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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Schälmesser einzupacken. Das Messer schob sie in den Stiefel. Sie schlich aus der Küche, eilte auf der schlammigen Straße davon und ließ das Haus des Bannschaft-Oberaufsehers hinter sich zurück.
    Am bedrohlich düsteren Himmel grollte Donner, gezackte Blitze erhellten R'shiels Weg. Am Ende der Straße überquerte R'shiel sie und lugte um die Ecke auf den Marktplatz. Nach einer Reihe neuer gewaltiger Donnerschläge rauschte mit einem Mal ein Wolkenbruch auf Grimmfelden herab; der Regen prasselte gegen die geschlossenen Fensterläden der Häuser, die Tropfen hüpften auf dem Kopfsteinpflaster umher wie nasse gläserne Murmeln. Sie hatte erst zwei, drei Schritte durch diesen Guss getan, als sie plötzlich Geräusche von Pferden hörte. Hastig sprang sie zurück in Deckung und hielt den Atem an, während zwei Hüter, die sich gegen den Sturzregen tief über die Sättel duckten, an der Ecke vorübertrabten.
    »Bei dem Wetter geht doch kein Hund hinaus«, äußerte der eine Hüter. Er musste schreien, um sich seinem Kameraden trotz des Gewitters verständlich zu machen.
    R'shiel blieb im Schatten verborgen, bis die beiden Reiter den Marktplatz überquert hatten, und überlegte währenddessen, welches die vorteilhafteste Strecke zum Südtor sein mochte. Sollte sie den kurzen Weg nehmen - also über den Platz - und das Wagnis eingehen, gesehen zu werden? Oder sollte sie durch die rückwärtigen Gassen schleichen und sich auf diesem längeren Weg der höheren Gefahr aussetzen, entdeckt zu werden? Unentschieden schwankte R'shiel in ihrem Entschluss, bis sie sich auf eine schlichte Tatsache besann. Der kürzeste Abstand zwischen zwei Örtlichkeiten war eine Gerade. Auf dem Platz gab es weit und breit niemanden zu sehen, wegen des Unwetters hatte man die Fensterläden samt und sonders geschlossen. Selbst Cortanens Amtssitz und die angebaute Hüter-Bastion auf der gegenüberliegenden Seite wirkten in dieser Nacht, als wären sie völlig verlassen, und lagen völlig unbeleuchtet da. Je weniger Zeit sie zum Südtor brauchte, umso besser. Außerdem war die Mehrzahl der Hüter mit Cortanen zum Bergwerk geritten. Es befanden sich zurzeit nicht genügend Krieger in der Ortschaft, um eine gründliche Überwachung zu gewährleisten.
    R'shiel bog um die Ecke und rannte, so schnell sie konnte, über den Marktplatz. Innerhalb weniger Augenblicke durchnässte der Regen sie bis auf die Haut, ihre Füße glitten beim Laufen auf den glatten Pflastersteinen aus, aber es gelang ihr ohne größere Mühe, auf den Beinen zu bleiben und die Geschwindigkeit beizubehalten. In der Höhe krachte immerzu Donner, während Blitze den Platz erhellten.
    Gegenüber der Gerberei, die ungefähr auf halber Seitenlänge des Platzes lag, verzog R'shiel das Gesicht zu einem grimmigen Lächeln. Sie würde es schaffen, davon war sie jetzt überzeugt. Aber die Zuversicht währte nur kurz. Zu spät hörte sie hinter sich den Hufschlag auf dem feuchten Kopfsteinpflaster, weil das Donnern ihn übertönte. Sie versuchte noch schneller zu laufen.
    R'shiel schrie auf, als jemand sie hinterrücks packte. Wild zappelte sie in der Umklammerung des starken Arms, der ihre Leibesmitte umschlungen hielt, während ihr Bedränger sein Ross wendete und in die Richtung der Hüter-Bastion trieb. Vor Cortanens Amtssitz zügelte er roh das Reittier und ließ R'shiel rücksichtslos aufs Steinpflaster fallen. Während er absaß und R'shiel auf die Beine zerrte, folgte dichtauf schon der zweite Reiter.
    Verzweifelt entwand sich R'shiel seiner Faust. Doch als sie fortrennen wollte, grabschte der zweite Krieger ihre klatschnassen Haare und zog sie die Treppe des Vorbaus hinauf; dabei riss er so gemein am Haar, dass sie aufschrie. Der andere Hüter öffnete den Eingang und stieß sie ins Haus. Er ließ nur lange genug von ihr ab, um die Tür zu schließen, dann schubste er R'shiel vorwärts, bis sie vor Wilem Cortanens Amtsstube standen.
    Nach einem letzten Stoß senkte er endlich die Hände. Auf dem Kaminsims brannte eine einzelne Kerze, und auf dem mit prächtigem Schnitzwerk verzierten Pult lag der gefürchtete Tigerschweif.
    Loclon saß an Cortanens Pult, ganz als bereitete er sich auf einen künftigen höheren Rang vor.
40
    Nachdem Wilem Cortanen die Bannschaft Grimmfelden verlassen hatte, konnte man den Eindruck gewinnen, dass sich in der Stadt eine gewisse Entspannung bemerkbar machte. Nicht dass sich deutliche Wandlungen vollzogen hätten; aber da und dort trug ein Hüter den

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