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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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werden keine Wahl haben, die Erdkriecher.«
    Eine Frau beugte sich weiter oben aus einem Fenster.
    Alle Blicke waren auf sie gerichtet.
    »Oh«, rief sie hinunter, »bitte vielmals um Verzeihung! Ich habe gerade den Fußboden geschrubbt und …«
    Mit säuerlicher Miene strich sich der Mertameirer die dreckige Brühe aus den Augen.
    »Ich weiß ja nicht, ob es Euch schon aufgefallen ist, gute Frau, aber hier draußen findet eine Festprozession statt.«
    »Man kann ja nicht alles wissen! Haben Sie eine Ahnung, wie viel Arbeit ich um die Ohren habe?«
    »Das kann ich nicht behaupten«, erwiderte der alte Herr. »Doch kann ich Euch versichern, dass ich lieber Eure Arbeit um meine Ohren hätte, als das, was sich momentan dort befindet. Riecht nach …« Er strich sich eine feuchte, weiße Masse aus den Haaren und schnupperte daran, » … Katzenkot, wenn ich mich nicht irre.«
    Gelächter erklang aus der Menge.
    »Denkt nur nicht, dass ich mich nicht um mein Haus kümmere! Ich mache regelmäßig sauber! Unsere Lilie hat in letzter Zeit ihre Verdauung nicht ganz unter Kontrolle und da …«
    »Gute Frau, ich wäre davon fasziniert, mehr über die Verdauungsschwierigkeiten Eurer Katze zu hören.« Dies wurde mit erneutem Gelächter quittiert. »Aber im Moment verlangt es mich doch eher nach einem Bad, wenn Ihr gestattet.«
    Der Weißhaarige schlug seinem Pferd auf die Hinterbacke.
    »Na los, du altes Vieh! Und grins gefälligst nicht so dämlich!«
    Unter lautem Applaus und Jubelrufen rollte der Karren vorwärts, dem Palast entgegen.
    »Interessant«, meinte Mjir. »Ist das hierzulande Tradition, einem Besucher dreckiges Wasser ins Gesicht zu kippen? Ich kann wohl von Glück sagen, dass ich damals bei meiner Ankunft sicher in der Truhe gesteckt habe.«
    Lenrik runzelte die Stirn. »Nein, ich glaube eigentlich kaum, dass das zum offiziellen Zeremoniell gehört.«
    »Schaut!« Fulger lehnte sich noch ein Stück weiter hinaus. »Jetzt kommen sie um die Ecke und fahren in unsere Richtung.«
    Andere Wagen tauchten jetzt hinter dem ersten auf. Ebenfalls festlich geschmückt und von edlen Rössern gezogen, folgten sie dem vordersten die Hauptstraße entlang. Es dauerte nicht lange, bis sie die unterste Ebene des Palastes erreicht hatten und aus dem Blickfeld der Jungen verschwanden.
    »Kommt!«
    Lenrik sprang zurück und wedelte hektisch mit der Hand. »Wenn wir uns beeilen, können wir sehen, wie sie in den Lichtdom einfahren!«
    »Aber … ist es Rittknappen nicht verboten, den Palast zu verlassen?«
    »Natürlich. Nicht, dass sich heute alle daran halten werden, aber ich habe gar nicht vor nach draußen zu gehen. Kommt endlich!«
    Die beiden anderen Jungen folgten dem hellbraunen Stoppelschopf durch die Korridore und Hallen des Himmelspalastes. Sie mussten sich beeilen, denn trotz seiner kurzen Beine legte Lenrik ein gewaltiges Tempo vor. Die Treppe, die sie zur Ebene des dritten Kreises gebracht hatte, hasteten sie wieder hinunter, und bald waren sie erneut in den düsteren Korridoren des Rittknappentrakts, tief in den Eingeweiden der zweiten Ebene des Palastes. Doch dort schlugen sie Wege ein, denen Mjir bisher noch nie gefolgt war. Wege, die wegführten vom dunklen, fensterlosen Zentrum des Turms.
    »Wohin … gehen … wir …?«, keuchte Fulger, während er mit knapper Not den Anderen hinterher hastete.
    »Ihr werdet schon sehen!«, war die einzige Antwort.
    Sie kamen in einen weiteren Gang, und Mjir blinzelte in plötzlichem Erstaunen. Dieser Korridor wies keinerlei Ähnlichkeit mit den schattenhaften, nur von Fackeln beleuchteten Gängen auf, die er im Trakt der Rittknappen gesehen hatte. Überall erhoben sich Spitzbogenfenster, die Decke war hoch und gewölbt, bemalt in allen Farben des Regenbogens mit Tieren, Reitern und verschlungen Pfaden aus …
    Was war das?
    Konnte es so etwas auf Erden wirklich geben?
    Nicht nur die gewundenen Verzierungen an der Decke, auch die Wände bestanden aus diesem seltsamen Material – strahlend weiß ohne einen Makel, schien es von innen zu leuchten, wenn auch nur ein Rest schäbigen, abgestandenen Lichts seine Oberfläche traf. Und jetzt, da die Sonne ihr Licht mit voller Gewalt durch die großen Fenster entlang der ganzen Länge des Ganges warf, betäubte es die Augen mit der ganzen Kraft der reinen Königin der Farben, wie Mjir ihrer noch nie zuvor ansichtig geworden war.
    Er war so überrascht, so fasziniert von dem verführerischen Glanz, dass er einfach stehen blieb.
    »Was ist

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