Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Befehlshabender plötzlich zu halten. Er schwang sich aus dem Sattel und kam zu R’shiel und Shananara gelaufen. Es war Tarjanian.
»Was ist geschehen?«, erkundigte er sich, als R’shiel an seine Schulter sank.
»Xaphista ist tot«, teilte sie ihm mit schwacher Stimme mit.
Sorgenvoll betrachtete Tarjanian sie, dann winkte er seine Untergebenen heran. Ein Sergeant sprang aus dem Sattel und fing Shananara auf, ehe sie zusammenbrechen konnte.
»Schafft die Königin in die Schlafsäle«, befahl Tarjanian ihm. »Die Ihren sollen ihr den nötigen Beistand erweisen. Nehmt ein Geleit mit.«
Der junge Hüter entbot mit der freien Hand einen markigen Gruß, nahm die Harshini-Königin auf die Arme, hob sie in den Sattel und saß hinter ihr auf; dann winkte er mehrere Berittene heran und ritt an ihrer Spitze durchs Gewimmel der Bevölkerung in die Richtung der Schlafsäle. Sobald sie Shananara in Sicherheit sah, wären R’shiel um ein Haar aus Erleichterung die Sinne geschwunden. Nun brauchte sie sich nur noch um sich selbst kümmern.
»Kannst du auf eigenen Beinen stehen?«, fragte Tarjanian.
»Ich glaube, ja.«
»Wo ist Brakandaran?«
»Auch tot.«
»Das tut mir Leid, R’shiel.« Tarjanians Ton erlaubte den Rückschluss, dass er ehrliches Bedauern empfand, jedoch wusste R’shiel, dass ihm Brakandarans Tod nicht lange Kummer machen würde; so lange wie ihr auf gar keinen Fall. »Nun lass uns zusehen, dass wir fort von der Straße gelangen.«
»Ist alles wohlauf?«
Kurz schaute er über die Schulter hinweg in die Wirrnis der Straßen, dann verzog er die Miene zu einem Schmunzeln. »Du meinst, in der Stadt?« R’shiel nickte. »O ja, soweit wir den Überblick haben, hat niemand ernstliche Verletzungen erlitten, nur gab es bald nach Anbruch der Morgendämmerung eine Art von … Ach, ich weiß nicht, was es war, aber die Mehrzahl der Harshini ist dadurch in Ohnmacht gefallen, und das Volk ist natürlich gehörig aufgescheucht worden. Wir stellen die Ruhe wieder her, auch wenn es noch ein Weilchen braucht, und inzwischen berennen die Karier die Stadt.«
»Sie haben zum Sturm angesetzt?«
»Keine Sorge, ihr Angriff schreckt uns nicht. Sie hadern untereinander nicht weniger, als sie uns feindlich gesonnen sind, aber freilich müssen wir etwas tun, um sie abzuweisen. Sergeant!« Ein Hüter-Krieger eilte herbei und entbot einen schneidigen Gruß. »Geleite Meisterin R’shiel in ihre Gemächer und stelle davor Wachen auf. Ich wünsche, dass niemand ihre Ruhe stört, ist das klar?«
»Gewiss, Hochmeister.«
»Tarja, ich bedarf keiner …«
»Schweig, R’shiel. Du bist ja kaum noch zum Stehen fähig. Sergeant, wenn Meisterin R’shiel sich wohlbehalten in ihren Gemächern befindet, suche Mandah Rodak und sende sie zu ihr, damit sie ihr Gesellschaft leistet.«
»Tarja …!«
Tarjanian grinste, denn ihm war sicherlich klar, was seine Anweisung bedeutete. Von Mandah war zu erwarten, dass sie R’shiel umsorgte, ja beaufsichtigte, bis sie die feste Überzeugung hegte, dass sie sich vollständig erholt hatte. Schlimmer noch, bestimmt beharrte Mandah darauf, sie »Göttliche« zu nennen. Kurzerhand schob Tarjanian sie in die Arme des Hüters und eilte zu seinem Ross. Schon schrie er neue Befehle, als er sich zurück in den Sattel schwang, um den Ritt zum Haupttor fortzusetzen. Aus bitterböser Miene blickte R’shiel ihm nach, aber sie war viel zu erschöpft, um sich aufzulehnen; daher ließ sie sich von dem Hüter aufs Pferd heben und aus dem Wirrwarr fortbringen, der in den Straßen der Zitadelle herrschte.
61
Es gelang den Hütern, den Angriff auf die Zitadelle ohne größere Mühe abzuschlagen. Trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit erwiesen die Uneinigkeit und Verwirrung unter den Kariern sich als dermaßen nachteilig, dass sie keine ernsthafte Bestürmung der Feste zustande brachten. Gegen Mitte des Vormittags waren sie wieder ans andere Saran-Ufer zurückgewichen. Ein beträchtlicher Teil zog sich sogar weiter zurück. Fortwährend verringerte Fahnenflucht die Stärke des karischen Heers. Garet Warner schätzte, dass es keine siebzigtausend Mann mehr zählte.
Als Tarjanian ins ehemalige Kabinett der Ersten Schwester umkehrte, um sich mit den restlichen Nachwirkungen dessen zu beschäftigen, was R’shiel am Morgen entfesselt hatte, fühlte er sich völlig ausgemergelt. Die festliche Stimmung des gestrigen Abends hatte auch ihn erfasst, und er hatte zu viel Wein getrunken. Als in aller Frühe das Getöse
Weitere Kostenlose Bücher