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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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Agent Ryan hatte.
    »Wollen Sie wissen, wie ich zu dem gekommen bin, was ich hier tue?« Er nahm eine der Spritzen aus dem Etui und zog sie mit dem Gerinnungshemmer auf, dann hielt er inne. »Die Erste war eine Hure, die ich in einer Bar getroffen habe. Wir haben getrunken und geredet.«
    Es hatte ihn einiges an Überwindung gekostet, sich ihr anzuvertrauen, ihr von seinem Frust zu erzählen und davon, dass er nicht wusste, was er mit seinem Leben anfangen sollte, nachdem die Polizeiakademie ihn abgelehnt hatte. Und sie hatte gelacht! Als sei es der größte Witz der Welt. Als sei
er
der größte Witz der Welt. Wahrscheinlich hatten sich die arroganten Uniformträger, die ihm am selben Morgen mangelnde Fitness und psychische Instabilität bescheinigt hatten, ebenfalls auf seine Kosten amüsiert. Von seinen Bemühungen, in den Polizeidienst aufgenommen zu werden, würde er Agent Ryan jedoch nichts sagen. Der Mann wäre imstande, alle Bewerbungsunterlagen der letzten Jahre zu durchforsten und jeden abgelehnten Teilnehmer unter die Lupe zu nehmen. Zumindest, wenn er nahe genug an das Archiv herankam, ohne vorher festgenommen zu werden. So oder so, das Risiko wollte er nicht eingehen.
    Er hatte das Gesicht der Frau noch immer vor Augen, als wäre es erst gestern gewesen. Ihr Haar war zu blond, die Lippen zu rot, das Parfüm stechend und billig. Der kurze Rock und das weit ausgeschnittene Oberteil überließen kaum etwas der Fantasie.
    »Wie gerne hätte ich ihr das Lachen aus dem Gesicht gedroschen.« Er wusste nicht, warum er das überhaupt erzählte, vielleicht wollte er das Spiel auf eine persönlichere Ebene bringen – oder nach all den Jahren endlich über das sprechen, was damals geschehen war. Beides war denkbar. »Sie sollte mich ansehen und erkennen, dass ich niemand bin, über den man sich lustig macht.«
    Seine Noten waren immer gut gewesen, an der Highschool hatte er sogar zu den Besten seines Jahrgangs gehört, doch niemanden hatte das interessiert. Sein Vater war tot, seine Mutter meistens zu besoffen, um ihn überhaupt zu bemerken, und wenn sie ihn zur Kenntnis nahm, verspottete sie ihn, nannte ihn einen Versager, einen, der sein Leben ebenso wenig auf die Reihe bekommen würde wie sein Vater.
    »Meine Mutter glaubte auch, sie könne über mich lachen. Sie prophezeite mir, dass ich meinen Job verlieren würde.
Jeden
verdammten Job, den ich jemals annehmen würde – und eines Tages, so meinte sie, würde ich es nicht mehr aushalten und mich vor den Zug werfen.« Genau, wie sein Vater es getan hatte.
    »Sie haben sie umgebracht?« Es war das erste Mal, dass Ryan etwas sagte.
    »Nein, nicht doch.« Er hatte ihr die versoffene Fresse poliert, bis sie keine Zähne mehr für ihr mieses Grinsen gehabt hatte, aber er hatte sie nicht getötet. Scheiße, sie war seine Mutter, ganz gleich, was sie getan hatte! Sein Versäumnis von damals hatte Johnnie Walker mittlerweile für ihn übernommen – sie hatte sich totgesoffen.
    »Was war mit der Frau?«, hakte Ryan nach. »Die aus der Bar.«
    Er fragte sich, ob der Agent das wirklich wissen wollte oder ob er lediglich versuchte ihn hinzuhalten. Als ob er ihn noch rechtzeitig finden könnte, um Jane Mercers Leben zu retten!
    »Als ich sie nach dem Preis für eine schnelle Nummer fragte, zögerte sie – als müsse sie erst entscheiden, ob mein Geld gut genug ist, um sich mit mir einzulassen. Fünfzig Dollar – und sie musste erst darüber nachdenken! Schließlich entschied sie sich, mein Geld anzunehmen und hinter dem Haus auf mich zu warten.«
    Als sie vom Barhocker glitt, war ihr Rock nach oben gerutscht und hatte offenbart, was für die nächste Stunde ihm gehören würde. Plötzlich war ihm die Aussicht auf einen schnellen Fick nicht mehr so verlockend erschienen. Tief in seinem Inneren wusste er, dass es ihn nur kurzfristig befriedigen würde, aber ihm nicht seine Unruhe und auch nicht den Zorn über ihr Gelächter nehmen konnte. Trotzdem war er ihr nach draußen gefolgt.
    Er erinnerte sich noch an die kühle Novemberbrise, die den Alkoholdunst und die Hitze der Bar vertrieben und seinen Verstand geklärt hatte.
    »Ich bin ihr hinter das Haus gefolgt.« Der Wind fegte um die Ecke des alten Backsteinbaus und hatte ein paar Zeitungsseiten vor sich hergetrieben, als wollten sie ihm den Weg weisen. »Halb hatte ich damit gerechnet, dass sie nicht dort sein würde, doch sie hat tatsächlich auf mich gewartet. Sie stand an die Hauswand gelehnt da und paffte eine

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