Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
Feldhauptmann«, tönte Mysekis, indem er Haltung annahm, ehe er sich eilends an die Ausführung der Befehle machte.
Anschließend befasste sich der Feldhauptmann kurz mit den Frauen. Seine Miene bezeugte kein Anzeichen des Interesses. »Führt die Weiber zu Schwester Prozlan in die Frauen-Arbeitsanstalt, Loclon, dann meldet Euch bei mir in der Verwaltung.«
Schneidig nahm auch Loclon Haltung an und wandte sich ab, um wie geheißen zu verfahren. Als der Feldhauptmann Anstalten zum Gehen zeigte, näherte sich ihm aus den Reihen der Zuschauer ein etwa fünfzehn Jahre alter Bursche mit dunkelblonden Haaren und abgetragener Kleidung. Er sagte etwas zu Cortanen, das ihn dazu bewog, sich nach den Frauen umzuschauen.
»Ach, Loclon«, rief der Feldhauptmann, ehe er sich in die Richtung der Dienstgebäude entfernte, »die Rothaarige überstellt meiner Gemahlin. Sie hat erwähnt, dass sie einer neuen Zofe bedarf.«
Aus Verärgerung schwoll Loclons Narbe rot an, während er die Frauen vorwärtstrieb. R'shiel verheimlichte ganz und gar, wie erleichtert ihr zumute war; auf die willkommene Neuigkeit, dass sie einer Laufbahn als Court'esa entrinnen konnte, fiel die unschöne Aussicht, unter die Fuchtel der für ihr schwieriges Wesen verrufenen Crisabelle Cortanen zu gelangen, vorerst als lediglich schwacher Schatten.
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Die Gattin des Feldhauptmanns war eine stämmige, dickliche Blonde, deren Ehrgeiz weit hinaus über ihren Stand als Ehefrau eines Bannschaft-Oberaufsehers ging. Unfrohen Blicks, die Stirn gefurcht, maß sie R'shiel von Kopf bis Fuß und zupfte währenddessen fahrig an ihren Haaren.
»Kenne ich dich nicht?«
»Es mag sein, dass Ihr mich in der Zitadelle gesehen habt, gnädige Frau.«
»Weshalb hat man dich verbannt?«
»Ich habe mich ... zur Unzeit in einer Schänke aufgehalten«, antwortete R'shiel, weil sie die Auffassung hegte, damit hinlänglich bei der Wahrheit zu bleiben, um nicht des Lügens bezichtigt werden zu können. »Leider war ich dort ... in schlechter Gesellschaft. Diese Leute hatten ein Verbrechen verübt, und ich befand mich ... zufällig in ihrer Mitte.«
Crisabelle nickte; sie wusste anscheinend zu wenig über die Häftlinge, die ihr Gemahl unter seiner Aufsicht hatte, um sich darüber im Klaren zu sein, dass sie sich ohnehin allesamt unschuldig fühlten. Kurz dachte sie über die Auskunft nach, dann verkniff sie die braunen Augen. »Was hast du in der Zitadelle gemacht? Warst du Dienerin?«
»Ich war Seminaristin.« Zur Sicherheit fügte R'shiel auch diesmal ein »gnädige Frau« hinzu. Sie hatte beschlossen, Crisabelles Wohlwollen zu gewinnen. In dieser bedrohlichen Umgebung hing davon ihr ganzes Schicksal ab.
»Eine Seminaristin! Wie wunderbar! Endlich hat Wilem jemand Standesgemäßes für mich gefunden. Die zwei letzten Mädchen, die er mir geschickt hat, waren diebische Huren. Aber eine Seminaristin ...!« Missfällig nahm Crisabelle das braune Leinenkleid zur Kenntnis, das R'shiel in der Frauen-Arbeitsanstalt als Ersatz für ihre von der Reise völlig verdreckte Bekleidung bekommen hatte. »Freilich müssen wir dich in eine angemessenere Kluft stecken. Meine Zofe kann unmöglich wie die anderen Frauen in so einem Sack umherlaufen. Wie dumm, dass du so groß bist ... Doch einerlei, wir finden eine Lösung. Geh und melde dich beim Koch, sag ihm, er soll dir reichlich zu essen geben. Du siehst so abgemagert aus, als müsstest du gleich umfallen. Danach wirst du mir ein Bad einlassen und mir beim Umkleiden helfen.«
R'shiel vollführte einen untadeligen Knicks, der Crisabelle aus Freude ein strahlendes Lächeln entlockte, dann beeilte sie sich, ihre Weisung zu befolgen.
Crisabelles Koch war, wie sich zeigte, ein schmächtiger Mann mit Namen Teggert, der bräunliche Froschaugen, gelichtetes graues Haar und einen Hang zur Klatschsucht hatte. Die große, warme Küche voller schwach glänzender Kupfertöpfe, in der eine lange, blank gescheuerte Speisetafel stand, lud geradezu zum Verweilen ein. Hier hatte Teggert sein eigenes kleines Reich.
Auch er sah sich R'shiel gründlich an, während sie ihm Crisabelles Geheiß ausrichtete, dann ließ er sie sich an die Tafel setzen und stellte ihr eine Mahlzeit zusammen: Eintopf vom Vortag, frisches Brot und Dünnbier. Beim Hinundher eilen redete er unaufhörlich, und R'shiel hörte den Ausführungen aufmerksam zu und nickte viele Male. Weil Teggert ihre Höflichkeit als echtes Interesse deutete, erläuterte er ihr in aller Länge und Breite
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