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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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Hand und winzig klein. Alt und fremd wirkten sie.

    Was das wohl bedeuten mochte? Egal!
    Was war der Ring doch wunderschön.
    Er hatte einen Elvenring gefunden. Jubelnd und händeklatschend sprang er den Strand entlang. Das war sicher ein gutes Omen. Das Schicksal – ein Begriff, der in Irustars Liedern recht häufig vorkam – hatte anscheinend großes mit ihm vor. Jaaa, er würde von hier fortkommen! Er würde die Elven sehen, mit ihnen gehen.
    Alle seine Träume würden in Erfüllung gehen.
    Nun, das stimmte in gewisser Weise.
    Alle Träume.
    Nicht nur die schönen.

11. Kapitel
    Entscheidung
    Mjir wusste nicht genau, warum er Irustar nichts von dem Ring erzählte. Der Sänger hätte ihm sicher dabei helfen können die darauf eingravierten Schriftzeichen zu deuten. Aber das wollte er eigentlich gar nicht. Der Ring war sein Kleinod, sein Geheimnis.
    Er wollte herausfinden, was die alten Lettern sprachen.
    Abends ging er jetzt nicht mehr an den Strand. Stattdessen saß er, mit dem Ring in der Hand, im Schein des Feuers an der Herdstelle, versuchte den bissigen Rauch nicht einzuatmen und unternahm in seiner Fantasie weite Reisen, sah ferne Länder, hohe Türme, trutzige Burgen, sah sich selbst einherschreiten, viel stolzer und mutiger als in Wirklichkeit. Und natürlich mit einem Bart, der mindestens genauso blau war wie der seines Vaters.
    Er stellte sich die fantastischsten Möglichkeiten vor, wen die Kamee alles darstellen könnte: einen Fürsten der Elven, einen legendären, tapferen Krieger, einen weisen Magier …
    Aber ach, es waren nur Träume.
    Und Träume verlieren nach einer gewissen Zeit ihren Reiz.
    Spätestens dann, wenn man eines Morgens die Augen aufschlägt und bemerkt, dass die Welt um einen herum immer noch dieselbe ist.
    So ging das Leben auf der Insel seinen Gang und wurde wieder langweilig. Irustar übergab sich ein halbes Dutzend Mal, bis er seinen Magen schließlich nach zähen Verhandlungen dazu überreden konnte windfelser Essen zu akzeptieren. Der Hahn bekam noch eine Ration Waltran, rannte dreimal um die Insel, schlug einen Purzelbaum und fiel wie tot um. Er war allerdings nicht tot. Das bemerkten die Windfelser um zwölf Uhr nachts, als der verwirrte Vogel lautstark den nicht vorhandenen Morgen begrüßte.
    Willurd Wanknieknie zog ihm eins mit dem Fleischklopfer über. Dies hatte zwar eine dicke Beule zur Folge, schien aber die innere Uhr des Gockels wieder richtig gestellt zu haben. Ab da krähte er wieder, wann es sich gehörte:
    Pünktlich um zwölf Uhr mittags.
    So vergingen die Monate bis zur Abfahrt der Schiffe. Mjir entwickelte sich zu einem ausgezeichneten Sänger. Sein Vater stöhnte unter den Sorgen eines ernstlich bemühten Erziehungsberechtigten, der nicht weiß, wie er der Jugend die Flausen austreiben soll. Die größte dieser Sorgen war, was er sich zum Zwecke der Schalldämmung in die Ohren stopfen sollte. Er entschied sich schließlich für die geteilten Enden seines Bartes, was sich als ausgezeichnete Wahl erwies. Erstens, weil er dadurch Mjirs Gesang nicht mehr hörte.
    Und zweitens, weil er dadurch auch das Gelächter der Leute nicht hörte, die den verrückten Kerl sahen, der sich den Bart in die Ohren gestopft hatte.
    Dann war es soweit.
    Alle Essensrest- oh, Verzeihung, jedem unterläuft einmal ein Tippfehler – alle Geschenke waren zusammengetragen und auf den Schiffen verstaut worden, ganz obenauf eine große Truhe mit besonders deliziös stinkendem Smjürgsfdlrag. Die Boote wurden für die weite Reise mit frischem Robbenfett eingeschmiert, wahrscheinlich das Einzige, was auf ihnen frisch war. Die Segel wurden noch ein letztes Mal überprüft; die hölzernen Figuren vorne an den Schiffen, die ein prächtiges Bestiarium abgegeben hätten, wurden poliert bis dass sie glänzten.
    Der Abend vor der Abfahrt war gekommen.
    Mjir und Alagotis saßen zusammen auf dem Dachboden der Gaststätte. Mjir versuchte zu singen, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken, seine Kehle versagte. Dafür funktionierten seine Tränendrüsen umso besser.
    Echte Helden würden nie weinen. Sie würden jeder Gefahr und auch jeder absolut gefahrlosen lebenslangen Langeweile tapfer ins Auge blicken. Aber wie schon erklärt wurde, wir haben nur ein Exemplar zur Verfügung und müssen damit klarkommen. Was soll’s.
    »En-Entschuldige«, schluchzte Mjir. »Es ist ja nur … morgen werde ich wieder allein sein. Ganz allein.«
    Was für ein Schlappschwanz, nicht wahr?
    Alagotis wollte

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