Dämonisches Tattoo
ich bin?«
»Nein.«
»Dann bin ich in Sicherheit. Also, nimm uns nicht diese Möglichkeit, in Kontakt zu bleiben und mir meine geistige Gesundheit zu erhalten.«
»Du hast ja recht«, seufzte er. »Was ist mit deiner geistigen Gesundheit? Wie geht es dir?«
»O Gott, Chase, ich langweile mich hier zu Tode!«, platzte sie heraus. »Ich fühle mich wie in einem Käfig, und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, frage ich mich die ganze Zeit, ob du in Ordnung bist oder womöglich in Schwierigkeiten steckst.«
»Nicht mehr Schwierigkeiten als bisher auch.« Sie glaubte beinahe zu sehen, wie er mit den Schultern zuckte. »Das Haus ist leer ohne dich«, sagte er dann. »Ich bin froh, dass du angerufen hast. Du fehlst mir.«
Seine Worte ließen ihr Herz schneller schlagen. »Gut, dass deine Miss Tanner nicht bei dir ist.«
Er lachte leise.
»Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ich vermisse dich auch.« Sie war kurz davor, ihn zu fragen, welche Bedeutung ihre gemeinsame Nacht für ihn hatte, doch das war nichts, was sie am Telefon besprechen wollte. Sie wollte ihm dabei in die Augen sehen. »Hast du schon mit Quinn gesprochen?«
»Nein.« Die Frustration war ihm deutlich anzuhören. Wenn sie jetzt bei ihm gewesen wäre, hätte sie nach seiner Hand gegriffen. »Es ist absolut gar nichts passiert. Kein Anruf von Quinn und auch nichts Neues von
ihm.
Er hat nicht versucht Kontakt zu mir aufzunehmen, und mir ist es ebenfalls nicht gelungen, die Verbindung aufzubauen. Meine Beine sind schon völlig gefühllos, so oft sitze ich im Yogasitz auf dem Teppich und versuche zu ihm durchzudringen. Er schottet sich ab.«
»Ich schätze, er will dich zappeln lassen«, überlegte sie laut. »Erst lässt er die große Bombe platzen, indem er uns zu verstehen gibt, dass er weiß, wo wir sind, und dann strapaziert er deine Nerven durch völlige Abwesenheit.«
Chase seufzte. »Ich denke auch, dass er genau weiß, was er tut.«
»Ich wünschte, du würdest das Haus verlassen, Chase. Auch wenn ich aus seiner Reichweite bin, weiß er noch immer, wo
du
steckst.«
»Aber mir kann er nichts tun, wenn er nicht vorhat, sich selbst umzulegen.«
Er hatte ja recht, trotzdem gefiel es ihr nicht. Im Haus saß er mehr oder weniger auf dem Präsentierteller.
»Weißt du«, meinte er nach einer kurzen Pause, »am liebsten würde ich ewig mit dir weitersprechen.«
»Was nicht möglich ist, da eher früher als später das Gesprächsguthaben zu Ende ginge«, vollendete sie seine Überlegung.
»Verfluchte Einweg-Handys.«
»Sieht so aus.«
»Kate?«
»Ja?«
»Versprich mir, dass du dir keine Sorgen machst. Bleib einfach, wo du bist, und warte ab. Alles wird gut werden.«
Wie konnte sie sich keine Sorgen machen? Um ihn jedoch zu beruhigen, versprach sie es ihm. »Tu mir einen Gefallen und lass nicht zu, dass ich dich als Leiche des Tages in den Nachrichten zu sehen bekomme, ja?«
»Ich werde alles daransetzen, damit du mich am Stück und lebend zurückbekommst.«
»Andernfalls bekommst du Ärger.« Schnell trennte sie die Verbindung, ehe ihr noch dumme Worte wie »Ich liebe dich« herausrutschen konnten. Tat sie das überhaupt? Liebte sie ihn? Es war zu früh, das zu sagen, ganz sicher allerdings war sie ziemlich verschossen in diesen speziellen Bundesagenten.
Es war höchste Zeit, dass der Killer dingfest gemacht wurde, damit sie endlich mit Chase sprechen konnte. Der einzige Weg, das zu beschleunigen, bestand darin, dass er die Hilfe der Polizei bekam – was nicht passieren würde, solange ihn alle für einen Verbrecher hielten.
Es musste doch eine Möglichkeit geben, ihn zu entlasten. Auch ohne den Indianer. Es würde ja schon genügen, wenn Cassell aus dem Weg wäre. Wenn ihr das gelänge, könnte sie Chase zumindest in dieser Hinsicht den Rücken frei halten.
Die Frage war nur, wie sich das anstellen ließe.
Ganz gleich, wie sie es auch drehte und wendete, die Antwort darauf war immer derselbe Name: Anita Munarez. Die Polizistin hatte Chase und sie entkommen lassen, sie hatte sogar versucht Quinn aufzutreiben. Wenn es Kate gelang, mit ihr zu sprechen und ihr alles zu erklären, wäre sie womöglich bereit, Cassell aus dem Verkehr zu ziehen.
Kate glaubte nicht, dass ihr Detective Munarez eine ähnliche Falle stellen würde wie zuvor Chase. Nicht nachdem sie ihre Kooperationsbereitschaft unter Beweis gestellt hatte. Trotzdem war Munarez durch und durch Polizistin, sie handelte – ähnlich wie Chase
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