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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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nickte. »Das tue ich. Kein Grund, deswegen Händchen zu halten.«
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass er nach ihrer Hand gegriffen und ihre Finger sanft mit seinen umschlossen hatte. Er murmelte eine Entschuldigung, gab ihre Hand frei und lehnte sich im Sitz zurück. Sein Blick war auf den verlassenen Gehweg gerichtet.
    »Wer auch immer unser Schicksal lenkt, scheint jedenfalls Humor zu haben«, meinte er. »Andernfalls wären wir jetzt nicht zusammen hier.«
    »Sehen Sie es als Prüfung.«
    Chase schüttelte den Kopf. »Wenn das eine Prüfung wäre, säße jetzt Munarez neben mir und ich könne mit mir selbst Wetten abschließen, welches Schimpfwort als Nächstes drankommt.«
    »Sie mögen Munarez nicht?«
    »Sie ist schon okay. Nur eben …« Er zuckte die Schultern. »Na ja, auf ihre Weise ein wenig verdreht.«
    »Mich kann sie nicht ausstehen.«
    »Bei Munarez hat man immer den Eindruck, dass sie niemanden mag.«
    »Sie nennt mich aufgetakelte Reportertussi.«
    »Nicht unbedingt ein mexikanisches Schimpfwort.« Vielmehr klang es nach einer Beobachtung. Es sah ganz danach aus, als mochte Munarez sie tatsächlich nicht.
    Kate seufzte. »Ich bin ziemlich furchtbar, oder?«
    »Ich mag Sie«, antwortete er, ohne nachzudenken.
    Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung, dann schüttelte sie den Kopf. »Sie mögen mich vielleicht so, wie ich jetzt bin, aber nicht mein Reporter-Ich.«
    Damit hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Munarez hatte keine Ahnung, wie Kate wirklich war. Er ließ den Motor an und fuhr wieder los. »Sie machen sich wirklich Gedanken darüber, oder? Ist das …« Er brach ab, als sich sein Kopf plötzlich anfühlte, als hätte ihn jemand in einen Schraubstock gespannt.
    Hallo, Agent Ryan,
erklang die mittlerweile beinahe vertraute Stimme in seinem Kopf.
    Ein Bild blitzte vor seinem inneren Auge auf, der Anblick einer gefesselten Frau, die in sich zusammengesunken auf einem Stuhl saß, die Augen geschlossen, das verhärmte Gesicht erschlafft. Ein süßlicher Geruch lag in der Luft. Es dauerte einen Moment, ehe Chase ihn als das erkannte, was es war: Chloroform. Er versuchte mehr zu erkennen, etwas von der Umgebung, das ihm verraten konnte, wo sie war, als ihn Kates Schrei in die Wirklichkeit zurückschleuderte. Der Wagen schoss auf einen Baum zu. Chase riss das Lenkrad herum, trat hart auf die Bremse und kam mit einem Reifen im Grünstreifen am Straßenrand zum Stehen.
    »Er ist in einem Haus!«, rief er und wurde in die nächste Vision gerissen, bevor er mehr sagen konnte.
    Ein eigenartiges Zwielicht beherrschte den Raum, hervorgerufen von der kleinen Stehlampe in der Ecke, die als einzige Lichtquelle ihren matten Schimmer aussandte. Neben dem Stuhl, auf den die Frau gefesselt war, stand eine dunkelblaue Sporttasche auf dem Boden.
    »Willkommen.« Dieses Mal war die Stimme des Mannes deutlicher zu hören, als sei er näher dran.
    »Wie haben Sie das gemacht?«, wollte Chase wissen. »Warum bin ich hier?«
    »Sie meinen, obwohl Sie sich nicht auf die Verbindung konzentriert haben?« Ein leises Lachen folgte seinen Worten. »Ich habe Sie sozusagen eingeladen. Wussten Sie, wie groß die Möglichkeiten dieses Bandes sind, das zwischen uns existiert? Ist das nicht spannend?«
    Chase versuchte einen Blick auf seine Umgebung zu erhaschen, doch der Killer richtete seine Augen auf den dunkelrot geblümten Teppich. »Wenn Ihnen die Auslegware nicht gefällt – ich persönlich finde sie reichlich geschmacklos –, kann ich auch die Augen schließen.« Er ließ eine kurze Pause auf seine Worte folgen. »Oder ist es das, was Sie sehen wollen?« Er lenkte seinen Blick auf die gefesselte Frau. Sie war schlank, beinahe hager. Das kurze rote Haar hing ihr kraftlos in die Stirn, die Haut war bleich und ebenso spröde wie ihre rissigen Lippen. Obwohl er ihre Augen nicht sehen konnte, fand Chase, dass sie müde aussah, wie jemand, der entweder große Sorgen hatte oder zu viel arbeitete.
    Sein Blick wurde von ihr fortgerissen, als sich der Killer nach der Tasche bückte und den Reißverschluss öffnete. Er griff hinein, die Hände mit Latex-Handschuhen geschützt, kramte ein Lederetui hervor und öffnete es. Darin lagen Einwegspritzen und mehrere Fläschchen mit Serum, deren Inhalt Chase auch kannte, ohne den Aufdruck auf den Etiketten zu sehen.
    *
    Der Agent sah durch seine Augen, ein mittlerweile vertrautes Gefühl, das mit einem Prickeln einherging, das das Wissen um die Macht mit sich brachte, die er über

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