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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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benommen. »Was hat du getan?!«
    »Was ich getan habe?«, entgegnete Songard. »Ich habe meine Pflicht gegenüber der Schwesternschaft erfüllt, weiter nichts.«
    »Aber du warst doch meine Freundin ...« R'shiel fürchtete, in Tränen ausbrechen zu müssen.
    »Ich bin keine Freundin irgendwelcher Heiden. Schon gar keiner Heidin, die nicht mal ein echter Mensch ist.« Songard spie vor R'shiel auf den Boden.
    Mit aller Kraft, die sie im Arm zu ballen vermochte, drosch R'shiel der Court'esa die Faust mitten ins Gesicht. Der Hieb ließ Songard, die vor Schmerz aufschrie, rückwärts torkeln. Sie sank in die Knie und wimmerte vor sich hin, während R'shiel den Arm schwang, um sie ein zweites Mal zu schlagen. Weder Jenga noch andere Hüter zeigten irgendeine Neigung zum Eingreifen. Hätte R'shiel gewusst, wie sie Songard an Ort und Stelle zu Asche verbrennen könnte, hätte sie es jetzt frohen Herzens getan, doch sie war zu empört, um in diesem Augenblick ihre Magie-Kraft aufzubieten.
    »Nicht, R'shiel«, rief Tarja und trat schnell zwischen sie und Songard. Er erhaschte über ihrem Kopf ihr Handgelenk und hielt es fest, bevor sie noch einmal zuschlagen konnte. Wütend sah R'shiel ihn an und stemmte sich gegen seinen Zugriff, aber er war stärker als ihr Zorn.
    »Lass mich! Ich bringe sie um.«
    »Nein, nicht!«, forderte er sie mit Nachdruck auf; dann sprach er so leise, dass nahezu nur sie allein es hörte. »Sieh dich doch um, R'shiel. Töte sie, und man erschlägt dich, ehe sie zu Boden geht. Es wird eine andere Gelegenheit kommen.«
    »So?«, äußerte Ghari. Ein Hüter packte ihn und zog ihn fort von dem Fleck, an dem die beiden Frauen ihren Zwist austrugen. »Daran hab ich wahrlich meine Zweifel. R'shiels Wunsch ist, wenn du mich fragst, Tarjanian, nur recht und billig. Gesteh ihr den Kopf dieses Weibsbilds zu!«
    »Schweig, du Narr!«, herrschte Jenga ihn an, bewahrte jedoch im Übrigen Zurückhaltung.
    Während sie sich fortgesetzt gegen Tarjas Griff aufbäumte, versuchte sich R'shiel an das zu erinnern, was Shananara sie über die Möglichkeit des Anzapfens der Harshini-Magie gelehrt hatte. Ohne magische Nachhilfe konnte sie Tarja nicht abschütteln, aber sie durfte, so sah
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    sie ein, keinesfalls das Wagnis eingehen, ihm versehentlich Schaden zuzufügen. Außerdem richtete ihre Wut sich gar nicht gegen ihn; vielmehr war es Songard, die sie zu gern umbrächte. An seiner Faust zeichneten sich weißlich die Knöchel ab, und an seinem Arm schwollen aus harter Anstrengung die Adern und Sehnen.
    »Du verstehst es nicht ...«, raunte R'shiel. Die Abgründigkeit des durch Songard verübten Verrats überstieg ihr Begriffsvermögen. Mit einem Mal wünschte sie sich nichts so sehnlich, als bei den Harshini geblieben zu sein; dann hätte sie niemals erkennen müssen, wie leicht sie sich täuschen ließ. Langsam senkte sie die Faust. Nur flüchtig konnte Tarja sie noch umarmen, bevor zwei Hüter ihn fortzerrten.
    Unterdessen hatte Songard sich aufgerafft und näherte sich R'shiel mit mörderischem Blick. Blut rann ihr aus der gebrochenen Nase. Sie gab R'shiel eine klatschende Maulschelle, die schmerzhaft auf der Wange brannte, doch im Vergleich zu der scheußlichen Einsicht, dass ihre vermeintliche Freundin eine Verräterin war, empfand R'shiel diesen Schmerz als wesentlich harmloser.
    »Harshinische Schlampe!«
    Songard stapfte zurück in den Gasthof, während Hüter R'shiel fortschleiften. Ihr letzter Blick traf Tarja, den man fest in schwere Ketten schloss und gemeinsam mit den anderen gefangen genommenen Rebellen seinem Schicksal entgegenführte.
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    Tarjanian wurde VON den übrigen Rebellen getrennt und in das Gasthaus geleitet. Man brachte ihn in einen Speisesaal, in dessen Mitte ein runder Tisch aus blank gewachstem Holz stand, umgeben von edlen Stühlen mit hohen Rückenlehnen. Der Hüter, dem man seine Bewachung aufgebürdet hatte, befahl ihm, sich zu setzen. Tarjanian kannte den Mann. Als er ihn zuletzt gesehen hatte, war er Kadett gewesen; inzwischen nahm er den Hauptmannsrang ein. Auf einmal fühlte Tarjanian sich stark gealtert.
    »Harven, stimmt's?«, fragte er den jungen Hauptmann.
    »Setzt Euch, habe ich gesagt.«
    Tarjanian hob die Schultern und deutete auf die Ketten, die man ihm angelegt hatte. »Wenn Ihr dagegen keine Einwände hegt, bleibe ich lieber stehen.«
    »Ganz wie's beliebt.« Der Hauptmann schaute zur Seite, als scheute er sich, Tarjanians Blick zu erwidern. Tarjanian sollte es recht sein.

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