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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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also, zumindest zum größten Teil. Ich war eine fertig ausgebildete Jägerin, und das war jetzt meine Chance auf … ja, auf was eigentlich?
    Noch besser zu werden. Es war eine einmalige Gelegenheit, und wenn Michail meinte, dass ich sie nutzen solle, dann würde ich das tun. Ich werde es nicht in den Sand setzen.
    Ich werde meinen Lehrer nicht enttäuschen.
    Sag einfach nichts, Jill. Ruhig Blut.
    Ich atmete geräuschlos durch den Mund. In der Luft hing der Gestank von Höllenbrut und Verdorbenheit. Dieses abartige Aroma schmeckte widerlich – ob durch die Nase oder den Mund.
    Noch war ich mir nicht sicher, welches das größere Übel war.
    Etwas Kratziges, Hartes wie eine Katzenzunge schnalzte vor und berührte mich hinter dem Ohr. Wäre ich nicht so wild entschlossen gewesen stillzuhalten, hätte ich gezuckt. Aber zum Glück waren meine Muskeln viel zu verkrampft und steif.
    Sonst wäre ich jetzt wahrscheinlich tot.
    Die Berührung war so flüchtig, dass ich schon im nächsten Moment nicht mehr sicher war, sie überhaupt gespürt zu haben. Aber der Tropfen war fort – oder etwa nicht?
    Verfluchte Scheiße, jetzt geriet ich doch ins Schwitzen, und zwar gewaltig.
    Der Typ lachte schon wieder. „Nicht schlecht, kleine Jägerin. Ich biete dir also folgenden Deal an: Du trägst mein Zeichen und benutzt die Kraft, die es dir verleiht, ganz wie es dir passt. Einmal im Monat kommst du mich dafür besuchen und verbringst ein bisschen Zeit mit mir. Das ist alles – nur ein bisschen Zeit. Um die Kraft, die ich dir biete, voll ausschöpfen zu können, vielleicht etwas mehr als nur ein bisschen. Sagen wir fünf oder sechs Stunden?“
    Jetzt war Verhandeln angesagt. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen – und bereute es sofort, weil sich sein Blick auf einmal an meinem Mund festsaugte. „Eine halbe Stunde. Höchstens.“
    So viel hatte ich bei diversen Geschäften an finsteren Straßenecken gelernt: Geh nie gleich auf das erste Angebot ein. Und niemals, wirklich absolut niemals, bietest du am Anfang mehr als die Hälfte von dem, was du zu zahlen bereit bist.
    Manchmal kann man sich aussuchen, wer einen kauft – und für wie viel.
    Das ist wahre Macht.
    „Du kränkst mich.“ Der Typ klang ganz und gar nicht gekränkt. Im Gegenteil, er klang hocherfreut. Seine ausdruckslose Stimme bohrte sich in mein Ohr. „Drei Stunden. Siehst du, wie großzügig ich dir gegenüber bin?“
    Das ist zu einfach. Sei bloß auf der Hut. „Eine Stunde pro Monat, allerhöchstem zwei. Und du hilfst mir bei meinen Aufträgen. Mein letztes Angebot, Höllenbrut, oder ich verschwinde. Ich bin nicht hergekommen, um mich verarschen zu lassen.“
    Ich fragte mich, ob das vielleicht wieder einer von Michails Tests war, den ich verbockt hatte – oder bestanden. Ich fragte mich außerdem, ob ich gerade zu weit gegangen war und mich auf einen hässlichen Tod freuen konnte. Mit diesen Höllenfreaks zu feilschen war nicht unproblematisch. Normalerweise töten Jäger sie einfach. Aber das hier war etwas komplizierter. Das hier war entweder eine richtig gute Idee oder eine richtig miese Art zu sterben.
    Einen endlos langen Moment dröhnte die Stille, und das Zimmer bebte wie eine Seifenblase. Es hörte sich an wie eine Unzahl gigantischer Fliegen, die über einem Leichenberg sirrten und brausten.
    Helletong. Die Sprache der Verdammten. Sie wogte unterhalb der sichtbaren Welt wie Fett unter der Haut und kräuselte die Oberfläche dessen, was wir so gerne Wirklichkeit nennen.
    „Abgemacht, kleine Jägerin. Schlägst du ein?“
    Meine Kehle fühlte sich an wie die Sahara: staubtrocken. Schließlich bahnte sich ein Husten den Weg nach draußen, der aber sofort zu einem schmerzvollen, schnarrenden Lachen wurde. „Was springt für dich dabei raus, Perry?“
    Wieder tatschte dieses schuppige, trockene Ding über meine Haut und kratzte für den Bruchteil einer Sekunde an meiner Kehle – nur eine Winzigkeit neben der Stelle, wo mein Puls raste. Ich hielt die Luft an und versuchte, meinen Herzschlag wieder zu beruhigen. Immer und immer wieder hatte Michail mir das eingetrichtert …
    „Ab und zu gefällt es uns, auf der Seite der Guten zu stehen.“ Die Stimme der Höllenbrut war jetzt nur noch ein Flüstern. Hätte man darin nicht das Brodeln der Hölle selbst gehört, hätte man es beinahe herzlich nennen können. „Das macht das Ende umso süßer. Davon mal ganz abgesehen, ist ein bisschen Frieden tatsächlich gut fürs Geschäft. Haben wir also

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