Dämonisches Tattoo
nervös, dass es sie nicht lange auf dem Boden hielt und sie sich stattdessen an den Laptop setzte und auf die Tasten trommelte.
Nach drei Stunden war Chase mit seiner Geduld am Ende und griff nach dem Handy. Beim dritten Klingeln meldete sich Munarez.
»Anita, wo stecken Sie?«
»Ich bin gerade auf dem Rückweg von Tombesdale Point«, erklärte sie. »Dieser Quinn war nicht dort.«
Chase fluchte. »Weiß jemand, wo er ist?«
»Falls ja, haben sie es mir nicht gesagt.« Munarez schwieg einen Moment. »Sie denken, dass Frank dort war, oder?«
»Kann gut sein.« Chase wollte sich seine Zuversicht bewahren, andernfalls wäre er versucht gewesen das Handy zu packen und es gegen die Wand zu schleudern. »Aber es besteht noch immer die Möglichkeit, dass er einfach untergetaucht ist.«
»Sagen Sie mir doch endlich, was los ist, Chase!«
Er unterdrückte ein Seufzen. »Ich habe Ihnen schon gesagt, dass Sie mir nicht glauben werden.« Es würde absolut nichts bringen, ihr seine Geschichte zu erzählen, ohne dass Quinn sie bestätigte. Sie würde ihm einen Vogel zeigen, noch während die Handschellen zuschnappten. Er brauchte Quinn.
»
Mierda!
Ich habe genug von eurer Geheimniskrämerei! Cassell verbirgt etwas, das sehe ich an seinen Augen, und Sie rücken auch nicht mit der Sprache heraus. Dabei habe ich Ihretwegen meinen Job aufs Spiel gesetzt! Wenn jemand herausfindet, dass ich Sie absichtlich habe laufen lassen …« Sie machte eine kurze Pause, dann schnappte sie: »Ihr verdammten FBI-Anzüge könnt euch warm anziehen, denn wenn ich herausbekomme, was hinter der ganzen Sache steckt, werde ich euch beide in den Arsch treten.«
»Suchen Sie im Internet nach dem Geist des Jägers, einem Nidwaya-Ritual«, sagte Chase und beendete die Verbindung. Als er Kates Blick auf sich spürte, hob er den Kopf.
Sie runzelte die Stirn. »Was ist passiert?«
»Nichts.«
»Nichts? Warum glaube ich das nicht? Du siehst aus, als hätte jemand dein Vorschriftenbuch genommen und vor deinen Augen in der Luft zerrissen.«
»Glaub es ruhig, denn gerade dieses Nichts ist das Problem.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Sie hat ihn nicht gefunden.«
Kates Fluch hätte ebenso gut aus seinem eigenen Mund kommen können, so deutlich drückte er aus, was auch er empfand. »Was machen wir jetzt?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung.«
Kate starrte aus dem Fenster in den Garten hinaus und kaute nachdenklich auf ihrer Lippe. Plötzlich hellten sich ihre Züge auf. »Dass Munarez ihn nicht angetroffen hat, heißt nicht, dass wir ihn ebenfalls nicht finden werden.«
»Ach ja?«
»Wir werden die Leute in seiner näheren Umgebung befragen«, sagte sie aufgeregt. »Vielleicht kann uns einer von denen zu ihm führen – und wenn wir uns durch ganz Tombesdale Point telefonieren müssen!« Als sie seinen erstaunten Blick bemerkte, lachte sie. »Ich schätze, Recherchearbeiten sind euren Ermittlungen manchmal nicht ganz unähnlich.«
»Sieht ganz so aus.« Er schlug mit der Hand auf die Tischplatte. »Lass uns loslegen!«
Binnen kürzester Zeit hatte Kate aus dem Internet das Telefonbuch von Tombesdale Point hochgeladen. Auf Chase’ Anweisung hin kopierte sie alle Einträge zum Familiennamen Quinn in die linke Spalte einer zweispaltigen Tabelle. Es sah beinahe so aus, als bestünde der halbe Ort aus Familien mit diesem Namen. Sie würden sie alle abtelefonieren, und wenn sie keinen Erfolg hatten, würden sie sich den Rest des Telefonbuchs vornehmen.
Bewaffnet mit Stift, Papier und ihren Handys setzten sie sich an den Tisch und machten sich an die Arbeit. Jeden erfolglosen Kontakt verschoben sie von der linken in die rechte Spalte, die sich im Laufe der nächsten Stunden immer weiter füllte. Die Quinns waren eine Familie, die zusammenhielt. Niemand war bereit Auskunft zu geben. Die meisten gaben vor, nichts zu wissen (obwohl ihr Tonfall das Gegenteil sagte), und beendeten das Gespräch so schnell wie möglich.
Einige legten einfach auf, sobald Chase sein Anliegen vorbrachte. Der Rest behauptete, Quinn sei nicht da. Chase musste Kate nur ansehen, um zu erkennen, dass es ihr nicht anders erging. Mit jedem weiteren Gespräch wuchs seine Überzeugung, dass dem Indianer nichts zugestoßen war und er rechtzeitig das Weite gesucht hatte. Andernfalls hätte er von mindestens einem zu hören bekommen, dass er verschwunden war – oder zumindest mehr Sorge aus den Stimmen der Leute herausgehört.
Sie hatten die Liste beinahe
Weitere Kostenlose Bücher