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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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Stimmbänder bebten. Seiner Meinung nach war das vollkommen überflüssig. Er hatte sein Epos für den Festtag doppelt und dreifach überprüft. Doch Ladwrik, dieser Pedant der alten Schule, hatte darauf bestanden, dass er es bis zur letzten Minute übte und kontrollierte.
    »… ritt nach Ivaris,
    das Land von ewigem, edlen Geheimnis,
    er war und ist ein tapferer Hühnerkönig …«
    Alagotis hielt inne und starrte einen Moment auf das Blatt in seiner Hand.
    Dann griff er, ganz langsam und vorsichtig und ohne einen Laut von sich zu geben nach einer Feder, tauchte sie sein Tintenfass und strich ‚Hühner’ durch. Danach tauchte er die Feder erneut ein und schrieb, ebenso langsam und vorsichtig ‚kühner’ darüber.
    Er nahm sich vor Meister Ladwrik einen großen Beutel der getrockneten Weinbeeren zu kaufen, die er so gern mochte.
    Diese Nacht träumte Mjir tatsächlich.
    Er träumte von Geschöpfen so hoch wie ein Haus, von Vögeln mit einem Federkleid wie buntes Feuer. Er träumte von den Wundern einer anderen Welt, die in die seine geritten waren. Und er sah wieder, wie der vorderste, der größte der Elven, von seinem gewaltigen Reittier stieg, und Arun dem Ewigen entgegenschritt, der vor ihm den Kopf neigte.
    »Seid willkommen, Meister Aliamur«, sprach der König.
    Jetzt sollte der Elvenherr auf den König zugehen und ihn schweigend umarmen, so wie es geschehen war. So wie es sein sollte.
    Doch er tat es nicht.
    Stattdessen streckte er seine Hand aus und öffnete sie. Der König, von den zwingenden Augen des verschleierten Elvenherrn festgehalten, hob zitternd die Hand und legte etwas in die, die der Elv ausgestreckt hielt.
    »Hier«, keuchte er, als würde eine schwere Last ihn bedrücken, während der Blick des Elven ihn immer noch fesselte. »Das Geschenk meines Ahnen.«
    Der Elv nickte.
    »Das Geschenk an uns«, sagte der Elv. Seine Stimme klang unwirklich, verzerrt. »Doch wenn es euer Ahne uns einst gab, wieso seid ihr gezwungen es mir hier und jetzt erneut zu verehren?«
    »Das … ist die Frage«, wisperte der König. Der Blick des Elven war fast schmerzhaft.
    Neugierig lehnte Mjir sich vor um das kleine, rechteckige Objekt besser sehen können. Da war noch etwas daran befestigt, rund und dünn. Er beugte sich noch weiter nach vorn … und fiel in die Schwärze des Vergessens.
    Habt noch etwas mehr Geduld. Geheimnisvolle prophetische Träume sind dazu da, dass man sie erst versteht, wenn es schon zu spät ist.
    Mjir schlug die Augen auf.
    Und das Erste, was er dachte, war: Der große Tag ist da. Heute ist Mittsommer.
    »Ja, nicht wahr?«
    Überrascht sprang er auf und wirbelte herum. Lenrik stand grinsend in der Tür. »Ich habe heute Morgen genau das Gleiche gedacht. Komm! Heute ist alles anders!«
    »Wieso alles anders?«, erklang Mjirs gedämpfte Stimme aus den Tiefen seines Hemdes. »Verflucht, wo ist das Loch für den Kopf … ah. Wieso anders, Lenrik? Was ist anders?«
    »Alles. Heute gelten die Regeln nicht«, erwiderte der Andere fröhlich. »Heute gelten überhaupt keine Regeln. Wir dürfen gehen, wohin wir wollen, sehen, was wir wollen. Komm! Die Festlichkeiten werden bald beginnen. Und sie dauern den ganzen Tag. Komm mit.«
    Das ließ sich Mjir nicht zweimal sagen.
    Zum ersten Mal seit er im Himmelspalast wohnte, ging Mjir nun eine Treppe hinunter. Eine Wendeltreppe, vollständig aus Elvenbein, jede Stufe mehr als 10 Fuß breit.
    »Mjir«, brummte Lenrik, »nimm dich zusammen und lauf nicht andauernd mit weit aufgerissenen Augen herum! Die Leuten starren uns schon an. Man wird denken, ich führe einen Verrückten durch die Gegend.«
    Doch tatsächlich fielen die beiden so gut wie nicht auf. Einige Leute warfen ihnen vielleicht verwunderte Blicke nach, aber die meisten strömten die Treppe hinunter, ohne im geringsten auf sie zu achten. Stattdessen steckten die Menschen die Köpfe zusammen und tuschelten, sammelten sich hier und da in kleinen Gruppen. Sie schienen sich über irgendetwas bestimmtes zu unterhalten.
    »… ja, das ist wahr. Sie sind nicht hier. Ich habe es vom Hauptmann des vorderen Torturms, der ein Freund von mir ist, dass sie auch nirgendwo in Sicht sind.«
    »Wo können diese Lumpen nur hingeraten sein?«
    »… kann es mir auch nicht erklären. Nicht mal eine Nachricht, kein Wort …«
    »… wie vom Erdboden verschluckt …«
    »… möchte wissen, was sie sich denken. Oh, der Kämmerer wird wütend sein. Und ich muss seine Launen den ganzen Tag ertragen, das wird nicht

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