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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Unsicherheit.«
Hat sie mich gerade angeblinzelt? »Nicht mit Wahrscheinlichkeit zu verwechseln,
es hat auch nichts mit Bayesischer Beweisführung zu tun, die auf Statistik
basiert. Es geht mir nur um Beweisführung, wenn es überhaupt keine erwiesenen
Fakten gibt.«
    Ich stelle mich dumm, auch wenn mein Herz wie
wahnsinnig zu klopfen begonnen hat. »Und das ist zu etwas nütze?«
    Sie lächelt mich an. »Hält mir den Gerichtsvollzieher
vom Hals.«
    »Tatsächlich?«
    Ihr Lächeln hat sich schon wieder in Luft aufgelöst.
»Achtzig Prozent der philosophischen Forschung in diesem Lande wird vom
Pentagon finanziert, Bob. Wenn Sie hier bleiben möchten, kommen Sie nicht daran
vorbei.«
    »Achtzig Prozent …«
    Meine Miene muss Bände sprechen, denn sie lächelt mich
erneut vielsagend an. »Ein Professor der Philosophie verdient ca. 30.000 Dollar
im Jahr, dazu kommen noch mal 5000 für Büro, Materialien etc. Ein Marinesoldat
erhält 15.000 im Jahr, aber man darf die 100.000 für Kasernen, Munition,
Transport, Treibstoff, Waffen und Veteranen nicht vergessen. Alle
philosophischen Institute der USA zusammen kosten also etwa so viel wie ein
einziges Bataillon von Marinesoldaten.« Ein ironisches Lächeln umspielt ihre
Lippen. »Die wollen einen Durchbruch. Zum Beispiel will man wissen, wie die
ideologische Infrastruktur des Feindes dekonstruiert und sich selbst vervielfältigende
konzeptionelle Viren auf den toten Winkel losgelassen werden können. Das würde
einen strategischen Vorteil bedeuten: Man könnte mit Hilfe rein intellektuell-psychologischer
Strukturen ganze Armeen lahmlegen, ohne auch nur einen Schuss abzufeuern – und
das ganz zuverlässig. Kybernetik und die Spieltheorie haben für den Kalten
Krieg gereicht. Warum also nicht auch Philosophie, vor allem wenn man dadurch
nur ein Bataillon einsparen müsste?«
    »Das«, ich schüttele den Kopf, »macht zwar Sinn, ist
aber trotzdem merkwürdig.« Allerdings auch nicht merkwürdiger als das, wofür
ich bezahlt werde.
    Sie lacht freudlos. »Merkwürdig? Wussten Sie, dass die
Amerikaner in den letzten zwanzig Jahren an die zwei Millionen Dollar pro Jahr
für Antimaterie-Waffen ausgegeben haben?«
    »Antimaterie-Waffen?« Wieder schüttele ich den Kopf.
»Eine gewisse Anzahl davon würde reichen, um –«
    »Eben«, unterbricht Mo und schaut mich mit einer
seltsam zufriedenen Miene an. Irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, dass sie
mich durchschaut hat.
    »Ich würde gerne mehr darüber hören«, fahre ich fort.
»Aber gibt es keinen geeigneteren Ort?« Ich nippe an meinem Bier. »Wollen wir
vielleicht spazieren gehen? Wann müssen Sie denn wieder zurück sein?«
    »Morgen früh um neun zur Vorlesung.« Sie hält inne.
»Sie möchten doch hier arbeiten? Kommen Sie, ich zeige Ihnen ein paar der
lokalen Sehenswürdigkeiten.«
    »Na dann, nichts wie los.« Wir trinken aus und gehen
und lassen eingebildete oder auch echte Abhörwanzen hinter uns zurück.
    Wenn ich mich anstrenge, kann ich ein guter Zuhörer
sein. Mo – eine Abkürzung von Dominique, nehme ich an, weshalb ich sie auch auf
keiner Universitätsliste ausfindig machen konnte – ist eine gute Rednerin,
zumindest wenn sie über etwas spricht, was sie bewegt. Und deshalb laufen wir
so lange durch die Gegend, bis meine Füße wund sind.
    Seal Point ist eine mit Gras bewachsene Landzunge, die
sich plötzlich in ein Kliff verwandelt. Unter uns tobt der Pazifik. Ein paar
Verrückte in Neoprenanzügen versuchen, zu surfen; eigentlich könnten sie sich
auch gleich vor einen Bus werfen, das ginge schneller. Nur wenige Meter vom
Ufer entfernt liegt eine Seelöwenkolonie auf einer kleinen Felsformation. Ihr
Heulen wird immer wieder vom Tosen der Brandung übertönt. »Es war ein Fehler
von mir, die Verschwiegenheitserklärung zu unterschreiben, die die Universität
an meinen Vertrag angehängt hatte, ohne sie vorher von meinem Anwalt prüfen zu
lassen.« Mos Blick schweift über das Meer. »Ich dachte, es handelt sich um
reine Routine, damit die Universität auch ein Stück vom Kuchen abbekommt, wenn
ich einen kommerziellen Durchbruch erziele. Aber ich habe das Kleingedruckte
nicht genau genug unter die Lupe genommen.«
    »Wie schlimm ist es?«, will ich wissen.
    »Ich habe es nicht gewusst, bis ich meine Tante in
Aberdeen besuchen wollte.« Und ich nahm an, es stünde eine Irin vor mir! »Sie
war krank, aber man wollte mir kein Visum geben. Und ich rede über ein
Ausreisevisum! Sie haben mich am Flughafen einfach

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