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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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Flehen in ihren Augen spiegelte wider, was nicht mehr über ihre Lippen kommen wollte.
    »Es ist schnell gegangen, roh und ohne die Perfektion, die ich mittlerweile erlangt habe.« Trotzdem mochte er die Erinnerung. Zu sehen, wie ihr schamloses Grinsen für immer erlosch, erfüllte ihn selbst jetzt noch mit einer tiefen Befriedigung, die ihn zum Lächeln brachte. Die bangen Tage und Wochen, die jener Nacht gefolgt waren, in denen er sich in seinem Apartment verschanzt und darauf gewartet hatte, dass die Polizei an seine Tür klopfen und ihn verhaften würde, gehörten der Vergangenheit an. Niemand war gekommen, nicht einmal, um ihn zu befragen. Er war mit einem Mord davongekommen. Dieses Wissen war beinahe noch aufregender gewesen als die Tat an sich. Nein, mit seinem Vater hatte er nichts gemein, er würde niemals werden wie sein alter Herr, unsichtbar und zu schwach, der Welt ihre Grenzen aufzuzeigen.
    *
    Es fiel Chase schwer, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Die Geschichte des Killers zog ihn zu sehr in Bann. Er sog jedes Detail in sich auf in der Hoffnung, einen Anhaltspunkt zu finden, der ihn auf die Spur der Identität dieses Mannes bringen konnte. Doch der verdammte Drecksack schaffte es, viel zu reden, ohne wirklich etwas zu sagen. Erstaunlich, angesichts der Erregung, die in seiner Stimme schwang. Offenbar durchlebte er gerade alles noch einmal, doch sosehr ihn die Erinnerung berauschen mochte, so gut hatte er sich auch im Griff. Kein Wort zu viel, keine Andeutung, nicht der geringste Anhaltspunkt. Letztlich war der Kerl am Ende seines Berichts angelangt und Chase hatte weder etwas Greifbares über ihn erfahren noch einen Hinweis darauf erhalten, wo er sich im Augenblick aufhielt.
    Um ein Haar wäre es Chase gelungen, die Kontrolle über ihn zu erlangen. Sein Einfluss war gewachsen, das hatte er ebenso gespürt wie die verzweifelte Gegenwehr des anderen. Dann jedoch war er auf eine Mauer gestoßen und so heftig dagegen geprallt, dass er zurückgeworfen wurde, wodurch er beinahe die Verbindung verloren hätte. Er war sich nicht sicher, wie es ihm gelungen war, sie aufrechtzuhalten. Es hatte sich angefühlt, als hätte sich sein Geist an den des Killers geklammert und sich mit aller Macht daran festgehalten – ein Parasit, der sich in einem Wirt einnistet.
    »Was haben Sie mit ihrer Leiche gemacht?«, hakte Chase nach, als der Mann nichts mehr sagte. »Wie sind Sie sie losgeworden?«
    Doch der Killer schüttelte den Kopf, eine Bewegung, die Chase zwar nicht spüren, aber durch die Augen des Mannes sehen konnte. »Das waren schon zu viele Informationen – mehr, als ich ursprünglich mit Ihnen teilen wollte, Agent.«
    »Mich würde trotzdem interessieren, warum diese Frau über Sie gelacht hat.«
    »Das kann ich verstehen.« Er stieß ein heiseres Lachen hervor, das mehr einem Bellen glich. »Es würde Ihnen mehr über mich verraten, womöglich genug, um mich früher oder später ausfindig zu machen. Tut mir leid, Chase. Ich darf Sie doch so nennen? Aber so einfach mache ich Ihnen unser Spiel dann doch nicht.«
    Zumindest sah Chase nun um einiges klarer, was die Motivation dieses Mannes anging. Seine Mutter hatte ihn nie beachtet, und wenn, hatte sie ihn nur ausgelacht. Ebenso diese Prostituierte. Mit seinen Morden übte er Rache an seiner Mutter. Er sah sie in seinen Opfern, was auch der Grund war, warum er keine der Frauen vergewaltigt hatte. Durch die nach oben genähten Augenlider zwang er sie, ihm die Beachtung zu schenken, die seine Mutter ihm immer verwehrt hatte, während er sich in den Spiegeln die Bestätigung für seine eigene Existenz holte. Sich selbst zu sehen – und bei seiner
Arbeit
zu bewundern – gab ihm das Gefühl, lebendig zu sein.
    Er hatte von einer rohen ersten Tat gesprochen. Um die Perfektion zu erlangen, mit der er heute seine Morde verübte, musste er eine Weile geübt haben, was bedeutete, dass es weitere Opfer gab. Ungeklärte Morde, die bisher niemand mit dem Schlitzer in Verbindung gebracht hatte. Er musste Fehler gemacht oder Spuren hinterlassen haben. Vielleicht gab es sogar Zeugen. Wenn sich ein paar Beamte die Akten ungeklärter Morde aus den letzten fünf bis sechs Jahren vornahmen, kämen sie ihm womöglich ein ganzes Stück näher. Unglücklicherweise befand Chase sich im Augenblick nicht in der Position, der Mordkommission zu sagen, was sie zu tun hatte. Abgesehen davon, dass sie ihn beim ersten Sichtkontakt einlochten, würde ihm Munarez kein Wort glauben,

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