Dämonisches Tattoo
Noch immer konnte er die Augen nicht von Kates Gesicht darauf abwenden. Schlafend. Ahnungslos. Er stützte die Arme auf das Waschbecken und atmete tief durch, versuchte sein Entsetzen und die Furcht zu verdrängen, die ihn beim Anblick des Fotos überkamen. Der Killer war im Haus gewesen, letzte Nacht, und weder er noch Kate hatten es bemerkt.
Er weiß, wo wir sind.
Eine eisige Faust schloss sich um sein Herz und drückte es zusammen, bis er glaubte, nicht länger atmen zu können.
Chase wollte schreien.
Lass sie da raus!,
wollte er brüllen, doch jeder Laut blieb ihm im Hals stecken, als er im Spiegel Kate sah, die den Gang entlangkam und auf der Schwelle zum Badezimmer stehen blieb. Er fuhr herum und schob sich vor das Foto, das hinter ihm auf dem Waschtisch lag.
»Was ist denn los?« Sie hatte sich ein langes T-Shirt übergestreift, bei dessen Anblick ihm seine eigene Nacktheit deutlich bewusst wurde. Verflucht, er hatte nicht einmal eine Hose an, in deren Bund er das Foto hätte verschwinden lassen können! Sie sollte es nicht sehen – doch wohin damit?
»Was hast du da?« Sie beugte sich zur Seite und versuchte an ihm vorbeizuspähen.
Ehe er etwas erwidern und ihr sagen konnte, dass es nichts war, stand sie schon vor ihm. Er spürte ihre Wärme auf seiner Haut und konnte nicht verhindern, dass sein Körper auf sie reagierte. Halb aus Verlangen, halb aus dem Wunsch heraus, das Foto vor ihr verborgen zu halten, zog er sie an sich und küsste sie. Ihre Arme wanderten über seine Schultern, den Rücken hinunter zu seinem Hintern, ihre Zunge glitt forschend in seinen Mund. Chase schob ihr Shirt nach oben und ließ seine Hand zwischen ihre Beine gleiten.
»Du kriegst wohl nie genug.« Sie knabberte an seiner Lippe, bevor sie ihre Zunge über seine Wange zu seinem Ohr gleiten ließ.
»Von dir nicht.« Er schob seine Hände unter ihren Hintern, hob sie hoch und rieb sein Glied an ihrer Scham. Mit einem lustvollen Seufzer schlang sie die Beine um seine Hüften und erstarrte mitten in der Bewegung.
»Was ist das?«
Er musste sie nicht ansehen, um zu wissen, dass ihr Blick über seine Schulter auf den Waschtisch gerichtet war.
Nichts,
wollte er sagen, doch er konnte sie jetzt nicht länger belügen. Sie würden darüber sprechen müssen.
Kate glitt von ihm herunter, zog ihr T-Shirt zurecht und griff nach dem Foto.
»Mein Gott«, flüsterte sie. »Er war hier.«
»Er muss gesehen haben, wo wir sind, als er mich gestern aus dem Haus gezwungen hat.« Davon, dass er letzte Nacht noch ganz andere Dinge gesehen hatte, sagte Chase nichts.
Kate ließ das Foto auf den Waschtisch fallen. Ihre Hände zitterten. »Was machen wir jetzt?« Als Chase zu einer Antwort ansetzte, hob sie die Hand. »Sag mir jetzt nicht, dass ich mich an einem dir unbekannten Ort verkriechen soll, bis es vorbei ist.«
Doch genau darauf lief es hinaus. »Es ist der einzige Weg.«
Sie sank mit dem Rücken gegen den Waschtisch. »Das ist nicht dein Ernst. Wir haben das doch alles schon besprochen.«
»Das war, bevor er wusste, wo wir sind.« Er legte die Arme um sie und hielt sie fest, als sie den Kopf an seine Brust legte. »Glaubst du etwa, ich möchte, dass du gehst? Uns bleibt keine andere Wahl, Kate. Ich werde nicht riskieren, dass er dir etwas antut. Verstehst du das?«
»Natürlich verstehe ich das«, sagte sie, ohne den Kopf zu heben. Ihr Atem strich warm über seine nackte Brust. »Aber das heißt noch lange nicht, dass es mir gefällt.«
»Du bekommst deine Story, das verspreche ich dir.«
Mit einem Ruck löste sie sich aus seinen Armen. Ihr Blick heftete sich voller Unglauben auf ihn. »Das ist nicht dein Ernst? Nach letzter Nacht denkst du ernsthaft an diesen blöden Artikel? Nicht einmal ich tue das!«
Seufzend griff er nach ihren Schultern und zwang sie, ihn anzusehen. »An erster Stelle denke ich an deine Sicherheit. Nachdem Munarez uns nicht sofort hat hochgehen lassen und wir die Aussicht auf Quinns Aussage hatten, dachte ich, du wärst aus der Schusslinie.
Das
hier«, er nahm das Foto vom Waschtisch und wedelte damit in der Luft, ehe er es zurückwarf, »ändert alles.«
»Chase.«
Er schüttelte den Kopf. »Du hättest mich womöglich davon überzeugen können, dass ich tatsächlich nicht imstande bin, dir etwas anzutun – er ist es und er weiß jetzt, wo wir sind.«
»Dann lass uns woanders hingehen.«
»Damit gewinnen wir lediglich ein wenig Zeit«, widersprach er. »Einen Tag, vielleicht auch zwei oder drei.
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