Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
...« Allein den bloßen Gedanken empfand Tarjanian als den allergrößten Irrwitz.
»Tja, mag sein, du hast wohl Recht«, lenkte Fohli ein. »Ach ...! Ist sie nicht deine Schwester oder dergleichen?«
»Nein, ebenso wenig ist sie meine Schwester.« »Na, wie dem auch sei«, meinte Fohli, »ein seltsamer Mensch ist sie allemal.«
39
Die Nachricht VOM Aufstand der Erzgruben-Zwangsarbeiter traf wenige Tage später in den frühen Morgenstunden im Haus des Bannschaft-Oberaufsehers ein. Laute Stimmen und Hufgeklapper auf der Straße weckten R'shiel. Teggert stieß die Tür zu dem Kämmerchen auf, das R'shiel und Songard als Unterkunft diente, und wies sie an, sofort aufzuspringen und in der Küche zu helfen. Wilem Cortanen und seine Hauptleute hielten im Speisesaal Kriegsrat. Die zwei jungen Frauen rieben sich den Schlaf aus den Augen und machten sich ans Werk. Während er Befehle erteilte wie ein kleiner Feldherr, erzählte Teggert zwischendurch Einzelheiten der Erhebung: dass sich die Zwangsarbeiter in der Hauptgrube verschanzt und Adjutant Mysekis sowie mehrere weitere Hüter den Tod gefunden hätten. Dace hatte sich mit seiner Einschätzung, erkannte R'shiel, indem sie den schweren Eisenkessel zum Feuer schleppte, keineswegs getäuscht. Jammerschade war es, dass Loclon seinen Zuständigkeitsbereich in der Stadt hatte und nicht im Bergwerk. Von seinem Ableben zu erfahren hätte sie für das frühe Aufstehen entschädigt.
Der Lärm schreckte sämtliche Hausbewohner auf, und sobald Crisabelle von dem Handstreich erfuhr, drohte die Angst sie schier zu umnachten; sie kreischte, sie werde wohl gewiss in ihrem Bett ermordet. In einer seltenen Anwandlung der Ungnädigkeit verlor Wilem Cortanen die Geduld und erwiderte ihr gegenüber, er stecke in viel zu übler Bedrängnis, um sich mit ihr befassen zu können, und falls sie daran Anstoß nehme, könne sie zu ihrer Schwester nach Breitungen fahren und von ihm aus den ganzen Sommer lang dort bleiben. Während sie ein Geheul wie eine Todesfee von sich gab, floh Crisabelle in ihre Gemächer, schrie R'shiel an, ihr beim Packen behilflich zu sein, und beteuerte allen, die sich in Hörweite befanden, dass sie das Haus verließe und Wilem von Glück reden könnte, wenn sie jemals wiederkehrte.
Auf all das achtete der Feldhauptmann nicht im Mindesten, sondern richtete seine gesamte Aufmerksamkeit auf die ernste Lage. Im ersten Morgengrauen sprengte er mit seinen Mannen zur Stadt hinaus. Weil sie damit beschäftigt war, Crisabelles Besitztümer zusammenzuraffen, wäre R'shiel der Augenblick seines Aufbruchs um ein Haar entgangen, hätte danach nicht unversehens auffällige Stille im Haus geherrscht. Mahina zeigte sich nicht. Entweder hatte sie all die Unruhe verschlafen -eine Möglichkeit, die R'shiel als unwahrscheinlich erachtete -, oder sie zog es vor, in nichts verstrickt zu werden.
In dem Wirrwarr, den Crisabelles Aufbruch kurz darauf verursachte, verstrich der Morgen wie im Flug. Sobald ihr Entschluss feststand, Grimmfelden zu verlassen, kannte Crisabelle kein Halten mehr, sodass es R'shiel regelrecht verdutzte, welches Maß an Entschiedenheit die für gewöhnlich eher stark zerstreut wirkende Frau an den Tag legen konnte. Mehrheitlich erhielt das Gesinde des Haushalts mir nichts, dir nichts Urlaub, nur R'shiel und Songard sollten während Crisabelles Abwesenheit im Haus bleiben. Selbst als Crisabelle in die Kutsche stieg, keifte sie Teggert und R'shiel, die dazu ohne Unterlass nickten, noch Weisungen zu. Gewiss, Teggert würde die Vorratskammer leeren, ehe er ginge. Nein, R'shiel duldete keine »diebischen Huren« aus der Frauen-Arbeitsanstalt auf dem Grundstück. Jawohl, vor Anbruch des Sommers würden Herde und Schlote gereinigt. Aber nein, Teggert wollte nicht vergessen, rechtzeitig vor ihrer Heimkehr wieder den Dienst anzutreten. Vorausgesetzt freilich, sie kam zurück. Zuvor musste Wilem allerdings auf den Knien Abbitte leisten. Die Aufzählung all der Aufträge und Verhaltensmaßregeln nahm schier kein Ende, bis endlich der Kutscher den Bock erklomm und Crisabelle zu guter Letzt Geheiß zur Abfahrt erteilte. Mit einem Aufstöhnen der Erleichterung beobachtete R'shiel, wie die Kutsche außer Sicht rollte.
Teggert eilte ins Haus. Für den Fall, dass Crisabelle noch irgendetwas einfiel und sie dem Kutscher zu wenden befahl, wartete R'shiel noch einige Augenblicke lang.
»Heda, Gefangene!«
Langsam drehte sich R'shiel nach dem Rufenden um und bemühte sich um eine
Weitere Kostenlose Bücher