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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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geschoben, und machten sich über das Curry her. Sie waren beide so hungrig, dass sie während des Essens kaum ein Wort sprachen. Sobald sie fertig waren, räumten sie den Tisch ab. Kate öffnete die Spülmaschine und sortierte Teller und Besteck ein. »Wenn das hier vorbei ist, sind Sie mir eine Einladung zum Essen schuldig – bevor diese ›Ich will Sie nie wiedersehen‹-Sache in Kraft tritt.«
    »Tut mir leid, aber Sie passen nicht in mein Beuteschema.«
    »Für eine Entführung reicht es, aber nicht für ein Wiedergutmachungsessen?« Sie verzog keine Miene, trotzdem wusste er, dass seine Worte sie getroffen hatten. Er sah es daran, wie sich das Blau ihrer Augen veränderte, eine Nuance dunkler zu werden schien, ehe sie rasch den Blick abwandte, die Spülmaschine schloss und sich daranmachte, die Arbeitsfläche abzuwischen.
    Es war nichts weiter als seine gewohnte Standardreaktion gewesen, mit der er ungelegene Flirtversuche im Keim erstickte, doch diesmal kam er wohl nicht ohne eine Erklärung davon – zumindest wollte er sie so nicht im Regen stehen lassen. »So war das nicht gemeint.«
    »Sie sind nicht der Typ, der Dinge sagt, die er nicht meint.«
    Chase seufzte. »Die Wahrheit ist, ich habe überhaupt kein Beuteschema.«
    Sie warf den Lappen in die Spüle und sah auf.
    »Ich bin mit meiner Arbeit verheiratet«, fuhr er fort. »Da ist einfach kein Platz für andere Dinge. Abgesehen davon würde keine Frau jemals akzeptieren, dass mein Job immer an erster Stelle steht.«
    »Wenn man dem richtigen Menschen begegnet, ändert sich vieles. Manchmal verschieben sich dann auch die Prioritäten.«
    Er fragte sich, ob da etwas dran sein konnte und ob es diesen Menschen tatsächlich gab, der ihm wichtiger sein könnte als seine Arbeit. Bisher war er ihm noch nicht begegnet.
    »Ich habe lediglich von einem Essen gesprochen, Chase, nicht von einer Hochzeit, aber ich kann auch darauf verzichten – auf beides übrigens.« Sie zuckte die Schultern. »Wollen Sie ein Glas Wein?«
    »Gern.«
    Sie drückte ihm die Flasche und den Korkenzieher in die Hand und brachte zwei Gläser zum Couchtisch. Als Chase mit der offenen Flasche aus der Küche kam, hatte sie es sich im Sessel gemütlich gemacht. Chase goss den Wein ein und setzte sich auf die Couch. »Sie haben gerade einiges über mich erfahren.«
    »Zumindest weiß ich jetzt, dass Sie ein Einzelgänger sind.«
    Das stimmte so nicht. Er hatte Freunde und von Zeit zu Zeit ging er aus und hatte seinen Spaß wie jeder andere auch, er ließ sich nur nicht mehr auf eine feste Beziehung ein. »Ich war verheiratet – ganze sechs Monate lang.« Er schwenkte das Weinglas in der Hand und beobachtete, wie sich das Licht in der dunkelroten Flüssigkeit brach. Das fruchtigsüße Aroma kitzelte seine Sinne. »Wir hatten schon vorher Probleme, Caroline wollte nicht akzeptieren, wie wichtig mir meine Arbeit war, trotzdem hat sie auf die Hochzeit gedrängt. Sie dachte, wenn wir erst verheiratet wären, würde ich mich ändern.«
    »Aber das haben Sie nicht.«
    »Nein.« Es überraschte ihn immer wieder, dass die Erinnerung an Caroline und seine kurze Ehe kein bisschen schmerzhaft war. Wenn er ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass er von Anfang an gewusst hatte, wohin ihre Beziehung führen und wie sie enden würde. Trotzdem war er bereit gewesen, es zu versuchen. Er hatte sie geliebt, doch das hatte ihr nicht genügt – sie hatte darauf bestanden, dass er einen Teil von sich selbst aufgab. Das Ende war unvermeidbar. Trotzdem hatte er sich danach noch zwei- oder dreimal auf eine Frau eingelassen. Im Laufe einer jeden Beziehung war ihm jedoch früher oder später der Gedanke gekommen, dass auch die an seinem Job zerbrechen würde. Dass ihm das nichts ausmachte, war schlimmer als das eigentliche Ende der Beziehung. »Man kann einen Menschen nicht ändern.«
    »Nicht, wenn er es nicht selbst will.«
    »Was ist mit Ihnen?«, wechselte er das Thema. »Sind Sie verheiratet?«
    Sie lachte. »Glauben Sie im Ernst, dass es einen Mann gäbe, der mich jeden Morgen in dem Aufzug auf die Straße ließe, in dem Sie mich kennen?«
    »Zumindest nicht ohne lange Diskussionen.«
    »Ich bin noch nicht lange in Washington und im Augenblick habe ich alle Hände voll zu tun, mich in meinen Job einzufinden – und ihn zu behalten –, dass mir nicht viel Zeit für andere Dinge bleibt.«
    »Was ist mit Ihrer Familie?«
    »Mein Vater und mein Bruder leben in San Francisco, meine Mutter ist vor fünf Jahren

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