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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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sogar. Das tut er sonst nie. Ich frage mich, was der Grund dafür ist.«
    »Vergiss Lortfelt! Mjir, weißt du noch nichts davon? Die Gerüchte stimmen!«
    »Meinst du etwa …«
    »Ja!« Der Andere nickte, seine Augen glühend vor Begeisterung. »Es kommen Elven in die Stadt! Richtige Elven!«
    Fulger lehnte sich vor. Auch er war ganz aufgeregt. »Man hat sie gestern Abend gesehen … Gestalten auf wundersamen Tieren reitend, wie einem Buch der Sagen entsprungen … sie ritten von Süden her auf Batrilon zu! Und ich dachte immer, Elven gibt es gar nicht, sie seien nur Märchengestalten. Man sieht sonst niemals welche. Es heißt, sie verlassen diese Welt, die nicht für unsterbliche Wesen geschaffen ist, und such eine andere, jenseits der Regenbogenbrücke.«
    »Ah, aber noch gibt es welche, und unser König hat sie schon gesehen«, meinte Lenrik. »Ich hörte einen der alten Sänger davon erzählen. Arun der Ewige hat die Freundschaft der Elven von seinen Vorvätern geerbt und ist in ihrem Land, dessen geheime Wege sonst niemand beschreiten kann, immer ein willkommener Gast. Er allein besitzt die Weisheit das Tor nach Ivaris zu durchschreiten. Ihn allein lassen die Elven ungehindert passieren – und ungehindert wieder zurück.
    «Mjir erschauderte. »Was für Wesen sind das? Ich habe sie nie zuvor gesehen, nur einmal in einem Lied von ihnen erzählen hören.«
    »Wie Fulger sagte, sie gehören nicht in dieselbe Welt wie wir«, erwiderte Lenrik mit einem sehnsuchtsvollen, in die Ferne reichenden Blick. »Es sind fremde Wesen, höhere Wesen, geheimnisumwoben und kraftvoller als jeder Sterbliche. Sie sind auf dem Weg nach Westen, in ihre wahre Heimat. Aber vorher wirst du sie noch sehen, Mjir. Du wirst sie mit eigenen Augen sehen.«
    Er kehrte wieder ins Hier und Jetzt zurück und blickte in seinen Wasserbecher. »Oh, verdammt! Hat einer von euch einen Löffel? Ich glaube, heute muss ich Brotbrei essen.«
    Diesmal standen die Leute nicht an den Straßen, geduldig wartend.
    Diesmal waren sie überall: Auf der Stadtmauer, die eigentlich den Soldaten vorbehalten war, vor den Toren, auf den Feldern, überall.
    Diesmal kamen Elven.
    Wer oder was sind Elven, mag der geehrte Leser sich fragen.
    Nun, fragt Euch weiter.
    Es ist eine jener Fragen, auf die es eine sehr einfache Antwort gibt, die aber niemand kennt. Und so soll es bleiben, haben die entschieden, die allein über das Wissen verfügen.
    Hier ist nicht die Antwort das Wichtige, sondern die Frage. Denn wie immer schaffen Menschen, wenn sie die Antwort auf eine Frage nicht kennen, eine Sage. Eine Legende, die ihnen hilft nicht den Verstand zu verlieren, die es ihnen ermöglicht mit der Welt wie sie ist zurechtzukommen, ohne sie zu verstehen.
    Und über nichts und niemanden gab es mehr Legenden als über die Herren und Damen des Nebels und ihr geheimnisumwittertes Reich, aus dem seit langen, langen Zeiten nie ein Mensch zurückgekehrt, um davon zu berichten. Man sagt, es liegt im Süden. Man sagt, es gibt dort keine Jahre, keine Monate, keinen Herbst und Winter mit ihrer feuchten Kralle und kalten Faust. Man sagt, die Elven würden aus dem Land fortziehen, und ein anderes suchen, jenseits des Regenbogens, das wahrhaft einzige Land der Unsterblichen.
    Man sagt vieles über Ivaris.
    Und vieles davon ist erstunken und erlogen.
    Nun, so ist das mit Legenden.
    Und dann kamen sie.
    Mjir, Lenrik und Fulger waren von ihrem hohen Aussichtspunkt in der Wachkammer der dritten Ebene wahrscheinlich einige der Ersten, die sie sahen. Wabernde Punkte in allen Farben, die am fernen Horizont erschienen waren.
    »Auf was zum Dämon reiten sie da?«, keuchte Fulger und schirmte seine Augen mit den Händen gegen die Sonne ab, um nicht geblendet zu werden.
    »Das sind keine Pferde, oder?«
    Sie kamen näher.
    »Himmel …« flüsterte Mjir, die Augen weit aufgerissen. Mehr brachte er nicht heraus. Die Elven kamen geritten, daran bestand kein Zweifel. Hochgewachsene, helle Gestalten … vor den Augen der Menschen verschleiert von hauchdünnen Stoffen, wallend und flatternd wie weiße Wolken im Wind.
    So kamen sie angeritten.
    Ja, geritten. Aber nicht auf Pferden.
    »Was sind das für Kreaturen …?«, murmelte Mjir. »Träume ich schon?«
    Allerdings gibt es auch viele Dinge über Elven, die nie ein Mensch erzählt hat und die doch so wahr sind wie der Tag.
    Habt Geduld.

32. Kapitel
    Mittsommer kommt
    Spätabends stand Irustar Alagotis in der Mitte seines Zimmers und sang, dass seine

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