Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
R’shiel. »Aber ich sehe es ein, wenn ich unterlegen bin. Ich stehe dir nicht im Weg.«
»Dann hab ich also deinen Segen?«
»Ich bin nicht so vermessen, irgendwem Segen zu spenden.« Mandah schloss R’shiel – offenbar aufgrund einer ganz unwillkürlichen Regung – in die Arme, dann kehrte sie eilends um zum Kabinett der Ersten Schwester. Und zu Tarjanian. R’shiel blickte ihr nach, bis sie durch die Tür entschwand, dann wandte sie sich um und sah Brakandaran am Geländer des Treppenabsatzes lehnen. Versonnen betrachtete der Magus sie. »Was denn …?«
»Das war deinerseits sehr edelmütig.«
»Du hättest uns nicht belauschen dürfen.«
»Beliebst du zu scherzen? Um nichts in der Welt hätte ich dies Gespräch versäumen wollen.«
Verärgert stapfte R’shiel an ihm vorüber. »Kommst du des Wegs?«
»Freilich, Dämonenkind«, gab Brakandaran in spöttischem Ton zur Antwort und schickte sich an, ihr die Treppe hinab zu folgen. »Eines jedoch muss ich sagen: In gewisser Hinsicht erliegst du einem Irrtum.«
R’shiel verharrte und warf ihm über die Schulter einen bösen Blick zu. »Ach, worin irre ich mich denn?«
»Du siehst es durchaus nicht ein, R’shiel, wenn du unterlegen bist.«
VIERTER TEIL
Bestimmung
47
Damin Wulfsklings Krönung zum Großfürsten wurde in gedämpfter Stimmung vollzogen, und er war darüber nur allzu froh. Er verspürte keinen Wunsch danach, sich den üppigen Schlemmereien und Zechereien hinzugeben, die unter gewöhnlichen Verhältnissen ein derartiges Ereignis begleiteten. Noch litt Groenhavn unter den Nachwirkungen der Belagerung; die Schlacht war schließlich bis in die Straßen und Gassen der Stadt ausgetragen worden. Tausende hatten ihre Heimstatt verloren, und die Nahrungsmittel mussten nach wie vor eingeteilt werden. Prasserische Verschwendung an den Tag zu legen, hätte bedeutet, sich Ärger mit dem Volk einzuhandeln.
Adrina unterstützte ihn in seiner Haltung, hingegen zeigte sich Fürstin Marla recht verdrossen. Ihr Lebtag lang hatte sie von dem Tag geträumt, an dem man ihren Sohn zum Großfürsten krönte, und dass dieser Anlass sich jetzt unter so bescheidenen Umständen ereignete – und damit ein wichtiger Teil ihrer Träume verpuffte –, erregte bei ihr beträchtliche Missstimmung.
Kalan hatte Damin die Krone mit einem Augenzwinkern aufgesetzt, das allein er sehen konnte, und es war ihr gelungen, die Großfürstinnenkrone nach unmerklichem Zaudern auf Adrinas dunklen Schopf zu senken. Seit über fünfzig Jahren hatte Hythria keine Großfürstin gekannt. Die letzte Großfürstin war ein mageres, scheues Mädel gewesen, das zwei Schwangerschaften lediglich mit knapper Not überstanden und nach der Entbindung von einer gesunden Tochter schließlich das Leben ausgehaucht hatte. Sie war nicht einmal lange genug am Leben geblieben, um zu erfahren, dass das Kind den Namen Marla erhalten hatte. Allerdings hatte sie seit dem Tod eines ihrer männlichen Zwillinge im Vorjahr für ihre Umgebung ohnedies kaum noch irgendeine Beachtung erübrigt gehabt.
Damin schielte hinüber zu Marla und überlegte, was sie wohl denken mochte, als die Krone ihrer Mutter nun das Haupt seiner fardohnjischen Gemahlin zierte. Ihre Miene jedenfalls ließ sich nicht deuten.
Im Anschluss an die Krönung begab man sich zu einer mittelprächtig gestalteten Feierlichkeit in den Festsaal, in deren Verlauf sämtliche Kriegsherren Hythrias dem neuen Großfürsten die Ehre erwiesen und ihre dem Hause Wulfskling abgelegten Treueschwüre erneuerten.
Einer nach dem anderen traten die vier Kriegsherren, die während des Bürgerkriegs zu Damin gestanden hatten, vor die Großfürstliche Tafel und bekräftigten ihre Schwüre ohne Zögern. Tejay Löwenklau zeigte sich von der leutseligsten Seite, Rogan Bärtatz verhielt sich ernst und würdig. Narvell konnte seine große Freude kaum bezähmen. Nur Toren Fuchsschweif wirkte ein wenig beklommen; er dankte wohl bei sich noch heute den Göttern dafür, dass er sich rechtzeitig, bevor es zu spät war, zum Überlaufen entschlossen hatte.
Nach der Vereidigung erhob sich Damin, und Schweigen befiel die Versammlung. Der Saal war dicht gefüllt mit dem hythrischen Adel, den er um keinen Preis verärgern durfte, den neuen fardohnjischen Verbündeten sowie den Hütern, die noch beizeiten angelangt waren, um Rettung zu bringen. Damins Blick schweifte über die Anwesenden; er fragte sich, ob wohl schon je einmal ein Großfürst eine Rede vor einer dermaßen
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