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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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wurde.
    «Es tut mir
leid, Ivo, ich wusste nicht, dass du politischen Ehrgeiz hast. Du hast immer
nur gelacht, wenn ich dich nach dem Oberhaus gefragt habe. Verzeih meine
Ahnungslosigkeit, aber in meinem Land gibt es eben keine Aristokraten, da
gibt es Männer wie meinen Vater, die arbeiten.»
    Es
herrschte einen Moment lang Stille, ehe Ivo antwortete. «Oh, richtig, dein
Vater, der Sohn des Goldenen Müllers, der seine erste Million mit
einundzwanzig gemacht hat. Was für eine Arbeit tut denn dein Vater genau? Abgesehen
davon, dass er vielversprechende Revuemädchen vorsprechen lässt, meine ich.
Ich dachte, seine Arbeit bestünde darin, deiner Mutter aus dem Weg zu gehen.»
    Cora warf
die Tasse, die sie in der Hand gehalten hatte, nach ihrem Ehemann. Er duckte
sich, und die Tasse landete auf dem Boden und bildete eine Pfütze aus Milch und
Porzellan.
    «Wie kannst
du es wagen, über meinen Vater zu spotten? Was hast du denn getan, ehe du
Herzog geworden bist, abgesehen davon, mit Leuten wie Mrs. Stanley befreundet
zu sein? Mein Vater dagegen leitet die größte Mühle Nordamerikas. Ja, er
hat sein Vermögen geerbt, aber er hat dafür gesorgt, dass es sich vermehrt.
Vergiss nicht, dass es sein Geld ist, das für dieses Haus aufkommt und für
alles, was darin steht.» Sie unterbrach sich, atemlos vor Wut.
    «Sogar für das Porzellan, das du mir
gerade an den Kopf geworfen hast, vermute ich. Und was genau willst du damit sagen, Cora? Wenn du so große
Sehnsucht hast nach Männern, die etwas leisten, warum bist du dann nicht in Amerika geblieben und hast einen von
denen geheiratet? Einem Mädchen wie dir machen doch sicher viele den Hof. Und
trotzdem bist du lieber nach England gekommen und hast einen Herzog geheiratet.
Was hat dich wohl dazu bewogen?»
    Ivo schwieg, weil ein Diener mit
einer silbernen Wärmeplatte hereinkam.
    «Robert, ich habe mich hier sehr
ungeschickt angestellt.» Er zeigte auf die zerbrochene Tasse auf dem Boden.
«Könnten Sie eins der Mädchen bitten,
Ordnung zu machen? Und ich hätte bei der Gelegenheit gern noch einen Kaffee.
Oh, und ich glaube, Ihre Gnaden brauchen eine neue Tasse.»
    Ivo sprach mit dem Diener vollkommen
sachlich, von dem Zorn, den er noch wenige Augenblicke zuvor zur Schau gestellt hatte, war nichts
mehr zu merken. Seine Selbstbeherrschung machte Cora noch wütender als die Sticheleien
gegen ihre Eltern.
    «Das wird nicht nötig sein, Robert,
ich habe genug gehabt.» Cora verließ den Raum, ohne sich umzusehen.
    In ihrem Schlafzimmer griff sie nach
einer der silbernen Haarbürsten und warf sie an die
Wand. Dann trat sie so fest gegen den Bettpfosten, dass ihr Fuß wehtat, und
erst dann setzte sie sich auf das Bett und weinte vor Wut und Enttäuschung
dicke Tränen.
    Fünf Minuten später ging die Tür
auf, und sie hörte Ivos leichten Gang.
    «Geh weg,
ich will nicht mit dir reden.»
    «Du musst kein Wort sagen. Es wäre
mir sogar lieber. Ich bin nur gekommen, um dir mitzuteilen, warum ich Rosebery
einladen möchte. Es ist so, dass er mich im Oberhaus sehr unterstützt. Ich
glaube, er möchte, dass ich seinem Ministerium angehöre. Ich weiß nicht, ob du
verstehst, was das bedeutet; meine Familie ist seit dreihundert Jahren vom politischen
Leben ausgeschlossen, weil wir Katholiken sind. Du hast mich gefragt, ob ich
irgendwelche Ambitionen habe – nun, für mich selbst nicht, aber für meine
Familie schon. Die Maltravers haben die Möglichkeit, wieder Bedeutung zu
erlangen, und es ist meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass es so kommt.»
    Er schwieg. Cora wusste, auch ohne
ihn anzusehen, dass er sich das Kinn rieb, wie immer, wenn er ernst wurde.
    «Dein
Vermögen hat das ermöglicht, Cora. All das wäre nicht geschehen, wenn ich dich
an diesem Tag im Paradise Wood nicht gefunden hätte. Also lass uns nicht mehr
streiten.»
    Sie spürte seine Hand auf ihrer
Schulter; sie drehte sich um, widerstrebend, weil sie ihm ihr
tränenverschmiertes Gesicht nicht zeigen wollte.
    «Ich mag dich, wenn du weinst.» Er
strich mit einem Finger über ihre nassen Wangen. Sie versuchte seine Hand wegzuschlagen,
aber er ließ es nicht zu, streichelte jetzt ihr Gesicht und ihr Haar, als wäre
sie ein verängstigtes Tier, das beruhigt werden musste. Und dann merkte sie,
dass sein Atem schneller ging.
    Cora wollte
ihn nicht ansehen, aber er öffnete schon die Knöpfe ihres Kleides. Sie war
immer noch wütend auf ihn, aber er hatte sie kaum berührt, seit sie ihm von dem
Baby erzählt hatte, und

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