Dämonentor
wieder nach Hause
geschickt.«
»Normalerweise macht man doch mehr Aufhebens um Leute,
die einreisen wollen, oder?«
»Ich bin keine amerikanische Staatsbürgerin; ich bin
Britin im Besitz einer Green Card. Da es in meinem Fach nicht viele Forschungsstellen
gibt, arbeite ich hier. Aber man will mich nicht mehr rauslassen. Damit habe
ich nicht gerechnet.« Sie macht eine Pause. Das Geschrei der Möwen hallt in
meinen Ohren wider. »Als sich die Einwanderungsbehörde erkundigte, was denn los
sei, griff das Pentagon ein. Seitdem habe ich nichts mehr gehört. Können Sie
sich das vorstellen? Denen wurde befohlen, sich in meinem Fall nicht mehr
einzumischen.«
Ich nicke. Das klingt alles gar nicht gut. Irgendjemand
irgendwo glaubt, dass Mo von strategischem Nutzen sein könnte. Sie ist nur eine
Professorin – zumindest nach dem zu urteilen, was ich bisher weiß. Ich
wünschte, sie wäre ein bisschen mitteilsamer und würde mir erzählen, mit wem
sie im Pentagon genau Probleme hat, statt so allgemein zu bleiben.
»Wann fingen die Probleme denn an?«, erkundige ich
mich.
Sie lacht. »Welche Probleme?«
»Na ja, die momentanen. Tut mir leid, aber man hat
mich kaum informiert.«
Sie wirft mir einen seltsamen Blick zu. »Sagen Sie
mal, was machen Sie eigentlich im Außenministerium?«
Ich zucke mit den Achseln. »Je weniger Fragen Sie
stellen, desto weniger Lügen muss ich erzählen. Tut mir leid, aber ich darf
nicht über meine Arbeit sprechen. Sagen wir einfach, dass jemand, der ein
bisschen Einfluss auf das Konsulat hat, Ihre Hilferufe erhört hat. Jetzt bin
ich hier, um in Erfahrung zu bringen, ob wir etwas für Sie tun können.«
»Merkwürdig.« Sie sieht mich nachdenklich an. »Also,
gehen wir weiter.« Sie dreht sich um, und ich folge ihr einen Weg entlang. Er
führt bis zur Stadt und ist von Bäumen gesäumt. »Es hat alles mit Miskatonic
angefangen«, fährt Mo nach einer Weile fort. »Mein geschiedener Mann David und
ich … Nun, es hat nicht funktioniert. Ich habe die internen Machtkämpfe an der
Universität unterschätzt, und gerade in Miskatonic wüten sie und verwüsten
alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Als dann klar war, dass der Lehrstuhl,
den ich im Auge hatte, nicht freigegeben wird, hörte ich von der UCSC. Ein
großzügiger Forschungsetat, eine interessante Arbeit, mit meinem Spezialgebiet
verwandt und vielversprechende Möglichkeiten, sollte ich Erfolge aufweisen
können.«
»Und wie ist es gelaufen?«
»Ich flog zum Vorstellungsgespräch und bekam die
Stelle. Es gab viel Papierkram zu erledigen. David ist zwar Anwalt, aber damals
war es schon –« Sie verstummt. Den Rest kann ich mir sowieso denken.
Der schmaler werdende Pfad führt jetzt bergauf. Es ist
Nachmittag, und die Sonne brennt noch immer. Zum Glück gehen wir im Schatten.
Zwei Surfer-Typen kommen uns entgegen und schauen uns neugierig an. »Und wie
sind Sie auf Ihr jetziges Thema gekommen?«, will ich wissen.
»Ach, es hat sich so nach und nach ergeben. In Edinburgh
beschäftigte ich mich noch mit schlussfolgernder Beweisführung. Als ich dann in
Arkham anfing, habe ich erst einmal weitergemacht, aber die Fachrichtung, die
sich mit Glaubenssystemen beschäftigt, litt unter Personalmangel und hat sich
somit angeboten. Mich reizten auch die geheimen Archive, die Arkham besitzt.
Arkham hat eine einzigartige Bibliothek, wussten Sie das? Ich begann zu veröffentlichen
und schon bald wurde es am Institut richtig unangenehm. Vielleicht war das ja
nur die Institutsstrategie, aber da bin ich mir nicht mehr so sicher.«
»Diese Leute besitzen lange Tentakel. Könnte ich die Papiere,
die Sie unterschreiben mussten, mal sehen?«
»Selbstverständlich. Sie sind im Büro. Ich kann sie
später holen.« Der Weg wird immer steiler, und ich ächze vor mich hin. Mo hat
lange Beine und scheint eine eifrige Wanderin zu sein.
»Was Ihre Forschung betrifft«, frage ich, »sind Sie
sich sicher, dass es sich nicht um irgendwelche Anwendungen für das Militär
handelt?«
Mir ist sofort klar, dass ich einen Fehler gemacht
habe. Mo bleibt stehen und starrt mich an. »Ich bin Philosophin mit einem
gewissen Interesse an Volksgeschichte«, faucht sie mich wütend an. »Wofür halten
Sie mich?«
»Entschuldigen Sie.« Ich trete einen Schritt zurück.
»Ich muss nur auf Nummer sicher gehen. Sonst nichts.«
»Gut, dann will ich Ihnen noch einmal verzeihen.« Ich
habe das unangenehme Gefühl, dass sie das wörtlich meint. »Ich bin mir sicher
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