Dämonisches Tattoo
anfangen mit Dingen nach ihm zu werfen.
Trotzdem musste er zugeben, dass ihm ihre hitzige Reaktion gefiel. Sie war nicht nur wütend gewesen, sie hatte Angst um ihn gehabt. Womöglich hatte sie doch Gefühle für ihn, die über bloße Sorge hinausgingen. Sie hatte nie behauptet, nichts für ihn zu empfinden. Streng genommen hatte sie sich gar nicht dazu geäußert und ihm lediglich deutlich gemacht, dass sie sich nicht auf ihn einlassen wollte. Vielleicht war ja noch nicht alles verloren.
Es hielt ihn nicht länger im Sessel. Am liebsten wäre er unter die Dusche gegangen. Da er sich dafür jedoch durch das Schlafzimmer hätte wagen müssen, verschob er es auf später. Um sich zu beschäftigen, ging er in die Küche, setzte Kaffee auf und holte Salat, Wurst, Käse und Majo aus dem Kühlschrank. Er bezweifelte, dass Kate heute schon etwas gegessen hatte – ebenso wenig wie er. Wenn sie aus ihrem Schmollwinkel kam, würde sie hungrig sein.
Er belegte gerade das zweite Sandwich, als sie in der Schlafzimmertür erschien.
»Der Kaffee riecht gut.«
»Warte, bis ich dir das Sandwich unter die Nase halte.«
Sie versuchte sich an einem schwachen Lächeln, das jedoch rasch einem ernsten Ausdruck wich. »Chase, so geht das nicht. Du kannst mir nicht an einem Abend das Leben retten und am nächsten Morgen beschließen …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass ich eine Belastung für dich bin, aber du hättest mit mir darüber sprechen sollen. Vielleicht hätte ich es verstanden.«
»Eine Belastung«, echote er. »Es geht doch nicht darum, dass du mir zur Last fällst.«
Sie sah ihn an. »Worum dann?«
»Ich will dich nicht länger in Gefahr bringen, Kate. Gestern Nacht … Wenn dir etwas zugestoßen wäre, hätte ich mir das nie verziehen.«
»Deshalb gehst du zu Munarez und riskierst, dass Frank dich umlegt?«, fragte sie ehrlich erstaunt. »Wäre es nicht einfacher gewesen, mit mir darüber zu reden?«
»Hättest du auf mich gehört?«
Ihr Schweigen war Antwort genug.
»Es war die einzige Möglichkeit, dich zu beschützen.«
»Du lieferst dich meinetwegen aus und setzt dein Leben aufs Spiel?« Sie schüttelte den Kopf. »Hör auf, dir meinen Kopf zu zerbrechen, Chase. Ich kann sehr gut selbst entscheiden, was ich tue und was nicht.«
Sein Blick fing ihren ein. »Dir ist der Ernst der Lage nicht bewusst.«
»Ach ja? Glaubst du?«, gab sie beißend zurück.
Er ging um den Tresen herum, zu ihr. Nur mit Mühe gelang es ihm, das Verlangen zu unterdrücken, sie in seine Arme zu ziehen, stattdessen legte er ihr eine Hand auf die Schulter. »Der Killer weiß, dass es dich gibt«, sagte er. »Er hat dich angegriffen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er herausfindet, wo wir sind. Er wird es durch meine Augen sehen, so wie ich durch seine sehen kann. Du bist in Gefahr.«
Sie zog seine Hand von ihrer Schulter, ließ sie aber nicht sofort los. Ihre Finger umklammerten seine, ihre Hand war eiskalt. »Deswegen rufst du Munarez an und lässt dich beinahe von Cassell abknallen?«
»Glaub mir, ich plane, nicht zu sterben.«
»Es ist gut, wenn du leben willst, denn ich schreie dich lieber persönlich an als nur einen verfluchten Grabstein.«
Chase seufzte. »Wenn du das Gespräch mit angehört hast, warum hast du dann nicht versucht mich aufzuhalten?«
Sie ließ seine Hand los. »Du hast nicht ausgesehen wie jemand, der sich aufhalten lässt. Vermutlich hättest du mir nicht einmal zugehört.«
»Aber du warst der Meinung, dass ich dabei war, einen Fehler zu machen.«
»Konnte nur schiefgehen«, nickte sie.
Das stimmte so nicht. Er war dicht dran gewesen, Munarez zu überzeugen. Letztlich war es ihm auch gelungen – wenn auch anders als geplant.
»Vielleicht war ich nur so misstrauisch, weil ich weiß, dass Munarez mich nicht ausstehen kann«, räumte sie ein. »Aber in der Regel kann ich mich auf meine Intuition verlassen. Deshalb bin ich dir in einem Taxi gefolgt. Ich war in der Mall und habe beobachtet, wie sie dich abgeführt haben – und dann habe ich ihn gesehen.«
»Frank?«
Sie nickte. »Er ist euch gefolgt. Sobald ich sah, dass ihr über die Ladezone nach draußen gegangen seid, habe ich einen Bogen zum Haupteingang geschlagen und mich im Schutz der Büsche angeschlichen.«
»Und jetzt kommst du dir vor wie James Bond?«
Kate verzog das Gesicht. »Dafür war die Verfolgungsjagd zu armselig. Nur ein U-Bahn-Bahnsteig, keine Autowracks, nicht mal eine kleine Explosion. Pah!«
Ihre Worte
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