Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
einzige Ort, an dem ich für deine Sicherheit garantieren kann.“
    So fröhlich, wie du klingst, würde ich wetten, dass meine Sicherheit heute Abend nicht mit auf der Tagesordnung steht. Mein Mund fühlte sich trocken und staubig wie die Wüste an. Kalter Schweiß trat mir auf Stirn und Rücken. Ich war gerade dabei, meinen eigenen Körper zum ungefähr fünfhundertsten Mal als Köder einzusetzen.
    Wie üblich flüchtete ich mich in Sarkasmus. „Wow, Perikles. Das ist ja so was von goldig von dir. Schenkst du mir auch ein Pony zu Weihnachten?“
    „Geh mir heute besser nicht auf die Nerven.“ Die Worte rasselten durch meine Ohren und gossen ihr eisiges Gift aus. „Mein Entgegenkommen hat seine Grenzen, Kismet.“
    Ich verlor die Geduld. „Jetzt lass uns mal was klarstellen, Höllenbrut. Was du treibst, riecht mächtig faul, und wenn du dein kuscheliges Plätzchen in meiner Stadt behalten willst, dann wirst du dich gefälligst benehmen. Wenn du meinst, mich übers Ohr hauen zu können, gehst du absolut leer aus. Du wirst alles verlieren, und ich werde höchstpersönlich und mit Freude dafür sorgen, dass du Silber und Blei schluckst, bevor ich dich und deinen kompletten Nistplatz niederbrenne. War das deutlich genug für deinen dummen kleinen Schädel?“
    Überraschenderweise fing er an zu kichern. Es klang so warm und herzlich, dass meine Hände plötzlich zitterten. „Das wirkt sehr überzeugend. Bis heute Abend dann, mein Schatz.“ Etwas wie ein zugehauchter Kuss schallte mir durchs Telefon entgegen, dann brach die Verbindung ab.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr, nahm meine Messer und steckte sie in die Scheiden. Bis zur Dämmerung waren es noch etwa sechs Stunden. Mehr Zeit blieb mir nicht, um meine nächsten Schritte zu tun.
    Na los, Jill. Leg einen Zahn zu.
    Und fort war ich.

27
     
    Bis ich zu Galina kam, war bereits das nächste Unwetter über die Stadt hereingebrochen. Ich nahm nicht den Weg durch den Laden, sondern nutzte eine schmale Lücke zwischen dem italienischen Restaurant nebenan und ihrem Dach.
    Ich sah mich um. Galinas Gewächshaus schimmerte im Licht der Abenddämmerung. Der Beton unter meinen noch immer blutbesudelten Stiefeln war sandig und schmierig. Der weinrote Fleck im Innern des Doppelkreises in der Kammer neben meinem Trainingsraum war dunkler geworden.
    Wie lange wirst du wohl noch bluten, Jill?
    Noch so eine sinnlose Frage.
    Ich schob den Riegel beiseite und betrat geduckt das Gewächshaus. Die Schilde des Refugiums hatten keinen Grund, mich daran zu hindern, was bedeutete, dass Galina nicht mehr im Allerheiligsten, sondern irgendwo im Haus war.
    Wahrscheinlich hatte sie mich schon wahrgenommen.
    Und erwartete mich. Die ganze Welt schien mit angehaltenem Atem zu warten. Das Muster, das ich in dem wirbelnden Nichtraum des Dazwischen mit beeindruckender Klarheit gesehen hatte, hatte sich inzwischen verselbstständigt. Alles, was mir nun noch übrig blieb, war, den nächsten Schritt zu tun.
    Und mich nicht töten zu lassen. Das würde allerdings eine Herausforderung werden.
    Das Sonnenschwert lag neben einigen Gartenwerkzeugen unter einem Regal voller blauer Orchideen auf einem schmalen Tisch. Schwüle, träge Hitze umgab mich. Die Narbe pochte unter ihrem Kupferpanzer, den ich heute Morgen frisch angelegt hatte. Ich schnupperte verrottende Gartenabfälle in der Pflanzerde, den gesunden, kräftigen Geruch von grünen, gedeihenden Dingen und die beißende Schärfe von frisch gewässerter Erde. Ich legte die Hand um den Schwertgriff.
    Die Refugiumsschilde zitterten, spannten sich an. Mir wurde kalt.
    „Ich werde ihr nichts tun“, sagte ich, ohne mich umzusehen. „Ich will nur mit ihr sprechen.“
    „Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.“ Galina hatte den Kopf durch die Luke gesteckt, die hinab in ihr Schlafzimmer führte. Sie war gerne in der Nähe ihrer Pflanzen. „Es tut mir leid, dass ich es dir nicht sagen konnte, Jill. Aber das Gelübde eines Bewahrers ist bindend. In den Refugien findet jeder Zuflucht.“
    Meine Geheimnisse sind bei dir ja auch sicher. Ich schätze also, ich kann dir keinen Vorwurf machen. Ich nickte, beschloss, das Puzzle selbst zusammenzusetzen. „Natürlich. Sie hat ihn mitgebracht, nicht? Sie waren verzweifelt auf der Suche nach einem Ausweg, nachdem sie ja sonst nirgends mehr hinkonnten. Arkady saß ihnen zu dicht auf den Fersen. Ironwater schlug vor, Asyl in einem Refugium zu suchen. Wahrscheinlich war es seine letzte

Weitere Kostenlose Bücher