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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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wann ? «
    »Seit dieser Stunde. Das Amt war frei geworden, und als oberster Befehlsausüber der Zitadelle habe ich beschlossen, ihn zum Hochmeister zu ernennen.«
    »Du willst dulden, dass sich Loclon – nach allem, was er dir, mir und Medalon angetan hat – aus dem Staub macht, nur damit du Hochmeister werden kannst?« Mühsam bezähmter Zorn versetzte R’shiel ins Zittern. Tränen schimmerten in ihren veilchenblauen Augen.
    »So verhält es sich beileibe nicht, R’shiel.«
    »Nicht?«, fragte sie erbittert. »Schon seit dem Tag, als du Kadett geworden warst, Tarja, hatte man davon geredet, dass du der nächste Hochmeister wirst. Von Anfang an wusste in der ganzen Zitadelle jeder, dass du letzten Endes in dieses Amt aufsteigst. Tja, ich hoffe, es macht dich glücklich und zufrieden. Ich hätte nie gedacht, dass du, um so hoch emporzusteigen, so tief sinkst.«
    Sie wandte sich ab und rauschte hinaus. Tarjanian erwartete, dass Brakandaran sich ihr anschloss, aber der Magus regte sich nicht von der Stelle.
    »Sprich dich mit ihr aus, Tarjanian«, empfahl er stattdessen. »Sonst wird alles noch viel ärger.«
    Einen Augenblick lang musterte Tarjanian ihn; dann stieß er eine gedämpfte Verwünschung aus, stand auf und folgte R’shiel.
     
    »R’shiel«, rief Tarjanian, während er die breite Marmortreppe hinabeilte, die in die dunkle, verlassene Eingangshalle führte. »R’shiel, so warte doch!«
    Sie drehte sich um und blickte ihm entgegen. Die hoch in Wandhaltern befestigten Fackeln warfen trügerische Schatten auf ihr Gesicht. Mehrere Stufen über ihr blieb Tarjanian stehen, er schnaufte infolge des raschen Laufens.
    »Ich hatte keine Absicht, dich zu kränken, R’shiel. Es tut mir Leid.«
    »Nein, tut es dir nicht.«
    »Was soll ich denn sonst sagen? Bezweifelst du, dass ich Loclon ebenso gern wie du zur Strecke bringen möchte? Aber Warners Haltung ist richtig, und du weißt es selbst ganz genau. Wir können die Karier nicht durchfüttern.«
    »Es gab einmal eine Zeit, da hättest du für mich alles getan.«
    Darauf kam Tarjanian keine Antwort in den Sinn. Unversehens wurden ihm Erinnerungen bewusst, die ihn darauf verwiesen, dass sie eine furchtbare Wahrheit aussprach, der er sich nicht stellen mochte. Sie forschte in seiner Miene, erkannte wohl den inwendigen Zwist, die Verwirrung, gar auch den Abscheu, die ihn quälten, seit er von der Verwundung genesen war … einer Verwundung, die er sich zugezogen hatte, als er sie vor den Kariern hatte schützen wollen. »Aber diese Zeit ist jetzt vorüber, nicht wahr?«, meinte sie mit leiser Stimme und in bitterem Tonfall. Sie wusste, so begriff Tarjanian in diesem Augenblick, über die göttliche Fügung Bescheid, die ihm die Liebe zu ihr eingepflanzt hatte, und ebenso, dass die Wirkung nicht mehr bestand.
    »R’shiel …«, murmelte er ratlos. Er fand schlicht und einfach keine Worte mehr. Es mangelte ihm an Mitteln, um seine Empfindungen zu beschreiben.
    Sie nickte, als schickte sie sich ins Unwiderrufliche. »Der Hohn daran ist, ich habe dein Leben gerettet, weil ich die Vorstellung, dass du mir entrissen wirst, nicht ertragen konnte, doch dadurch habe ich dich erst recht verloren. Hast du mich jemals wirklich geliebt, Tarja?«
    Für einen scheinbar ewig langen, schrecklichen Augenblick gab er keine Antwort. Am Ende entschied er sich für die Wahrheit. »Ich weiß es nicht.«
    Kurz schaute R’shiel zur Seite, wohl um zu vermeiden, dass er ihren Schmerz sah. Als sie sich ihm wieder zudrehte, hatten ihre Augen einen kalten Blick.
    »Wenn’s denn sein muss, lass die Karier ziehen, Tarjanian. Unter diesen Umständen muss ich eben selbst am Tor nach Loclon Ausschau halten.«
    »Wir finden und fassen ihn, R’shiel«, beteuerte Tarjanian.
    Traurig schüttelte sie den Kopf. »Nein, Tarjanian, wir werden durchaus gar nichts mehr gemeinsam tun. Ich spüre Loclon allein auf und mache ihn unschädlich. Du bist jetzt Oberster Reichshüter. Deine Aufgabe ist der Schutz Medalons.«
    Wie jemand, der vor der Schlacht ein Kettenhemd anlegte, hatte sie sich in einen zwar unsichtbaren, aber undurchdringlichen, aus Verbitterung und Schmerz geflochtenen Panzer gehüllt. Während Tarjanian die Wandlung ihres Wesens zur Kenntnis nahm, rangen in seinem Innern Erleichterung und ein unerklärliches Gefühl des Verlusts miteinander: Die R’shiel, die er bislang gekannt hatte, war für immer dahin. Ihren Platz hatte eine harte, zu allem entschlossene, starke junge Frau eingenommen,

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