Dämonisches Tattoo
entlockten ihm ein Grinsen, trotzdem war ihm nicht wirklich nach Scherzen zumute. »Wenn wir weiter zusammenarbeiten wollen, müssen wir ein paar Regeln aufstellen.«
»Noch mehr?«
Er zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
»Wir haben doch schon drei«, sagte sie. »Ich halte mich zurück und übe bedingungslosen Gehorsam. Allerdings nur, wenn es um den Schlitzer geht, nicht dass du auf dumme Gedanken kommst.«
»Und Regel Nummer drei?«
»Die »Du fährst«-Regel? Außer Kraft gesetzt, seit du uns beinahe gegen einen Baum gefahren hättest.«
Sie hatten Regeln aufgestellt und trotzdem war sie in Gefahr geraten. Künftig würde er noch besser dafür sorgen müssen, dass das nicht passierte. Er würde sie nicht noch einmal an einen Tatort mitnehmen. Aber vielleicht war das gar nicht mehr nötig. Wenn Munarez den Indianer fand und der ihn entlastete, würde Frank hinter Gittern landen und Chase hätte die Einsatzkräfte der Polizei zur Verfügung, um den Killer dingfest zu machen. Kate brauchte dann nur noch an einem sicheren Ort abzuwarten, bis es vorüber war. Genau genommen war es noch immer derselbe Plan wie heute Morgen, als er sich aus dem Haus geschlichen hatte. Nur dass er jetzt einen Schritt weiter war. Er hatte Munarez auf seiner Seite. Dass sie ihm bedeutet hatte, er solle sie anrufen, hieß, dass sie der Bitte nachkommen würde, die er in der Mall geäußert hatte.
»Also gut, ich werde in Zukunft mit dir über meine Pläne sprechen«, stimmte er zu. »Aber das ist keine Demokratie – ich entscheide, was das Beste ist, und das wird dann auch gemacht.«
»Das fällt unter die ›Du bist der Boss‹-Regel.« Kate kniff die Augen zusammen. »Die Entscheidungen überlasse ich dir, aber ich erwarte, dass du dir meine Argumente anhörst und darüber nachdenkst.«
»Einverstanden.«
Sie lehnte sich gegen den Türstock und verschränkte die Arme vor der Brust. »Und wie geht es jetzt weiter? Warum hat Munarez dir signalisiert anzurufen?«
Chase erzählte ihr von seinem Gespräch mit der Polizistin.
»Das heißt, sie fährt ins Reservat und spricht mit Quinn?«
Er nickte. Nachdem, was geschehen war, würde sie es nicht weiter aufschieben und sich sofort auf den Weg machen. Er beschloss, ihr bis zum Abend Zeit zu geben, bevor er anrief.
»Dann heißt es jetzt wohl warten«, seufzte Kate und warf einen sehnsüchtigen Blick auf eines der Sandwiches. »Denkst du, du kannst dich dazu entscheiden, es mir zu geben, bevor ich verhungere?«
*
Während des Essens sprachen sie nicht viel, trotzdem war die Stimmung nicht länger angespannt. Auch wenn es ihm lieber gewesen wäre, Kate in Sicherheit zu wissen, war er gleichzeitig froh, dass sie da war. Ihre Nähe tat gut und gab ihm ein Gefühl der Ausgeglichenheit.
Als sie nach dem Essen die Teller in die Spülmaschine räumten, fiel sein Blick auf Kates Wange. Das schlechte Gewissen traf ihn wie ein Vorschlaghammer. Er war die ganze Zeit so sehr mit seinem eigenen Mist beschäftigt gewesen, dass er sie nicht einmal gefragt hatte, wie es ihr ging.
»Deine Wange sieht besser aus.« Tatsächlich war die Schwellung zurückgegangen und schimmerte lediglich leicht bläulich, und im Gegensatz zu gestern klangen ihre Worte klar und deutlich. »Wie fühlst du dich?«
»Es dröhnt noch ein bisschen, aber das Paracetamol hilft.«
»Ist dir schlecht? Schwindlig? Wird dir plötzlich schwarz vor –«
Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Beruhige dich. Es geht mir gut.«
Am liebsten hätte er gefragt, ob sie sich sicher war, doch sie hätte ihm auch beim zehnten Mal keine andere Antwort gegeben. Er löste ihre Hand von seinem Arm, führte sie an seinen Mund und hauchte ihr einen Kuss auf die Fingerspitzen. »Ich bin froh, dass du da bist.«
Sie lächelte, trotzdem entzog sie sich ihm. Plötzlich wirkte sie nervös, und vermutlich konnte er froh sein, dass sie nicht sofort wieder die Flucht ergriff. Da er ihre Gesellschaft nicht missen wollte, bedrängte er sie nicht weiter.
Im Laufe des Nachmittags verabschiedete sich seine Ausgeglichenheit und machte einer wachsenden Unruhe Platz. Anfangs gelang es ihm noch, sich abzulenken – erst mit dem Essen, danach durch eine ausgedehnte Dusche. Als er merkte, dass seine Rastlosigkeit wuchs und der Impuls immer stärker wurde, zum Telefon zu greifen und Munarez anzurufen, ließ er sich auf dem Teppich nieder und versuchte es mit Entspannungsübungen. Kate leistete ihm eine Weile Gesellschaft, doch sie wirkte selbst so
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