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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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absolut sicher –, dass es nichts Militärisches ist. Eine Theorie, die versucht,
verbindliche Aussagen über unbelegte Glaubensgrundsätze zu machen, kann doch
nichts mit dem Militär zu tun haben, oder?«
    »Sagten Sie Glauben?« Mir läuft es eiskalt den
Rücken herunter. »Sie können also die Gültigkeit eines Glaubens, ohne –« Ich
breche ab.
    »Ohne eine Tafel sollten wir uns nicht in Einzelheiten
verlieren.«
    »Glaube kann eine Reihe von Dingen bedeuten, je
nachdem, wer dieses Wort benutzt«, sage ich. »Theologen und Wissenschaftler
verstehen zum Beispiel zwei ganz verschiedene Dinge darunter. Und das Wort ›unbelegt‹
hat einen unangenehm technischen Beigeschmack. Nehmen wir einen hypothetischen
Fall. Ich glaube zum Beispiel an fliegende Schweine. Ich habe zwar noch keine
gesehen, aber es gibt Anzeichen, dass eine verwandte Art, sagen wir fliegende
Nabelschweine, existiert. Und Sie sagen, Sie könnten Aussagen über meinen
Glauben treffen, um die Wahrscheinlichkeit der Existenz dieser fliegenden
Schweine quantitativ zu bestimmen?«
    »Es funktioniert.« Sie zuckt mit den Achseln. »Die
Zahlen sind da draußen und warten nur auf einen. Wir leben in einem
platonischen Universum. Alles, was wir sehen, sind Schatten an der Höhlenwand,
aber da draußen gibt es echte Zahlen, die tatsächlich existieren. Ich fing
gerade an, mir Wahrscheinlichkeitsmessdaten in Beziehung zu theologischen Behauptungen
genauer anzuschauen. Die Wilmarth-Folklore-Sammlung in Miskatonic kann sich
einiger sehr interessanter Schriften rühmen …«
    »Aha.« Wir biegen um die Ecke und vor uns liegt eine
seltsam anmutende, kleine Lichtung umsäumt von Bäumen. »Wir sind also wieder
bei der alten Vorstellung eines realen und eines beobachtbaren Universums, und
unser Wissen basiert nur darauf, was wir beobachten können. Dann war also die
strategische Folklore-Abteilung des Pentagon beunruhigt, dass Sie andere Leute
auf ihre Verblendungsstrategien aufmerksam machen könnten?«
    Mo bleibt stehen und betrachtet mich unverhohlen
nachdenklich. Als sie zu einem Schluss gekommen zu sein scheint, antwortet sie:
»Ich glaube, das Pentagon macht sich mehr Sorgen um die Wesen, deren Schatten
an der Höhlenwand auftauchen. Genauer gesagt um diejenigen, die vor rund
dreißig Jahren die USS Thresher und ein russisches U-Boot verspeist haben …«
     
    Als ich am Abend in mein Hotelzimmer zurückkehre,
wartet dort der Mann von der Bar. Er hat einen FBI-Ausweis, einen Haftbefehl
und nicht gerade feine Umgangsformen.
    »Setzen Sie sich, halten Sie den Mund und hören Sie
zu«, fängt er an. »Ich sage das nur einmal, verstanden? Und dann packen Sie
Ihre sieben Sachen und verschwinden, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Wenn
Sie diesen herrlichen Kontinent in den nächsten vierundzwanzig Stunden nicht
verlassen haben, werde ich Sie verhaften müssen.«
    Ich hänge meine Jacke über eine Stuhllehne. »Wer sind
Sie und was haben Sie in meinem Zimmer zu suchen?«
    »Ich sagte, Sie sollen den Mund halten.« Er holt eine
ID-Karte heraus, auf der zu lesen ist, dass der Mann, der hier vor mir steht – oder
auch ein anderer – für das Büro der Marine-Sicherheit arbeitet. Soweit ich
weiß, könnte diese Karte aber auch an einem Heim-PC gemacht worden sein.
Plötzlich wird mir bewusst, dass er für einen Agenten erstaunlich vertrauensvoll
ist; solche Typen zücken normalerweise erst die Knarre. Und da merke ich es und
mir läuft es kalt den Rücken herunter. Seine Augen sind tot und eine komisch
aussehende Narbe ziert seine Stirn, was nur bedeuten kann, dass sich das
Gehirn, das diesen Körper lenkt, irgendwo in einem Bunker ein paar Kilometer
weit entfernt befindet. »Im Augenblick sind Sie für mich nur ein Tourist.
Sollten Sie sich morgen noch hier befinden, werde ich die Möglichkeit in
Erwägung ziehen, dass Sie ein Ausländer sind, der seine Nase in Sachen steckt,
die die Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika betreffen. Wenn Sie mir
aber sofort gestehen, dass Sie für die Wäscherei arbeiten, dann muss ich bis
morgen Abend um sechs diese Information nicht weitergeben. Haben Sie
verstanden?«
    »Was oder wer ist die Wäscherei?«, frage ich und
hoffe, dass meine schauspielerischen Fähigkeiten zumindest passabel sind.
    Er lässt ein abfälliges Schnauben hören. »Sie sind mir
ein ganz Schlauer, was? Versuchen Sie das zu kapieren: Wir haben Wachen,
Sensoiden und Beobachter. Wir wissen, wer ihr seid, wir sind euch ständig auf
den

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