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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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mittlerweile so außer Atem, dass sie das Fluchen einstellen musste, um mit ihm Schritt halten zu können. Allerdings schwor sie sich, künftig wieder mehr Sport zu treiben und weniger Abende auf ihrer Couch vor dem Fernseher zu verbringen.
    Während sie ihm durch die Straßen von Cheverly folgte, holte sie weiter auf – langsam, aber immerhin. Die Gegend veränderte sich, die Grundstücke wurden kleiner, die Einfamilienhäuser rückten dichter zusammen, und als sie um eine weitere Ecke bogen, erreichten sie eine Straße, in der die hübschen Häuser von kleinen Läden, Restaurants und Bars abgelöst wurden. Es war der Weg zur U-Bahn-Station. Im Gegensatz zu den verlassenen Straßen, die hinter ihnen lagen, waren hier noch vereinzelt Leute unterwegs. Die Bars hatten mittlerweile geschlossen, die Restaurants schon sehr viel länger, und diejenigen, die jetzt noch auf der Straße waren, gehörten zu den Letzten, die von den Stühlen gekehrt worden waren.
    Ihr Abstand zu Chase war weiter geschmolzen. Er blieb am Straßenrand stehen, aufgehalten von zwei Autos, die in diesem Moment an ihm vorüberrauschten, ehe er die Straßenseite wechselte und auf eine Bar namens
Metro Station
zuhielt. Kate wollte ihm folgen. Dank der kurzen Verzögerung beim Überqueren der Straße war sie nun dicht an ihm dran. Keine fünfzehn Meter mehr. Bevor sie jedoch einen Fuß auf die Straße setzen konnte, taumelte ihr ein blonder Schönling in den Weg, einer jener Typen, die grundsätzlich Captain des Footballteams waren – nur dass dieses Exemplar ordentlich einen in der Krone hatte.
    »Hey Süße!«, begrüßte er sie mit schwerer Zunge. »Willst du einen mit mir trinken? Ich hab da noch was in meinem Wagen.«
    Kate sparte sich eine Antwort und schob sich an ihm vorbei. Chase hatte die andere Straßenseite erreicht und ging auf eine Frau zu, die gerade die Bar verließ. Ein vierschrötiger Typ kam hinter ihr aus dem Laden und schloss die Eingangstür ab. Mit einem kurzen Nicken in Richtung der Frau stieg er in einen alten Toyota, der vor der Bar am Straßenrand parkte, und fuhr davon.
    Die Straße war nun nahezu verlassen. Lediglich die Frau war noch da und kramte in ihrer Handtasche. Chase’ Blick war direkt auf sie gerichtet. Was sollte das? Was wollte er von ihr?
    Kate wollte auf die andere Straßenseite, doch der Betrunkene hielt sie fest.
    »Warte doch mal«, lallte er. »Will doch nur ’n bisschen Spaß.«
    »Den kannst du dir woanders suchen!« Sie schüttelte seine Hand ab, und als er einen weiteren Schritt auf sie zu machte, verpasste sie ihm einen Stoß, der ihn zurücktaumeln ließ. »Verpiss dich!«
    Murrend und über frigide Weiber schimpfend, zog er ab. Kate wandte sich wieder der Bar zu, doch Chase war nicht mehr zu sehen. Ebenso wenig wie die Frau.
    Sie lief über die Straße. »Chase?«
    Das leise Knirschen von Kies war die einzige Antwort. Es kam aus einer schmalen Durchfahrt zwischen der Bar und einem angrenzenden Gemüseladen. Kate folgte dem Geräusch um die Ecke. Sie strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht, um besser sehen zu können, und starrte in die Gasse. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Finsternis abseits der Straßenlaternen, und die Dunkelheit gab eine vertraute Silhouette frei, groß und muskulös: Chase. Er stand mit dem Rücken zu ihr.
    Noch einmal rief sie seinen Namen. Sie war nahe genug, dass er sie gehört haben musste, doch er reagierte nicht. Sichtlich befand er sich noch immer in einem Trancezustand. Ihr Blick fiel auf seine nackten Füße. Sie musste ihn dort herausholen, bevor er sich die Fußsohlen noch an irgendwelchen Scherben zerschnitt, die hier garantiert herumlagen.
    Mit schnellen Schritten schloss sie zu ihm auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch er schüttelte sie mit einer einzigen fließenden Bewegung ab und ging weiter.
    »Verflucht, dreh um, bevor du dich verletzt!« Sie folgte ihm, bis sich die Durchfahrt zu einem kleinen, schäbigen Hinterhof öffnete. Eine schummrige Lampe an der Rückwand des Hauses weichte die Finsternis auf und verwandelte sie in ein Gemisch aus fahlem Licht und langen Schatten.
    Kate beschleunigte ihren Schritt, schob sich an Chase vorbei und stolperte rückwärts vor ihm her, als er nicht stehen blieb und sie nur immer weiter vor sich hertrieb. Zum ersten Mal, seit sie versucht hatte, ihn daran zu hindern, das Haus zu verlassen, sah sie sein Gesicht. Ein Anblick, der ihr den Atem stocken ließ. Es war sein Gesicht, doch zugleich

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