Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
feststellen musste, sogar ein wenig an Gewicht zugelegt. Seit Krakandar in Sicht gelangt war, kreisten ihre Gedanken bloß noch um ein heißes Bad, saubere Haare und andere Gerüche als den Mief von Leder und Pferden.
Seit sich die Kunde verbreitet hatte, dass der Kriegsherr wiedergekehrt sei, säumten die Bürger Krakandars die Straßen, um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Anfangs blieben es wenige, aber als die Neuigkeit den Ankömmlingen vorauseilte, wuchs die Menge der Schaulustigen. Die Menschen unterbrachen ihre verschiedenen Tätigkeiten und drängten zur Straße, um ihn sehen zu können, sie riefen und winkten Damin zu, der sich eindeutig über den herzlichen Empfand freute und mit breitem Grinsen zurückwinkte.
Adrina ritt hinter ihm, an der Seite R’shiels, auf die Damins Beliebtheit auf unerklärliche Weise Eindruck machte. Voller Staunen blickte sie aus großen Augen umher. Sie konnte rücksichtslos sein, wenn das Gebot der Stunde es erforderte, zeigte aber bisweilen, wenn man es am wenigsten erwartete, noch Eigenschaften eines blutjungen, einfältigen Mädchens.
»Sieh an, anscheinend haben diese Bauerntölpel ihn ins Herz geschlossen«, merkte Adrina missmutig an.
R’shiel lachte. »Ihr habt wirklich und wahrhaftig vor, das Leben so schwierig wie möglich zu gestalten, wie?«
» Ich und irgendwelche Schwierigkeiten machen? Miss nicht mir irgendwelche Schuld zu, R’shiel. Die Vermählung geht nicht zurück auf meinen, sondern deinen Einfall.«
»Eigentlich müsstet Ihr spüren, dass er Euch bewundert.«
Adrina betrachtete Damins Rücken und schnitt eine mürrische Miene. Unablässig winkte er den Bürgern zu, erübrigte für ein bekanntes Gesicht in der Menschenmenge sogar einen Zuruf. »Damin liebt ausschließlich sich selbst, R’shiel«, erwiderte Adrina. »Und sein Ross. Wahrscheinlich wäre er aufgebracht, stieße Almodavar etwas zu, aber viel weiter reicht seine Mitmenschlichkeit beileibe nicht. Dich schätzt er, weil du das Dämonenkind bist und deine Freundschaft ihm bei der Anwärterschaft auf den Fürstenthron Rückhalt verschafft. An mir hat er lediglich im Rahmen der Staatskunst Interesse.«
Mit einem Ausdruck des Befremdens in der Miene wölbte R’shiel die Brauen. »Aha, Staatskunst ist also die Ursache für den Lärm, der aus Eurem Zelt schallt? Ihr führt dann wohl zahlreiche staatskluge Verhandlungen?«
Verdrossen furchte Adrina die Stirn und sann über eine gewitzte Entgegnung nach. Aber da kam ihr das Törichte des Wortwechsels zu Bewusstsein, und wider Willen musste sie schmunzeln. »Nun wohl, ich gebe zu, dass ich häufiger … Verhandlungen führe … als es vernünftig sein mag, aber es war ja sonst sehr wenig Gelegenheit zur Kurzweil vorhanden, gibst du mir da nicht Recht?«
»Ich bin mir sicher, Eure Hoheit, Ihr hättet, wäre Euch bloß daran gelegen gewesen, eine weniger gefährliche Art des Zeitvertreibs finden können. Um es offen und ehrlich auszusprechen, Ihr seid ebenso schlimm wie Damin. Ich sollte den Arm heben und irgendeine harshinische Magie anwenden, um Euch und ihm den Kopf zurechtzurücken.«
»Und warum tust du’s nicht?«, fragte Adrina laut, hatte sie sich doch insgeheim schon oft gewundert, weshalb das Dämonenkind sich nicht schlichtweg ihrer Magie-Kräfte bediente, um sie und Damin ihrem Willen zu unterwerfen.
»Unter uns beiden bekenne ich, dass ich nicht weiß, wie ich es bewirken könnte.«
»Aber du bist doch das Dämonenkind. Bist du denn nicht allmächtig?«
»Allmächtig mag ich gar wohl sein, jedoch weiß ich bislang über meine Macht sehr wenig. Brakandaran behauptet, es mangele mir an der Beherrschung feinerer Kunstgriffe.«
»R’shiel, darf ich dir einen Rat erteilen?«
»Wenn Ihr der Meinung seid, er kann mir nützen …«
»Wenn du das Leben einer Frau umstülpst, ihren Gatten tötest, ihr befiehlst, einen feindlichen Fürsten zu ehelichen, und anschließend beiden Eheleuten zumutest, ihr Leben dabei zu wagen, diese Tatsache der übrigen Welt zu offenbaren, dann äußere, darum flehe ich dich an, am Ende nicht, dass du gar nicht weißt, was du treibst, denn für das Gemüt bedeutet es einen Tiefschlag.«
R’shiel lächelte, während sie unter den Fallgattern des zweiten Ringwalls hindurchritten, aber gab keine Antwort.
Der Ritt durch den Mittelabschnitt der Stadt dauerte noch länger. Inzwischen war eine so große Menschenmasse zusammengelaufen, dass man aus dem Palast Wachen entsandt hatte, um Damin und seiner
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