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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Brakandaran aufzuspüren. Worte hätten nicht genügt, um zu beschreiben, was Tarjanian mit dem Seemann, von dem er in Testra so schändlich im Stich gelassen worden war, am liebsten angestellt hätte. Er hatte ihn die Schänke betreten gesehen und sich seiner Unterstützung sicher gefühlt, aber als er sie wenig später gleichfalls aufgesucht hatte, war Brakandaran nicht da gewesen. Was hatte der schäbige Schuft gemacht? War er einfach durch die Hintertür verschwunden?
    Es fuchste Tarjanian, dass er sich nicht von seinem Argwohn hatte leiten lassen. Er ärgerte sich darüber, nicht auf überzeugenderen Beweisen dafür beharrt zu haben, dass Brakandaran wirklich auf der Seite der Rebellen stand. Seine Selbstvorwürfe schwächte es nur wenig ab, dass ihm wahrlich nichts in den Sinn kam, das es gerechtfertigt hätte, dem Mann echtes Vertrauen zu schenken. Tarjanian hoffte, dass die Heiden bezüglich der Wiedergeburt Recht behielten. Vielleicht bekam die Seele eines Menschen ja wahrhaftig die Möglichkeit, immer aufs Neue in die irdische Welt zurückzukehren. Falls das der Fall war, wünschte er sich, als Floh wiedergeboren zu werden, um Brakandaran heimzusuchen und ihn zu beißen, bis er aus lauter Jucken und Kratzen dem Irrsinn verfiel.
    Auffälliger Radau in der Wachstube des Karzers störte Tarjanian bei seinen genüsslich ausgeschmückten Gedankenbildern eines Brakandarans, der sich wie ein Tobsüchtiger wand und krümmte. Beiläufig wunderte er sich über den Lärm, aber er beschäftigte sich nur kurz damit. Schmerzen bestimmten sein Dasein, und Krach aus Nachbarräumen hatte für ihn keine Bewandtnis.
    Erneut schwand ihm für eine Weile das Bewusstsein,
    aber für wie lange, hätte er anschließend nicht sagen können. Auf alle Fälle war es, als er aufwachte, noch Nacht. Was ihn weckte, blieb ihm unklar, möglicherweise hatten ihn ausschließlich die Schmerzen wieder zu sich gebracht. Doch als er ein klein wenig den Kopf zur Seite drehte, sah er die Umrisse einer Gestalt, so klein, dass sie ein Kind sein konnte, sich ihm nähern.
    »Tarjanian?«, sprach ihn zögerlich eine weibliche Stimme an; sie klang jung genug, um einem kleinen Mädchen zu gehören.
    »Wer bist du?« Es dauerte einige Augenblicke, bis er begriff, dass es diesmal seine Stimme gewesen war, die diese Frage gekrächzt hatte.
    »O weh, was hat man dir zugefügt?«, lautete die Gegenfrage der Erscheinung, sobald sie an seinem kargen Lager innehielt. »Du siehst ganz und gar übel aus. Hast du Schmerzen?«
    »Das kann man getrost sagen.« Benommenheit trübte Tarjanians Verstand, aber weder konnte er sich einen Reim darauf machen, wer das Kind sein mochte, noch begriff er, wie es in seine Zelle gelangt sein könnte. Das Mädchen beugte sich vor, und er versuchte sie abzuwehren, sie zu bitten, ihn nicht anzufassen, aber er brachte kein Wort mehr über die Lippen. Schon die geringsten Bewegungen jagten grausame Qual durch seinen Leib.
    »Soll ich dir Besserung erwirken?«, fragte das Kind.
    »Wäre nicht schlecht«, keuchte Tarjanian.
    Nachdenklich betrachtete ihn das kleine Mädchen. »Aber wenn ich's tue, handle ich mir Scherereien ein. Das Heilen ist Cheltarans Aufgabe. Es verstimmt ihn ungemein, wenn sich jemand anderes mit der Heilkunst abgibt. Allerdings werde ich ein entsprechendes Ersuchen an ihn richten. Schließlich kann ich dich nicht einfach sterben lassen. Wenigstens jetzt nicht.«
    Tarjanian zog den Rückschluss, dass er träumen musste. Das Kind kannte er nicht, den Namen Cheltaran dagegen hatte er schon vernommen. Cheltaran hieß der heidnische Gott der Heilkunde. Mandah hatte häufig zu ihm gebetet, so oft sogar, dass sie offenbar mehr Vertrauen in ihn als in herkömmliche Heilverfahren setzte. Tarjanian erachtete es indes als zweckmäßiger, handfeste Maßnahmen zu ergreifen, um abzuwenden, dass ein Verwundeter verblutete, als neben ihm zu beten und göttlichen Beistand zu erflehen. Seine Gedanken zerfaserten, abermals wollten die so willkommen gewordenen Fittiche der Ohnmacht ihn umfangen, doch er kämpfte darum - eine widersinnige Mühe, da er doch genau wusste, dass er schlief -, geistige Klarheit zu bewahren. Vielleicht hatte die ausgedehnte Quälerei inzwischen seinen Verstand umnachtet. Wie sonst käme er dazu, in einem Traum, in dem heidnische Gottheiten sich tummelten, ums Wachbleiben zu ringen?
    Das Kind streckte die Hand aus und strich ihm sachte das Haar aus der Stirn. Unwillkürlich beschäftigte Tarjanian die Frage,

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