Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
eingesetzt hatte, war er mit einem üblen Brummschädel erwacht, sein Bettzeug war völlig zerwühlt gewesen, und Mandah hatte in seinen Armen gelegen, ihr übers Kissen gebreitetes, üppiges blondes Haar seine Nase gekitzelt. Missmutig hatte er sie zur Seite geschoben, sich über sich selbst geärgert. Eigentlich war es nicht seine Absicht gewesen, an der Festlichkeit teilzunehmen. Erst recht hatte er gestern noch nicht den Vorsatz gehegt, mit Mandah ins Bett zu gehen. Und er wurde nicht den Eindruck los, dass es dann doch geschehen war, weil R’shiel ihm gleichsam ihren Segen erteilt hatte. Verflucht soll sie sein. Alle Harshini sollen verflucht sein .
Doch sobald er gemerkt hatte, dass seine Grobheit Mandah kränkte, hatte er sie herzhaft geküsst und ihr ein baldiges Wiedersehen versprochen, dann war er eilends aus der Schlafkammer geflüchtet und hatte sich dabei angekleidet.
Er war soeben auf einem Bein umher gehüpft und hatte versucht, den anderen Fuß in einen Stiefel zu rammen, da hatte Garet Warner an die Tür gepocht und war ohne Umschweife eingetreten.
»Anscheinend gehen die Karier zum Sturmangriff über, Hochmeister«, hatte Warner voller Gelassenheit gemeldet. Sein Blick war über Tarjanians Schulter hinweg auf den Eingang zur Schlafkammer gefallen. Dort hatte Mandah gestanden, nur in ein Laken gehüllt, und schläfrig gegähnt. »Ich wünsche einen guten Morgen, Mandah.«
»Obrist …«
Missgelaunt hatte Tarjanian Warner beobachtet und darauf gelauert, wie dieser sich dazu verhielt, die junge Heidin in den Räumlichkeiten des Hochmeisters zu entdecken. Tarjanians Laune war wahrlich schlecht genug gewesen, um aus der Haut zu fahren, hätte Warner ihn nur schief angeblickt.
Aber der Obrist hatte vollständig die Fassung bewahrt. »Ach ja, und die Bevölkerung ist auf die Straßen gegangen.«
»Zum Henker, was hat sich denn zugetragen?«
»Ich vermute, es hängt mit R’shiel zusammen, aber noch habe ich keine Gewissheit. Ich schlage vor, Ihr sputet Euch, Hochmeister. Vor uns liegt ein geschäftiger Tag.«
Diese Ankündigung hatte sich als gewaltige Untertreibung herausgestellt. Nun sehnte Tarjanian sich regelrecht nach einem lediglich geschäftigen Tag. Die Karier waren zurückgeschlagen worden, und allmählich beruhigte sich die Einwohnerschaft der Zitadelle. Schon hatten sich viele Leute – zwar mit anhaltendem Kopfweh und ratlosen Blicken, aber immerhin – in ihre Häuser verzogen. Doch es gab noch vieles zu tun.
Immer gab es noch etwas zu tun.
Und jetzt, als er die Tür zum Kabinett aufstieß, traf er dort mehrere Harshini an, die auf ihn warteten. Drei trugen die bei den Harshini beliebten langen weißen Gewänder. Zwei hatten die Lederkluft der Drachenreiter angelegt. Alle fünf Harshini verbeugten sich feierlich, während Tarjanian eintrat und bedächtig zum Pult strebte.
»Hochmeister …«
»Wie ist das Befinden Shan … eurer Königin?«
»Sie ist auf dem Wege der Besserung, Hochmeister«, teilte einer der in Weiß gekleideten Harshini ihm mit. »Wir sind Euch zutiefst dankbar für Eure heute früh geleistete Unterstützung.«
»Und euer übriger Volksstamm?«
»Man fühlt sich wohl, Hochmeister. Habt Dank für die Nachfrage.«
Die fortdauernden Danksagungen der Harshini ermüdeten Tarjanian. »Kann ich euch noch anderweitig irgendwie behilflich sein?«
»Es ist unser Anliegen, Euch zu helfen, Hochmeister.« Die Harshini, die jetzt das Wort ergriffen hatte, war eine Drachenreiterin in Lederkluft. Lächelnd trat sie vor. »Ich bin Pilarena, und das ist Jalerana. Ich hatte die Ehre, Großfürst Damin auf dem Zug in den Norden zu begleiten, und Jalerana geleitete König Hablet und seine Flotte. Wir sind willens, die Bewegungen Eurer Streitkräfte aufeinander abzustimmen, Hochmeister.«
Erstaunt ließ sich Tarjanian in den Lehnstuhl sinken. »Meine Streitkräfte aufeinander abzustimmen?«
»Wir wollen uns als Boten betätigen, Hochmeister«, erklärte der zweite Drachenreiter. »Sind Grußbotschaften zu übermitteln, können wir sie mündlich ausrichten. Sollen wir … andersartige Mitteilungen überbringen, müssen wir Euch bitten, sie niederzuschreiben, das Sendschreiben zu versiegeln und uns den Inhalt zu verschweigen.«
Tarjanian verstand den Grund dieser Bedingung und nickte. Die Harshini konnten nichts tun, was Kriegshandlungen begünstigte. Wäre ihnen bekannt, dass von ihnen beförderte Schriftstücke den Tod von Menschen nach sich zögen, bliebe es ihnen
Weitere Kostenlose Bücher