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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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um ihn keine Sorgen«, tröstete sie das Kind. »Er liebt dich. Er wird immer nur dich lieben. Kalianah hat es sichergestellt.«
    »Eure sagenhafte Liebesgöttin? Das glaube ich nicht. Und wenn, wieso solltest du davon etwas wissen?« R'shiel begriff nicht, weshalb sie sich überhaupt mit dem Kind abgab. Sie sollte es fortscheuchen. Für die Kleinen war längst Schlafenszeit.
    »Ich bin nach der Göttin benannt«, antwortete das Mädchen. »Sie und ich ... wir stehen uns sehr nah.«
    »Schön, dann bestell ihr, wenn du sie das nächste Mal siehst, sie soll sich gefälligst um ihren eigenen Kram kümmern«, beschied R'shiel, stand auf und wrang den durchnässten Saum ihres Kleids aus. Anschließend wischte sie sich die letzten Tränen ab und schniefte würdelos.
    »Ich weiß, warum du heulst.«
    »So?«
    »Weil Tarjanian auf dich wütend ist.«
    »Wütend?«, höhnte R'shiel. »Er hält mich für ein Ungeheuer.«
    »Warum?«
    »Er glaubt, ich hätte mich den Rebellen nur angeschlossen, um an Frohinia Rache zu nehmen.«
    »Ist es denn nicht so?«
    »Wer bist du?«, fragte R'shiel.
    »Ich bin deine Freundin«, beteuerte das kleine Mädchen. »Und ich glaube, du solltest dich nicht mehr mit Frohinia befassen. Du hast wesentlich Wichtigeres zu tun.«
    »Du hast doch von meinem Leben überhaupt keine Ahnung, du unverschämte kleine Göre. Hau ab zu deiner Familie! Du dürftest so spät gar nicht mehr auf sein.«
    Das Kind wirkte reichlich empört. »Noch nie hat jemand mich eine Göre genannt.«
    »Also, ich würde wetten, es war gewiss nicht das letzte Mal. Und nun scher dich fort und lass mich in Ruhe!« R'shiel kehrte dem Mädchen den Rücken zu und blickte auf die schwärzliche Wasseroberfläche des Gläsernen Flusses.
    »Wenn hier irgendwer ein verdorbenes Balg ist, dann bist du's«, sagte die Kleine in hochmütigem Ton. »Dein ganzes Leben hast du als bevorrechtigtes Mitglied einer herrschenden Kaste zugebracht, aber weil sie dich schlecht behandelt hat, willst du dich rächen. Wenn du mich nach meiner Ansicht fragst, trägst du eine Bürde, so groß wie der Sehende Stein, auf der Schulter, und je schneller du dich ihrer entledigst, umso besser ist es für dich. Ich dachte, wenn jemand dich liebt, wärst du umgänglicher. Jetzt begreife ich wahrlich nicht mehr, wozu ich mich dieser Mühe unterzogen habe.«
    Durch den höchst unkindlichen Zornausbruch des Mädchens aus der Fassung gebracht, drehte sich R'shiel um, doch plötzlich war sie ganz allein am Flussufer. Das Kind war nirgends zu sehen. Nicht einmal Fußspuren hatte es im weichen Lehm hinterlassen. Jedoch lag, wo das Mädchen gestanden hatte, eine mit weißen Federn umwickelte Eichel. R'shiel hob das Amulett auf und betrachtete es einige Augenblicke lang; dann schleuderte sie es in den Gläsernen Fluss, und die düsteren Wasser schwemmten es fort.
    Fast sechs Wochen waren verstrichen, und als R'shiel in der Ferne die weißen Türme der Zitadelle in die Höhe ragen sah, fragte sie sich nach wie vor, was das Kind mit seinen sonderbaren Reden wohl gemeint haben mochte. In einer Beziehung allerdings hatte es Recht gehabt, und das Gleiche galt für Tarja. R'shiels Groll richtete sich wirklich gegen Frohinia, und wenn sie sich dieser Tatsache nicht stellte, würde er immerzu in ihr schwären wie eine brandige Wunde, sie innerlich zerfressen,
    bis von ihr nichts übrig bliebe als eine harte Schale voller Verbitterung. Darum war sie in den Weinkeller zurückgekehrt, hatte ihre kargen Habseligkeiten zusammengesucht und sich zu Fuß auf den Weg nach Testra gemacht. Niemand war in ihre Absicht eingeweiht worden. Vor Tarja mochte sie keine Rechenschaft ablegen, und sie bezweifelte, dass irgendjemand anderes sich überhaupt um ihr Schicksal scherte ...
    In Testra opferte R'shiel ihren silbernen Handspiegel als Bezahlung für eine Überfahrt mit der Fähre nach Vanaheim auf der anderen Seite des Flusses und setzte von dort aus die Wanderung zur Zitadelle fort. Am übernächsten Tag hatte sie das Glück, auf der Straße ein beleibtes Ehepaar aus Vanaheim kennen zu lernen, das Möbel zu seinem frisch vermählten Sohn in Mündelhausen beförderte und sie auf dem Wagen mitfahren ließ. Die Leutchen hießen Holdarn und Priena Zimmermann. R'shiel erzählte ihnen, sie sei eine Seminaristin auf der Rückkehr aus den Bergen, wo ihre Mutter das Zeitliche gesegnet hätte. Das war nicht einmal zur Gänze unwahr. Das Ehepaar aber zeigte sich so fürsorglich und hilfsbereit, dass es

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