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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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rasch im Stich ließ. Als ihr Blick erneut auf Frohinia fiel, wallte in ihr unvermutet solcher Hass auf, dass sie ins Zittern geriet. Inzwischen kniete Jenga wieder vor Frohinia und leistete der neuen Ersten Schwester mit lauter, deutlicher Stimme den Treuschwur. Die Flügel des Portals schlössen sich mit einem Dröhnen, als kündete ein Donnerschlag Tarjanians nahes Verhängnis an.
    »Tarja steht großer Ärger bevor, nicht wahr?«, fragte R'shiel, indem sie den jungen Fähnrich anblickte.
    »Das ist gewiss zu befürchten«, stimmte er zu. »Vorausgesetzt allerdings, man kriegt ihn zu fassen.«
    »Was meint Ihr damit?«, raunte R'shiel.
    »Als er Tarjanian aus der Halle schickte, bevor er den Eid leistete, hat Jenga ihm einen Vorsprung erschunden, der es ihm ermöglicht, das Weite zu suchen.« Schneider kroch rückwärts von der Balustrade fort und richtete sich auf, bis er in der Hocke kauerte. »Komm, es ist gescheiter, auch wir verdrücken uns.«
    R'shiel folgte Davydd Schneider auf dem gleichen Weg zurück, auf dem sie vor kurzem vorgedrungen waren, und dachte währenddessen über seine Äußerung nach. Hatte Jenga wirklich Tarjanian aus dem Saal befohlen, um ihm die Gelegenheit zu gewähren, Frohinias Rache zu entfliehen? Und falls ja, war Tarjanian so vernünftig, diese Möglichkeit zu nutzen, die ihm Jenga bot, oder blieb er und stellte sich den Auswirkungen seiner Aufsässigkeit? Wie sie Tarjanian kannte, erachtete sie es als recht wahrscheinlich, dass er aus schierer Verstocktheit das Letztere tat.
    Aber vielleicht erwies er sich als klüger.
    Vielleicht ergriff er die Gelegenheit, die Freiheit zu gewinnen, die Zitadelle zu verlassen und auf Dauer frei von Frohinias Einflussnahme und ihren Forderungen zu werden.
    Mit einem Mal stellte sich R'shiel mit neuer Dringlichkeit die so entscheidungsschwere Frage nach ihrem künftigen Werdegang. Wieder schaute sie in das Nichts, das außerhalb der Schwesternschaft zu harren schien. Oder lag dort der Weg, um auf Dauer frei von Frohinias Einflussnahme und ihren Forderungen zu werden ... ?
    »Dort können wir unmöglich noch einmal entlang, der Wind weht uns vom Sims.« Unterdessen hatte das Unwetter nämlich mit voller Kraft die Zitadelle erreicht, und der Regen prasselte wüst gegen die Fenster.
    »Ich muss fort«, fauchte R'shiel.
    »Wir müssen abwarten, R'shiel. Es ist wenig wahrscheinlich, dass irgendwer hier aufkreuzt, bevor das Konzil vorüber ist.«
    »Nein.«
    Davydd Schneider blickte ihr in die wild entschlossene Miene und schüttelte den Kopf. »Wenn ich mir dabei das Genick breche, nehm ich's dir übel.«
    »Ihr seid Hüter, gefährliche Abenteuer sollten bei Euch begeisterten Anklang finden«, antwortete R'shiel, während sie die Balkontür öffnete. Der Regen stach sie wie mit kalten, spitzen Nadeln, aber selbst das war ihr einerlei. Auf Dauer frei von Frohinias Einflussnahme und ihren Forderungen ... Immerzu kreiste dieser Satz durch ihr Denken. Auf die bewusste Frage sah sie nach wie vor keine Antwort, aber zum ersten Mal erahnte sie jenseits des Lebens in der Schwesternschaft etwas anderes als bloße Leere, und kein Gewitter, kein rutschiges Sims und kein noch so gerütteltes Maß an gesundem Menschenverstand sollte sie von ihrem Weg abbringen.

DRITTER TEIL

Die Säuberung

15
    In dem frischen Wind, der aus Medalon über die Grenze herein nach Hythria stob, konnte man die nahe Kälte des Winters fühlen. Obwohl es so tief im Süden nie schneite, hielt nichts den eisigen Wind fern, der herab von den Schneegipfeln der Heiligen Berge wehte und dessen frostiger Brodem durch alles pfiff. Bleiernes Grau verdüsterte den Himmel, es roch nach Regen.
    Brakandaran saß auf seinem Magiezucht-Ross und blickte über eine flache Furt, die gleichsam eine Kennzeichnung der Grenze zwischen Medalon und Hythria abgab. Sein letzter Aufenthalt in der Heimat lag lange zurück. Wenn er die Grenze überquerte und schlichtweg schnurstracks nach Nordwesten ritt, in die Berge, erreichte er zu guter Letzt den Frieden und die Beschaulichkeit des Sanktuariums. Er spürte, dass es ihn rief. Je mehr er sich Medalon näherte, umso deutlicher fühlte er seine Anziehungskraft. Unablässig plagte ihn das Heimweh, schwächte seine Standhaftigkeit. Entschieden unterdrückte er das Gefühl und richtete den Blick gen Norden.
    »Dieser Wasserlauf wird stets nur ›Grenzfluss‹ genannt«, erklärte ihm Damin Wulfskling, der seinen Blick missverstand. »Den Grund wissen allein die Götter.

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