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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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döste gerade ein wenig, als ihn eine plötzliche Bewegung wachrüttelte. Oder genaugenommen die plötzliche Abwesenheit von Bewegung: Sie hatten angehalten. Er hörte laute, aber durch das Holz gedämpfte Stimmen. Eine davon war die von Willurd Wanknieknie, die andere war offenbar nicht sehr glücklich. Dann quietschte etwas und mehr Stimmen ertönten, die sich dann langsam entfernten. Schließlich blieb nur die Stille.
    Mjir versuchte durch eine der Ritzen und Spalten in der Wand der Truhe nach draußen zu spähen. Waren sie alle fort? Wohin waren sie gegangen? Ob es wohl sicher war sein enges Gefängnis zu verlassen?
    Er entschied sich dagegen. Selbst wenn sich die Windfelser aus irgendeinem Grund von ihren Wagen entfernt hatten, vielleicht waren andere Leute in der Nähe, die ihn sehen würden. Das wollte er auf keinen Fall riskieren.
    Als es Abend wurde, der Mond die Sonne vom Himmel vertrieb und nun statt ihrer sein fahles Licht durch die Ritzen im Holz scheinen ließ, ertönte ein leises Klopfen am Deckel der Truhe.
    »Mjir?«
    »Irustar? Bist du das?«
    »Ja.«
    »Ich habe dir doch gesagt, du sollst vergessen, dass ich hier drin bin!«
    »Aber sie sind alle fort! Es ist dunkel. Du kannst herauskommen.«
    »Warum sind sie weg?«
    »Sie schlafen süß und selig in der Stadt. Was man von mir und den anderen Leuten im Gasthof nicht behaupten kann. Schnarchen alle Windfelser so?«
    »Alle. Ohne Ausnahme. Und du meinst, ich kann wirklich herauskommen?«
    »Aber ja. Vertrau mir.«
    Vorsichtig hob Mjir den Deckel, streckte seinen Kopf heraus – und ihm stockte der Atem.
    Vor seinen Augen breitete sich eine Szenerie aus, wie er sie noch niemals zuvor gesehen hatte. Eine Landschaft, grün von Leben selbst in der abendlichen Düsternis. Eine sanfte Brise strich durch die Gräser und brachte Gerüche mit sich, solch köstliche Düfte, dass sie ihn betäubten und verwirrten. Welch Paradies! Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf das Meer aus sich im blassen Mondschein wiegenden, grünen Halmen, das …
    Er verspürte einen stechenden Schmerz am Arm und wollte reflexartig zuschlagen, zögerte dann jedoch, als er ein winziges Tier sah. Das Tierchen nickte ihm dankend zu und flog weg. »Das tat weh! Was war das?«
    Alagotis winkte ab. »Ach, nur eine Stechmücke. Die gibt es hier haufenweise. Das Land um die Stadt ist feucht wie ein schlecht ausgewrungenes Handtuch.«
    »Stadt? Welche Stadt?«
    »Ich würde vorschlagen, du drehst dich um.«

15. Kapitel
    Gewalt und Gefahr
    Mjir stand etwa zehn Minuten mit offenem Mund da und starrte zu den Stadtpalisaden empor, bevor Alagotis sich getraute ihm auf die Schulter zu klopfen.
    »W-wie? Was?«
    »Ähem, Mjir? Nicht, dass ich stören will, aber versuchst du Mücken mit dem Mund zu fangen oder was genau tust du da?«
    »Das … das ist … diese Mauer, sie ist bestimmt …«
    »Mauer? Meinst du etwa die Stadtumpfählung? Das ist doch nur eine Palisade. Nun ja, sie ist ganz akzeptabel, aber vielleicht doch ein wenig klein. Sie ist ja nur zwölf Fuß hoch. Selbst das Dorf Mawir an der Ostgrenze hat höhere Palisaden, ganz zu schweigen von Städten mit richtigen Mauern. Du willst mir doch nicht etwa erklären, dass du dir deswegen hier die Beine in den Bauch stehst, oder? Ich meine, du hast doch sicher schon … andere Dinge … gesehen, die …beeindruckender…« Die Stimme des Sängers verklang. »Du hast wirklich noch nie einen anderen Ort als Windfels zu Gesicht bekommen, oder?«
    »Nein. Diese Mauer und dieses seltsame grüne Zeug, von dem der Boden bedeckt ist – ist das das Königreich Iakainor, von dem du mir erzählt hast?«
    Der Poet musste sich Mühe geben, um nicht ungläubig zu lachen.
    »Das, was du als ‚grünes Zeug’ bezeichnest, nennt man Gras. Und was die Palisade angeht – dies ist die Befestigung, welche die Stadt Anet Taoren umgibt. Sie ist eine der fünf Städte des Königreichs Iakainor – Anet Taoren, Neoran Taoren, Ranbos Taoren, Batrilon und Nirutine –, jedoch bei weitem nicht die größte. Die Oststadt wird sie genannt. Willst du sie dir anschauen?«
    »Was ist eine Stadt?«
    »Ich nehme das als ja. Komm. Ich glaube, ich muss dir einiges zeigen, mein Schüler. Aber erst musst du dich waschen. Gründlichst.«
    Im Königreich Iakainor herrschte nach den Nordmarkkriegen schon lange Frieden, und so waren die Stadttore seiner Städte auch nachts immer geöffnet. Der Bänkelsänger nahm seinen frisch in einen Bach getauchten und bei einem

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