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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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das eigene Fleisch aus purer Notwendigkeit zu Markte trugen.
    Zwischen den Court'esa und den Seminaristinnen hatte es nie sonderliche Zuneigung gegeben. Das Gunstgewerbe sah in den Seminaristinnen störende Stümperinnen. Wann immer eine Seminaristin eine Liebelei mit einem Hüter hatte, der ebenso gut eine Court'esa für ihre Mühen entlohnen könnte, anstatt unentgeltliche Wollust mit einer anmaßenden Frau in grauer Kutte auszukosten, fühlte es sich um seine mit besseren Leistungen erzielbaren Einnahmen betrogen.
    R'shiel schwang die Eingangstür der Schänke auf, und eine Wolke mit Bierdunst vermengter, verrauchter Luft schwallte ihr entgegen. Die Schankstube war gerammelt voll, obgleich um diese späte Stunde die Gäste nur noch dienstfreie Hüter und diensteifrige Court'esa umfassten. Alle Novizinnen und Seminaristinnen lagen längst im Bett - oder sollten es zumindest. Während R'shiel an der Tür innehielt, um sich in der Gaststätte umzuschauen, warf eine Anzahl bemalter Mädchen ihr befremdliche Blicke zu. Am anderen Ende des Raumes erspähte sie Fähnrich Davydd Schneider, der mit mehreren anderen Unterführern des Hüter-Heers beim Umtrunk saß. Soeben beugte sich eine mollige Court'esa zu ihm hinunter; ihre prallen Brüste drohten jeden Augenblick aus ihrem eng geschnittenen Kleid zu quellen. Sie sagte etwas, das allen Männern am Tisch brüllendes Gelächter entlockte. Tief durchatmend gab sich R'shiel einen Ruck, durchquerte den Schankraum und versuchte die neugierigen Blicke sowohl der Court'esa wie auch der Hüter zu missachten, die wohl dachten, dass eine junge Fremde so spät am Abend in dieser Schänke das Unheil regelrecht herausforderte.
    Sie hatte die Schankstube zur Hälfte durchmessen, da hob Davydd Schneider die Augen und sah sie. Er wölbte die Brauen, äußerte etwas zu seinen Kameraden und verließ den Tisch. Mit grimmiger Miene kam er zu R'shiel, packte ihren Arm und führte sie hinaus in die bittere Kälte des Vorbaus.
    »Was treibst du hier?«, zischelte er. Sein Zorn verblüffte R'shiel. »Weißt du nicht, in welcher Gefahr du schwebst?«
    »Natürlich weiß ich's«, erklärte sie und entwand sich seinem Griff. »Aber ich brauche Eure Hilfe.«
    »Kann sie nicht bis morgen warten?«, fragte Schneider ungeduldig und lenkte den Blick zurück in den Schankraum. Die Court'esa , die ihm ihre Brüste unter die Nase gehalten hatte, beobachtete sie verwundert durch die offene Tür. Verführerisch winkte sie mit gekrümmtem Zeigefinger und hauchte ihm eine Kusshand zu.
    »Na, dann soll's mir Leid tun, ich will Euch nicht von Eurer Metze fern halten«, antwortete R'shiel barsch,
    weil die Aufdringlichkeit der Court'esa sie verdross; noch mehr allerdings verärgerte sie die Haltung des Fähnrichs. »Offenbar hegt Ihr für die kommende Nacht schon feste Absichten. Eure kleine Buhle dort zeigt sich ja überaus willig.« Sie wandte sich um und eilte die Treppe zur Straße hinab.
    »R'shiel! Warte!« Schneider rannte ihr nach, holte sie mit wenigen Schritten ein und zog sie am Arm herum. Er schaute nach rechts und links, merkte wohl, dass sie mitten auf der Straße standen, und führte R'shiel unter das Vordach einer über Nacht mit Läden verschlossenen Backstube. Allerdings gab es außer ihnen weit und breit keinen Menschen zu sehen, die einzigen Geräusche drangen aus dem Blauen Bullen und den übrigen Gaststätten längs der gepflasterten Straße, und die einzige Helligkeit, ein gelblicher Lichtschein, fiel aus den Fenstern der Schänken.
    »Ist dir nicht klar, dass man auf deinen Kopf eine Belohnung ausgesetzt hat? Wenn irgendwer dich erkennt ...«
    »Es ist mir gleich«, fauchte R'shiel, die es inzwischen bereute, nach ihm gesucht zu haben.
    »Ganz offensichtlich. Was hast du denn vor?«
    »Einerlei.«
    »Nein, es ist nicht einerlei«, widersprach Schneider, »sonst hättest du nicht nach mir gesucht. Um was geht's dir?«
    Tief sog R'shiel die kalte Luft ein. »Ich will Tarja befreien.«
    Davydd Schneider stieß unterdrückt einen Fluch aus. »Bist du von Sinnen?«
    »Ja, Ihr habt Recht«, schnauzte R'shiel in grobem Ton. »Also lasst es gut sein.«
    »R'shiel, erführe Hochmeister Jenga, dass ich Tarjanian bei der Flucht geholfen habe, hockte ich im Handumdrehen in eben der Zelle, aus der er entwichen ist.«
    »Ich habe gesagt, lasst es gut sein«, stellte R'shiel voller Enttäuschung fest. Das war der Mann, der mit ihr die Mauer des Großen Saals erklommen hatte, um das Konzil der

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