Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
Bedeutung dieses Schweigens auf das Konzil einwirkte, bevor sie die letztendliche Schlussfolgerung zog.
»Dann erkläre ich Frohinia Tenragan auf Übergang zur Ersten Schwester«, gab sie bekannt. »Lang lebe die Erste Schwester Frohinia Tenragan!«
»Lang lebe die Erste Schwester Frohinia Tenragan!«, jubelte die Konzilsversammlung. »Lang lebe die Erste Schwester Frohinia Tenragan!«
»Schwestern ...!« Frohinia streckte die Hände in die Höhe. »Ich bitte Euch! Es ist keine Stunde der Freude, die wir erleben. Eine Zeit ernster Gefahren für Medalon ist angebrochen, und ich will mein Äußerstes geben, um mich des Vertrauens, das Ihr in mich setzt, als würdig zu erweisen.« Dadurch entlockte sie, wie sie sehr wohl zuvor gewusst hatte, der Versammlung neuen Beifall. »Wir sehen uns in einer Krise, der ohne Verzug begegnet werden muss. Oberster Reichshüter, wollt Ihr mir im Namen des Hüter-Heers die Treue schwören?«
Ehe er vortrat, zauderte Jenga nur einen winzig kleinen Augenblick lang, eine Tatsache, die der neuen Ersten Schwester allerdings keineswegs entging. Gemeinsam schritten der Hochmeister und seine beiden Vertrauten auf dem Podium zu Frohinia. Jenga zückte das Schwert, legte es zu Frohinias Füßen nieder und sank aufs Knie. Wie der Brauch es vorschrieb, folgte Obrist Warner seinem Beispiel.
Tarjanian blieb trotzig stehen.
Frohinia sah ihn an; ihre Miene verriet nichts von der Wut, die sie empfinden musste, weil ihr Sohn sich in aller Öffentlichkeit gegen sie auflehnte.
»Habt Ihr etwas anzumerken, Hauptmann?«, fragte sie in einem unter diesen Umständen auffällig umgänglichen Ton.
Tarjanian wandte R'shiel den Rücken zu, sodass sie sein Gesicht nicht erkennen konnte, aber die Verkrampftheit seiner Schultern offenbarte ihr, dass sich ungeheurer Zorn in ihm ballen musste.
»Wie hast du Francil ihren Beistand entlohnt, Mutter?«, äußerte er seine Gegenfrage laut genug, um sie im ganzen Saal hörbar zu machen.
»Kniet Euch neben Euren Oberbefehlshaber und leistet den Eid, Hauptmann.« Es erstaunte R'shiel geradezu, dass Frohinia sich so fest in der Gewalt behielt.
»Fürchtest du dich vor der Beantwortung meiner Frage?«, höhnte Tarjanian. »Soll ich den guten Schwestern enthüllen, was du Ritter Pieter für seine Hilfe versprochen hast? Nämlich deine eigene Tochter? Ach, ich vergaß, sie ist ja gar nicht deine Tochter, stimmt's? Auch in dieser Beziehung hast du Lügen verbreitet.«
»Kniet Euch an die Seite Eures Oberbefehlshabers und legt den Treueschwur ab, Hauptmann!«, schrie Frohinia, deren Erbitterung sich angesichts so schrecklicher Vorhaltungen endlich Bahn brach. Im Saal ertönte Gemurmel, man fragte sich unwillkürlich, ob an Tarjanians Vorwürfen etwas Wahres sein mochte.
Tarjanian begegnete ihrem Wutausbruch mit vergleichbar schroffer Heftigkeit. »Niemals!«
Hochmeister Jenga, der vor Frohinia kniete, drehte den Kopf und musterte Tarjanian über die Schulter hinweg. »Auf die Knie, Hauptmann«, forderte er in einem Tonfall, der so sehr ans Flehentliche grenzte, wie er es sich überhaupt erlauben durfte. »Schwört den Eid.«
»Ich leiste ihn nicht«, erwiderte Tarjanian, »und sollte es mich das liebe Leben kosten.«
»Den Eid, Hochmeister«, wandte sich Frohinia nun in eisigem Ton an Jenga.
»Weshalb lässt sie Tarjanian nicht festnehmen?«, tuschelte R'shiel Fähnrich Schneider zu. »Warum beharrt sie darauf, dass Jenga erst den Treueschwur leistet?«
»Bevor er ihn abgelegt hat«, flüsterte Schneider, »kann sie Jenga keine Befehle erteilen.«
»Habt einen Augenblick Geduld, Euer Gnaden«, antwortete Jenga, indem er aufstand. Er kehrte sich Tarjanian zu. »Ihr bringt Schmach und Schande über das Hüter-Heer, Hauptmann. Den Eid zu schwören, während Ihr da steht und der Ersten Schwester trotzig die Stirn bietet, ist für einen aufrechten Hüter unzumutbar. Verlasst den Saal und sucht Eure Unterkunft auf, wo Ihr unter Hausarrest steht, bis ich Euren Ungehorsam ahnden kann.«
Kurz zögerte Tarjanian unter den Augen des Obersten Reichshüters, dann jedoch entbot er einen Gruß, indem er mit aller Markigkeit Haltung annahm, und stapfte zum Portal an der Vorderseite des Großen Saals. Die abweisende Starre seines Rückens ließ keinerlei Bereitschaft zum Einlenken ersehen. Vor ihm teilte und hinter ihm schloss sich die dichte Menge der Schwestern. R'shiel verspürte eine Anwandlung des Ärgers und der Erniedrigung. Sie hatte nicht erwartet, dass Jenga ihn so
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