussicht bedeutete für R'shiel eine Zwickmühle, aus der sie selbst nach sechs Wochen des Nachdenkens über die damit verbundenen Schwierigkeiten keinen Ausweg gefunden hatte.
    Den Kopf gesenkt, suchte R'shiel den Stadtkern auf und schaute aus Furcht, einem vertrauten Blick zu begegnen, weder nach links noch nach rechts. Darum merkte sie zunächst nicht, dass sich am Straßenrand eine Menschenmenge sammelte. Erst als Tarjas Name fiel, gewahrte sie, was ringsum vor sich ging. Sein Name wurde durch die Straße geraunt wie ein Flüstern der Erregung. Auf dem Weg zum Großen Saal wurde sie im Gedränge eingekeilt und erhielt daher unvermutet die Möglichkeit, den Einzug des kleinen Heers zu erleben, das Tarja jetzt der Gerechtigkeit auslieferte.
    Man konnte tatsächlich von einer Heerschar reden. Ein Regiment von zweihundert Hütern in kurzen, leuchtend roten Waffenröcken, alle im Sattel starker, breiter Rösser, begleitete Tarja, der in ihrer Mitte ritt. Sein Pferd ging an einer Führungsleine, denn er hatte die Hände auf den Rücken gefesselt.
    R'shiels Gaumen wurde trocken, als sie ihn sah. Die Entdeckung, dass sie hinsichtlich des Treffens mit Draco Recht behalten hatte, bereitete ihr keinerlei Genugtuung. Ihr war klar gewesen, dass man Tarja eine Falle gestellt hatte. Er selbst hatte es wahrscheinlich auch gewusst. Aufrecht saß er im Sattel, aber das schwarze Haar war - im Gegensatz zur kurzen Haartracht seiner Bewacher - lang geworden und ungepflegt. Offensichtlich hatte er Prügel bezogen, aber zweifellos konnte er von Glück reden, überhaupt noch am Leben zu sein. Er trug lederne Beinkleider und ein mit Blut beflecktes weißes Hemd. Tatsächlich hatte er trotz der gebläuten Augen und geschwollenen Lippen, dachte sich R'shiel, während sie verzweifelt den Kopf schüttelte, alle Ähnlichkeit mit einem Rebellenhelden. Seine stattliche Erscheinung paarte sich mit geballter Kraft und kühnem Trotz. Man konnte unschwer verstehen, weshalb er unter den Heiden so hohes Ansehen genoss - und außerdem unter vielen Nichtgläubigen, die hätten klüger sein müssen.
    Als das Regiment mit dem

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