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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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standen oben an der marmornen Treppe und begrüßten
ihre Gäste. Mrs. Wyndham dachte, sie wäre früh, aber auf den Stufen drängten
sich bereits viele Menschen. Sie nahm diesen unverkennbaren Duft von Puder,
Maiglöckchen und Schweiß wahr, der immer ein gesellschaftliches Ereignis ankündigte.
Direkt vor ihr stand ein ungewöhnlich aussehender Mann mit Haaren wie ein
Künstler, die ihm fast bis auf die Schultern fielen. Sie hatte Cora angedeutet,
dass es unklug wäre, bei der Auswahl ihrer Gäste allzu freizügig vorzugehen,
aber Cora war entschlossen gewesen, kein langweiliges Fest zu geben. Das
Ergebnis war, dass die Gäste gemischter waren, als Mrs. Wyndham es gewohnt war:
junge Künstler, ein paar Mitglieder des Kabinetts, untätige Adlige wie Ivos Freund
Reggie Greatorex und tätige wie Lord Curzon, alter Geldadel wie die Atholls,
denen fast ganz Schottland gehörte, und Neureiche wie die Tennants, denen fast
alle schottischen Brauereien gehörten: Und die Bandbreite der Frauen reichte
von der doppelten Herzogin bis zu Mrs. Stanley. Als Mrs. Wyndham in London
ankam, hätte es so eine Mischung noch nicht gegeben, aber heutzutage war die Gesellschaft
kein geschlossener Kreis mehr. Man musste nur Zaster haben, und zwar viel, dann
war einem ein Platz am gesellschaftlichen Firmament sicher.
    Mrs. Wyndhams Blicke huschten durch
den Raum und suchten nach jungen Männern mit Adelstitel und ohne Geld, die an
Adelaide Schiller aus Ohio interessiert sein könnten. Sie hatte drei Millionen
Dollar und einen Akzent, der nur besser werden konnte. Mrs. Wyndham hatte
gehofft, Miss Schiller heute Abend mitbringen zu können, aber Cora hatte sich
nicht erweichen lassen: «Keine Miss Schiller. Es ist mir egal, wie lange sie am
Konservatorium studiert hat, ich bin nicht unfreundlich, aber ich möchte
niemandem einen Anlass für kränkende Bemerkungen über amerikanische Erbinnen
geben. Und ich möchte nicht, dass jemand mit Reggie Greatorex flirtet. Das
würde mir Sybil nie verzeihen.» Mrs. Wyndham hatte versucht, sie zu überreden,
aber Cora kam ihr nicht das kleinste Stück entgegen. «Ivo hat meine Liste schon
zweimal durchgesehen, und ich darf niemanden mehr hinzufügen. Bringen Sie Miss
Schiller doch einmal zum Tee mit, dann sehe ich sie mir an.» Es hatte nicht
lange gedauert, fand Mrs. Wyndham, bis aus einem Mädchen aus New York eine
Grande Dame geworden war. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass Miss Schiller
ebenso wählerisch werden würde, wenn sie erst einmal ihren Adelstitel führte.
    Cora und Ivo standen dicht
nebeneinander, dichter, als man es von einem verheirateten Paar erwarten würde.
Sie sahen in dieselbe Richtung; Ivo stand leicht hinter seiner Frau, und ab
und zu flüsterte er ihr etwas ins Ohr und brachte sie zum Lachen.
    Sir Odo und Lady Beauchamp wurden
als Nächste aus der Reihe angekündigt. Charlotte trug schweren Goldsatin, der
sie buchstäblich erstrahlen ließ; neben ihr sah jede andere farblos aus.
    Die meisten Menschen auf der Treppe
hatten etwas Eifriges an sich, alle waren gespannt – eine neue Gastgeberin,
eine neue Art und Weise, mit den Dingen umzugehen –, aber die Beauchamps
eilten nicht die Treppe empor, sie schlenderten und plauderten mit den Menschen
unten in der Halle. Sie schafften es, dass die Menschen auf der Treppe ein
Spalier bilden mussten und dass der Herzog und die Herzogin es waren, die
warten mussten, während die Beauchamps die Gäste um sich herum begrüßten. Und
als die Beauchamps endlich auf ihre Gastgeber zugingen, wirkten sie fast etwas
müde, als wäre das Fest bereits langweilig geworden.
    Cora, die
keine andere Wahl hatte, als dieses Manöver zu erdulden, lächelte die ganze
Zeit ihr Willkommenslächeln, sogar als Ivo ihr ins Ohr murmelte: «Was trägt
dieser Witzbold Odo denn da? Der Mann ist vollkommen lächerlich.»
    «Wie schön, Sie zu sehen.» Sie
beugte sich etwas vor und küsste Charlotte auf die Wange. «Sie müssen heute
Abend beide an meiner Seite bleiben. Schließlich sind Sie meine ältesten
englischen Freunde.»
    «Ganz bestimmt, Herzogin», kicherte
Odo. «Charlotte und ich behaupten gern, Sie erfunden zu haben!»
    «Niemand
könnte Cora erfinden, Odo», sagte der Herzog. «Nicht einmal ein Mann mit
deiner Phantasie. Meine Frau gehört einer neuen und wunderbaren Art an, die
sich in Amerika entwickelt hat. Nichts macht ihr Angst, noch nicht einmal ihre
Mutter.»
    «Ivo, red
nicht so einen Blödsinn», sagte Cora, der es jedoch gefiel, dass Ivo

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