Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
vorsichtig, »Wann genau hast du diesen … Elvenring gefunden?«
»Oh, kurz nachdem das Schiff gekentert ist«, erwiderte Mjir.
»Das Schiff von Kapitän Krak.«
»Aber ja.«
»Das Schiff von Kapitän Krak, dem offiziellen Beauftragten des Königs.«
»Ja doch!«
»Das Schiff von Kapitän Krak, dem offiziellen Beauftragten des Königs, der als solcher ein Zeichen der Autorität des Königs mit sich führen musste.«
»Ja!«
»Mjir«, sagte Lenrik, »bitte zeig mir diesen Ring.«
‚Bitte’, betete er stumm zum Himmel, ‚Lass mich mich irren. Lass mich grottenfalsch liegen. Nur dieses eine Mal. Biiitte! ’
»Hier ist er. Ich meine es gibt sicher nichts dagegen einzuwenden, dass ich ihn behalten habe.« Mjir holte den Ring hervor und hielt ihn seinem Freund hin. »Ich bin mir sicher, er stammt von einem der Schiffe der Elven, oder einem der Elven, der über den Regenbogen wanderte und wie sollte ich ihn an so jemanden zurück… Lenrik? Lenrik, warum fällst du einfach so hin! So müde kannst du doch nicht sein, egal wie viel du trainiert hast. Ich will dir doch meinen Ring zei- He, Lenrik, wach auf! Wach auf, sage ich!
Miruwar der Orange stand am Ufer des Flusses.
Müdigkeit lag auf seinem zerfurchten, alten Gesicht. Er kniete sich nieder, bewegte seine Hand auf das Wasser zu und streichelte sanft die glatte Oberfläche. Kleine Wellen breiteten sich von seinen Fingerspitzen aus, trafen sich, löschten sich hier gegenseitig aus und verstärkten sich dort auf ihrem Weg, fort auf die Mitte des dahinströmenden Alfamun.
» Wer rührt an uns? «, erklang eine geisterhafte Stimme aus … es schien unmöglich festzustellen, aus welcher Richtung sie kam. Von Norden, von Süden? Sie klang, als wäre sie überall und doch nirgendwo, als spräche der Fluss selbst mit dem Magier.
»Du kennst meine rauhen, alten Pranken doch inzwischen wohl, oder?«, schmunzelte der Magier.
» Oh ja .« Ein Rauschen erklang, wie von einer plötzlich aus dem Fels springenden Quelle, und die glatte Oberfläche des Wassers platzte auf. Wassertropfen, glitzernd wie die kostbarsten Perlen des Armanmeeres, schossen durch die Luft, als eine Frauengestalt ihren schönen Kopf in die Luft hinausstieß und ihr langes, im Mondlicht glänzendes Haar schüttelte.
»Liafani. Jedes Mal, wenn du das machst, wünschte ich, ich wäre sechzig Jahre jünger.«
Die Flusstochter lächelte.
» Miruwar. Jedes Mal, wenn du herkommst, wünschte ich du wärst nicht so ein erbärmlich schlechter Schmeichler. Was würdest du denn mit mir zusammen unternehmen, wenn du sechzig Jahre jünger wärst? «
»Ähem. Ich bezweifle, dass das ein höfliches Konversationsthema wäre.«
» Oh, wir sind alte Freunde und ganz allein. Du darfst ruhig unhöflich sein, es bleibt unter uns. Ich bin ganz Ohr .«
Der Zauberer errötete bis unter die Haarwurzeln.
Das perlende Lachen der Flusstochter glitt durch die Luft wie sanfter Regen. » Ich glaube schon zu wissen, an was du denkst. Aber es hätte nicht funktioniert, wir beide, weißt du? Hast du dich nie gefragt, warum ich nie ganz aus dem Wasser geklettert bin? «
Entsetzt sah Miruwar sie an. »Sag nicht, dass du zur unteren Hälfte einen Fischleib hast!«
» Schlimmer. Ich habe schreckliche Schweißfüße .«
»Du Biest!«
Immer noch lachend lehnte sich Liafani zurück, und, rückwärts schwimmend, bespritzte sie den Magier mit Wasser.
» Du hast es herausgefordert, alter Charmeur. Aber jetzt sage schon, weshalb bist du hier? Du bist nicht gekommen, um eine verspätete Liebeserklärung anzubringen, oder? «
»Nein.« Das Gesicht des Magiers wurde ernst. »Nein, deswegen bin ich nicht gekommen. Oh, Liafani, ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll.«
» Was ist? « Sie kam wieder angeschwommen, ein leichtes Runzeln auf ihrer feuchten Stirn.
»Du … deine Schwestern … ihr müsst fortschwimmen. Fliehen.«
Stille war über dem Wasser.
Als Liafani ihre Stimme wiedergefunden hatte, war diese kaum noch mehr als das leise Plätschern eines fast erstorbenen Baches, ausgelöscht von Hitze und langer Dürre.
» Fliehen? Aber Miruwar, das … du hast doch bisher auch immer … «
»Ich weiß, ich weiß«, unterbrach der Magier sie. Jetzt war nicht länger nur das Gesicht der Flusstochter feucht. Tränen rollten das runzlige Antlitz des alten Mannes herab. »Aber ich bin mir nicht sicher, wie lange ich euch noch beschützen kann, Töchter des Wassers. Es wird immer schlimmer Liafani, immer schlimmer. Der
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