Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
aufwecken?«
Tarjanian schaute umher, doch er konnte Ghari nirgends entdecken. Er führte Shananara ins Gutshaus. Der junge Rebell lag noch da, wo Tarjanian ihn gefällt hatte, und sein Gesicht war blutig und verquollen.
»Was ist ihm widerfahren?«, erkundigte sich Shananara.
»Ich habe ihn niedergehauen, um zu entfliehen.«
Shananara kniete sich neben den Bewusstlosen. »Und diese Leute waren deine Freunde? Da erhebt sich mir die Frage, was du wohl mit Menschen anstellst, die dir Feind sind.«
»Weck ihn auf. Ghari wird wissen, wohin Padric mit R'shiel geritten ist.«
Behutsam legte Shananara die Hand auf Gharis Stirn und schloss die Augen. Erwartungsvoll beobachtete Tarjanian das Geschehen. Spüren konnte er nichts. Plötzlich jedoch zuckten Gharis Lider. Zuerst starrte er ausdruckslos vor sich hin, aber sobald er die schwarzäugige Harshini über sich gebeugt sah, schrak er voller Furcht zurück.
»Fürchte dich nicht«, sagte Shananara.
Tarjanian wusste nicht, ob ihre wohlklingende Stimme irgendeine magische Wirkung ausübte, jedenfalls entspannte sich Ghari merklich. Sein Blick streifte Tarjanian, ehe er sich vorsichtig aufrichtete. Shananara und Tarjanian traten um einen Schritt zurück.
»Was ist geschehen?«, fragte Ghari und fasste sich an die gebrochene Nase.
»Ich bin geflohen«, antwortete Tarjanian. »Die Harshini suchen R'shiel.«
Ghari stierte die Frau an. »Es gibt sie wahrhaftig?«
»Ja, wirklich und wahrhaftig«, bestätigte Tarjanian. Mit jedem Augenblick des eitlen Gewäschs entfernte sich R'shiel und hatte noch mehr Unbilden zu erleiden. »Und sobald der karische Botschafter erfährt, was sie ist,
wird er sie ermorden. Wohin hat Padric sie verschleppt?«
Ghari kniff die Augen zusammen. »Weshalb sollte ich dir irgendetwas sagen?«
Aus Ungeduld neigte Tarjanian sofort zu der Maßnahme, die Wahrheit aus Ghari herauszuprügeln, aber als wüsste Shananara über seinen Vorsatz Bescheid, trat sie dazwischen.
»Nein, nein, Kinder, Handgreiflichkeiten sind überflüssig. Wohin ist sie gebracht worden, Ghari?«
Offenkundig war es dem jungen Rebellen unmöglich, ihrem Blick auszuweichen. »Zu einem Hafen-Liegeplatz etwa acht Landmeilen weiter südlich. Dort hat der karische Gesandte sie erwartet.«
Shananara entließ Ghari aus ihrem Bann und wandte sich an Tarjanian. »Da siehst du's, es kostet wirklich keine Mühe.«
Rasch stellte Tarjanian im Kopf ein paar Berechnungen an. Das Ergebnis ermutigte wenig. »Dann ist sie längst fort. Padric muß sie ihm kurz nach Sonnenaufgang übergeben haben.«
»Also ungefähr zu dem Zeitpunkt, als der Dämon ihren Schmerz gefühlt hat«, schlussfolgerte Shananara. »Es tut mir Leid, Tarjanian.«
»Was soll das heißen - es tut dir Leid? Wollt ihr R'shiel nicht nacheilen?«
»Tarjanian, wir haben, um hier zu erscheinen, schon viel gewagt. Die Dämonen können die überaus schwierige Aufgabe, die Gestalt eines Drachen beizubehalten, nur auf begrenzte Dauer erfüllen, selbst wenn Hunderte sich daran beteiligen. So fernab vom Sanktuarium darf ich sie unmöglich in Gefahr bringen. Sollte das Geschmilz zerfallen, während wir gerade durch die Lüfte fliegen ...« Ihre Stimme verklang.
Tarjanian hätte sich, so glaubte er, durchaus verständnisvoll gezeigt, wäre ihm auch nur im Mindesten klar gewesen, wovon sie eigentlich redete.
»Kannst du überhaupt nichts tun?«, fragte er.
»Ich könnte etwas unternehmen«, gab Shananara zur Antwort, »aber der karische Kaplan würde es sogleich er spüren. Und weder für dich, für R'shiel noch für den König der Harshini hege ich die Bereitschaft, die Gefahr einzugehen, dass ein karischer Priester auf meine Dämonen aufmerksam wird. Deshalb: Es tut mir Leid.«
»Was wollen wir dann anfangen?« Tarjanian wollte nicht ohne Weiteres aufgeben. Er konnte und durfte R'shiel nicht in den Händen der Karier belassen. Solange noch die geringste Aussicht auf Rettung bestand, gedachte er sie zu nutzen. So viel war er ihr im Allermindesten schuldig.
»Ich denke mir, es muss ein Schiff her«, äußerte Shananara. »Von Schifffahrt verstehe ich wenig, aber ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass es auf dem Fluss schnellere Gefährte als das Fahrzeug des karischen Gesandten gibt. Der Schiffbau war nie die Stärke der Karier. Mag sein, du kannst den Botschafter einholen.«
»Und was dann? Glaubst du etwa, er rückt sie mir freiwillig heraus? Wirst du mir helfen?«
»Weißt du, was du da auf dich nimmst, Tarjanian?«,
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