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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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später lagen das Motel und Woodbridge hinter ihnen und sie fuhren auf dem Highway in Richtung Washington. Chase hatte erwartet, dass sie ihn mit Fragen oder Berichten darüber, was sie im Laufe des Nachmittags getan und erlebt hatte, überhäufen würde, doch sie sagte kein Wort. Schweigend starrte sie auf die Straße und kaute dabei auf ihrer Unterlippe.
    »Haben Sie Hunger?«, fragte Chase schließlich.
    »Wieso?«
    »Weil ich das Gefühl habe, dass Sie sich jeden Moment selbst auffressen werden.«
    »Ich habe Mist gebaut«, gestand sie zerknirscht.
    »Was haben Sie angestellt?«
    »Kreditkartenzahlung«, stöhnte sie und verzog das Gesicht, als würde ihr das bloße Wort schon Schmerzen bereiten.
    Chase wusste nicht, ob er Mitleid haben oder sich ärgern sollte. In Anbetracht ihres Gesichtsausdrucks tendierte er am ehesten zu einem schadenfrohen Grinsen, trotzdem blieb er ernst. »Wo?«
    Sie sagte es ihm.
    »Das war so dumm von mir!«, schimpfte sie. »Ich hätte daran denken müssen!«
    »Wie oft waren Sie in Ihrem Leben schon auf der Flucht vor der Polizei?«
    »Noch nie.«
    »Und wie oft haben Sie schon ein Verbrechen begangen?« Sie sah ihn kurz an, ehe sie den Blick wieder auf den Verkehr richtete. »Sprechen wir von richtigen Verbrechen, etwas, das schlimmer ist, als vor einem Hydranten zu parken?«
    Er nickte.
    »Dann auch noch nie.«
    »Dann kann auch niemand von Ihnen erwarten, dass Sie wissen, wie man so etwas macht und wie man sich dabei verhält.«
    »Aber es gibt das Fernsehen«, protestierte sie. »Krimis und Thriller – ich hätte vorbereitet sein müssen.«
    »Fernsehen als Vorbereitung? Warum bin ich darauf nicht gleich gekommen? Stattdessen habe ich Jahre mit meiner Ausbildung verschwendet.« Jetzt tat sie ihm tatsächlich leid, sie machte sich solche Vorwürfe, als hätte sie ihn persönlich bei der Polizei angeschwärzt. »Das ist genauso ein Blödsinn, als würden Sie sagen, sie hätten alle Superman- und Spiderman-Comics gelesen, um sich auf Ihre Karriere als Reporterin vorzubereiten.«
    Sie zuckte so schuldbewusst zusammen, dass ihm ein »Sagen Sie, dass das nicht wahr ist!« herausrutschte.
    »Natürlich ist das nicht wahr«, sagte sie mit einem bösen Seitenblick in seine Richtung. »Allerdings habe ich die Comics als Kind sehr gern gelesen und vielleicht habe ich dabei tatsächlich meine Faszination für diesen Beruf entdeckt. Nur dass ich natürlich nie vorhatte, über Superhelden zu berichten.«
    »Nein«, meinte er lächelnd. »Sie geben sich mit FBI-Agenten zufrieden.«
    »Ich bin eben genügsam.«
    Jetzt lachten sie beide.
    Ein Hinweisschild kündete in einer halben Meile Entfernung eine Raststätte an.
    »Fahren Sie dort raus, Lois Lane.«
    »So wie es derzeit um meine Karriere bestellt ist, können Sie mich wohl eher Jimmy Olsen nennen.« Sie setzte den Blinker, bog auf den Rastplatz ein und stellte den Wagen auf dem Parkplatz vor dem riesigen Flachbau ab. »Okay, was wollen wir hier? Müssen Sie aufs Klo?«
    »Ich habe nicht vor, auszusteigen, aber Sie gehen jetzt da hinein und kaufen etwas – irgendwas – und bezahlen es mit Ihrer Kreditkarte.«
    »Was? Aber …« Sie sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
    »Ihren ersten Einkauf haben Sie in diesem Wal-Mart irgendwo im Norden von D. C. gemacht«, erklärte er, »danach waren Sie eine ganze Ecke weiter südlich in der Mall in Arlington und jetzt kaufen Sie hier ein, noch weiter im Süden. Was würden Sie denken, wenn Sie der ermittelnde Beamte wären und diese Kreditkartendaten zu sehen bekämen?«
    Schlagartig verschwand der Zweifel aus ihren Augen und ihre Miene hellte sich auf. »Dass wir auf dem Weg nach Süden sind – fort von Washington. Sie sind ein Genie, Ryan!«
    Als sie eine Stunde später in Cheverly ankamen, trug Chase die Einkaufstüten ins Haus und schluckte zwei Paracetamol, um das aufkeimende Pulsieren an seinem Hals und in seinem Nacken im Zaum zu halten, bevor er begann, sich durch ihre Errungenschaften zu wühlen.
    »Ich habe die Shirts und Pullover eine Nummer größer genommen«, sagte sie. »Der von gestern sieht ein wenig knapp aus.«
    Chase nickte nur. Sie hatte wirklich an alles gedacht, sogar Unterwäsche und Socken hatte sie besorgt. Beim Anblick der neutralen Boxershorts musste er grinsen – an ihrer Stelle hätte er vermutlich nicht widerstehen können, ihn zu ärgern, und einen Männerstring besorgt. Zum Glück hatte sie darauf verzichtet.
    Das Haus selbst überraschte ihn, es war

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