Dämonisches Tattoo
Hause«, behauptete er. »Was gibt es?«
»Wir haben eine Spur«, erklärte Munarez. »Ein Kollege hat die Reportertussi in einer Mall gesehen und unsere Leute verständigt.«
»Konnte sie sagen, wo Chase sich versteckt?«
»Sie konnte gar nichts sagen«, schnaubte die Polizistin in den Hörer. »Dieser Trottel hat sie ziehen lassen und dann aus den Augen verloren.
Imbécil!
«
Es dauerte eine Weile, bis Frank sie dazu brachte, ihm einen zusammenhängenden Bericht der Geschehnisse zu liefern. So wie es aussah, hatte Chase die Frau noch immer in seiner Gewalt und zwang sie, ihm zu helfen. Womit er sie in der Hand hatte, wusste laut Munarez niemand. Frank war sich allerdings nicht so sicher, ob es überhaupt ein Druckmittel brauchte, um sie zur Zusammenarbeit zu bewegen. Vermutlich würde allein die Aussicht auf eine Story genügen.
Zumindest wusste er jetzt, dass Chase wieder in D. C. war.
»Passen Sie auf, Anita, ich habe ein paar freie Tage«, erklärte er. »Ich komme nach D. C. und werde Sie bei der Fahndung nach Chase unterstützen. Rufen Sie mich an, sobald es etwas Neues gibt, ich tauche morgen früh bei Ihnen im Revier auf, damit wir unsere Suche koordinieren können.«
»Kommt überhaupt nicht infrage«, fuhr sie ihn an. »Ich brauche keinen von euch Anzügen, der mir sagt, wie ich meine Arbeit zu machen habe!«
»Ich kenne Chase, ich weiß, wie er tickt. Wenn Sie ihn wirklich aufspüren wollen, werden Sie keine bessere Hilfe als mich bekommen.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Ich habe nicht vor, mich in Ihre Arbeit einzumischen, ich will Ihnen nur helfen Chase zu schnappen, bevor er den Killer mit Mitteln unterstützen kann, die über den Diebstahl von Beweismaterial hinausgehen.«
»
Váyase al carajo!
Sie halten sich im Hintergrund, reden mir nicht drein und sagen meinen Leuten nicht, was Sie zu tun haben, dann können Sie meinetwegen dabei sein.«
»Einverstanden.«
Frank beendete die Verbindung. Selbst wenn Munarez an Chase’ Schuld zweifeln sollte, würde sie alles daransetzen, ihn zu fassen – für Fragen war später noch Zeit, sobald sie ihn in ihrem Verhörzimmer hatte. Nur dass Frank nicht vorhatte, Chase jemals bis dorthin kommen zu lassen.
Washington also. Darauf hätte er auch selbst kommen können, nachdem Chase sich den ganzen Tag nicht im Reservat blicken ließ. Aber was hatte er dort zu suchen?
Darauf gab es nur eine Antwort: Das Ritual hatte funktioniert und Chase war nun auf der Jagd nach dem Schlitzer.
Und ich bin ab sofort ebenfalls auf der Jagd.
Wer ihm zuerst ins Netz ging, würde sich zeigen. Wer von den beiden es auch sein mochte, am Schicksal des anderen würde das ohnehin nichts ändern.
14
Während seiner Jahre beim FBI hatte Chase oft Situationen erlebt, in denen sich die Zeit wie Kaugummi gezogen hatte, und nicht nur einmal hatte er dabei auch um seine Sicherheit bangen müssen. Selten jedoch war er so rastlos gewesen wie in den Stunden, nachdem Kate das Motel verlassen hatte, um nach D. C. zu fahren.
Mehr als nur einmal hatte er sich gefragt, ob sie tatsächlich zurückkommen würde. Jedes Mal hatte er sich gesagt, dass ihr gar keine andere Wahl blieb – ohne ihn gab es keine Story. Nachdem er endlich davon überzeugt war, dass sie ihn weder verraten noch sitzen lassen würde, war seine nächste Sorge, dass sie der Polizei ins Netz ging. Womöglich wurde sie schon seit Stunden verhört und war kurz davor, seinen Aufenthaltsort preiszugeben. Vielleicht hatte sie es in dieser Sekunde getan.
Draußen wurde es bereits dunkel, als sie endlich kam. Sie drückte sich durch den Türspalt wie ein Einbrecher und sah so gehetzt aus, dass er das Schlimmste befürchtete.
»Ist Ihnen jemand gefolgt?«
»Nein, niemand.«
»Sind Sie sicher?«
»Abgesehen davon, dass ich mehr in den Rückspiegel gestarrt habe als nach vorn, bin ich mehrmals am Straßenrand stehen geblieben, um zu sehen, wer alles an mir vorbeifährt – von den ganzen Umwegen mal gar nicht zu reden.« Sie nickte. »Also ja, ich bin mir sicher.«
Sie wollte ihre Reisetasche nehmen, die sie schon am Morgen gepackt hatte, doch Chase nahm sie ihr ab. »Geben Sie den Schlüssel an der Rezeption ab, ich warte im Wagen.«
»Der schwarze SUV gleich vor der Tür.« Sie hielt ihm den Autoschlüssel hin, schloss jedoch ihre Finger darum, als er ihn nehmen wollte. »Machen Sie sich keine Hoffnungen – ich fahre.« Dann ließ sie den Schlüssel los und ging zur Rezeption.
Keine fünfzehn Minuten
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